Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Un
ten auszusuchen; wir thun es; und finden zugleich
das Maul des Gestelles zu bewundern.

"Pfeiler -- glitschen
"Unterfressen von ihrem Gestell. --
Noah, 293 S.
Unwirthbar.

Wohlan! Wieder ein Diebstahl!
Ey! wie wird doch Lohenstein nicht geplündert:
Hier ein Blümchen; dort ein Steinchen: bis er
ganz ins Schweizerische wird übersetzet seyn.
Denn so sagt Thamar:

"Mir ist kein Ort unwirthbar --
Noah, 194 S.

Wer bewirthet hier? das Fräulein den Ort?
oder der Ort das Fräulein? Und so sagt Lohen-
stein im Jbrahim:

"Für des unwirthbarn Meeres Mund
"Der Donau süße Lipp', u. grüne Fluth zu
küssen.

Pfuy! das schmecket garstig. Das grüne Zeug
zu küssen! Das nennen wir Lohensteinisiren;
und es geschiehet oft, daß das, was man in der
Jugend verworfen, im Alter geliebt wird. Denn
z. E. so lobten wir nichts weniger, als den Herrn
von Lohenstein,
als wir die Sitten maleten;
nun aber ahmen wir ihm nach, da wir den Noah
verheutigen.

Umsetzung.

Man sagt: in der Welt gehen täglich
Veränderungen vor. Schlecht gegeben! Male-
rischer:

Jn

Un
ten auszuſuchen; wir thun es; und finden zugleich
das Maul des Geſtelles zu bewundern.

Pfeiler — glitſchen
“Unterfreſſen von ihrem Geſtell. —
Noah, 293 S.
Unwirthbar.

Wohlan! Wieder ein Diebſtahl!
Ey! wie wird doch Lohenſtein nicht gepluͤndert:
Hier ein Bluͤmchen; dort ein Steinchen: bis er
ganz ins Schweizeriſche wird uͤberſetzet ſeyn.
Denn ſo ſagt Thamar:

“Mir iſt kein Ort unwirthbar
Noah, 194 S.

Wer bewirthet hier? das Fraͤulein den Ort?
oder der Ort das Fraͤulein? Und ſo ſagt Lohen-
ſtein im Jbrahim:

“Fuͤr des unwirthbarn Meeres Mund
“Der Donau ſuͤße Lipp’, u. gruͤne Fluth zu
kuͤſſen.

Pfuy! das ſchmecket garſtig. Das gruͤne Zeug
zu kuͤſſen! Das nennen wir Lohenſteiniſiren;
und es geſchiehet oft, daß das, was man in der
Jugend verworfen, im Alter geliebt wird. Denn
z. E. ſo lobten wir nichts weniger, als den Herrn
von Lohenſtein,
als wir die Sitten maleten;
nun aber ahmen wir ihm nach, da wir den Noah
verheutigen.

Umſetzung.

Man ſagt: in der Welt gehen taͤglich
Veraͤnderungen vor. Schlecht gegeben! Male-
riſcher:

Jn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0457" n="431"/><fw place="top" type="header">Un</fw><lb/>
ten auszu&#x017F;uchen; wir thun es; und finden zugleich<lb/><hi rendition="#fr">das Maul des Ge&#x017F;telles</hi> zu bewundern.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;<hi rendition="#fr">Pfeiler &#x2014; glit&#x017F;chen<lb/>
&#x201C;Unterfre&#x017F;&#x017F;en von ihrem Ge&#x017F;tell. &#x2014;<lb/><hi rendition="#et">Noah, 293 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Unwirthbar.</head>
            <p>Wohlan! Wieder ein Dieb&#x017F;tahl!<lb/>
Ey! wie wird doch <hi rendition="#fr">Lohen&#x017F;tein</hi> nicht geplu&#x0364;ndert:<lb/>
Hier ein Blu&#x0364;mchen; dort ein Steinchen: bis er<lb/>
ganz ins <hi rendition="#fr">Schweizeri&#x017F;che</hi> wird u&#x0364;ber&#x017F;etzet &#x017F;eyn.<lb/>
Denn &#x017F;o &#x017F;agt <hi rendition="#fr">Thamar:</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Mir i&#x017F;t kein Ort <hi rendition="#fr">unwirthbar</hi> &#x2014;<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Noah, 194 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Wer <hi rendition="#fr">bewirthet</hi> hier? das <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein</hi> den <hi rendition="#fr">Ort?</hi><lb/>
oder der <hi rendition="#fr">Ort</hi> das <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein?</hi> Und &#x017F;o &#x017F;agt <hi rendition="#fr">Lohen-<lb/>
&#x017F;tein im Jbrahim:</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Fu&#x0364;r des <hi rendition="#fr">unwirthbarn</hi> Meeres Mund<lb/>
&#x201C;Der <hi rendition="#fr">Donau &#x017F;u&#x0364;ße Lipp&#x2019;,</hi> u. <hi rendition="#fr">gru&#x0364;ne Fluth</hi> zu<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Pfuy! das &#x017F;chmecket gar&#x017F;tig. Das <hi rendition="#fr">gru&#x0364;ne Zeug</hi><lb/>
zu <hi rendition="#fr">ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en!</hi> Das nennen wir <hi rendition="#fr">Lohen&#x017F;teini&#x017F;iren;</hi><lb/>
und es ge&#x017F;chiehet oft, daß das, was man in der<lb/>
Jugend verworfen, im Alter geliebt wird. Denn<lb/>
z. E. &#x017F;o lobten wir nichts weniger, als den <hi rendition="#fr">Herrn<lb/>
von Lohen&#x017F;tein,</hi> als wir die <hi rendition="#fr">Sitten maleten;</hi><lb/>
nun aber ahmen wir ihm nach, da wir den <hi rendition="#fr">Noah<lb/>
verheutigen.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Um&#x017F;etzung.</head>
            <p>Man &#x017F;agt: in der Welt gehen ta&#x0364;glich<lb/>
Vera&#x0364;nderungen vor. Schlecht gegeben! Male-<lb/>
ri&#x017F;cher:</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Jn</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0457] Un ten auszuſuchen; wir thun es; und finden zugleich das Maul des Geſtelles zu bewundern. “Pfeiler — glitſchen “Unterfreſſen von ihrem Geſtell. — Noah, 293 S. Unwirthbar. Wohlan! Wieder ein Diebſtahl! Ey! wie wird doch Lohenſtein nicht gepluͤndert: Hier ein Bluͤmchen; dort ein Steinchen: bis er ganz ins Schweizeriſche wird uͤberſetzet ſeyn. Denn ſo ſagt Thamar: “Mir iſt kein Ort unwirthbar — Noah, 194 S. Wer bewirthet hier? das Fraͤulein den Ort? oder der Ort das Fraͤulein? Und ſo ſagt Lohen- ſtein im Jbrahim: “Fuͤr des unwirthbarn Meeres Mund “Der Donau ſuͤße Lipp’, u. gruͤne Fluth zu kuͤſſen. Pfuy! das ſchmecket garſtig. Das gruͤne Zeug zu kuͤſſen! Das nennen wir Lohenſteiniſiren; und es geſchiehet oft, daß das, was man in der Jugend verworfen, im Alter geliebt wird. Denn z. E. ſo lobten wir nichts weniger, als den Herrn von Lohenſtein, als wir die Sitten maleten; nun aber ahmen wir ihm nach, da wir den Noah verheutigen. Umſetzung. Man ſagt: in der Welt gehen taͤglich Veraͤnderungen vor. Schlecht gegeben! Male- riſcher: Jn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/457
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/457>, abgerufen am 12.05.2024.