Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Sc
"Auf den Spitzen ihrer Klingen saßen Jammer,
Krieg und Tod.

Allein, das sind unkörperliche Wesen, um deren
Steiße es eben nicht schade ist: aber Magogs
Steiß
war wirklich ein Steiß. e. d.

-- "Chus theilte mit Nod die blinkenden
Schwerter
"Ungleich, für sich behielt es das Heft; ihm
gab es die Klinge. Noah, 53 S.

Eine feine Theilung! So wollte ich mit meinen
ärgsten Feinden theilen; auch mit dem Hn. Ra-
the;
so wenig ich mit ihm zu theilen haben möchte.

Schöpfung.

Auch dieses Wort ist uns übers
Wasser
gebracht worden, und bedeutet in Halle,
wie in London, die Welt: denn unsere Dichter sind
Handelsleute; sie nehmen gerne fremde Waaren
an; wir möchten aber wohl wissen, was sie dage-
gen vertauschen. Große Herren reiten gerne auf
Engelländern; die Pferde sind uns zu theuer; wir
kaufen daher englische Redensarten, die bey uns
keiner Umschmelzung, wie jenseits des Rheins
in Frankreich, bedörfen.

Schon.

Dieses Wort ist übern Rhein zu uns ge-
flogen; Herr = e = = e = = fieng es auf; hat
es auf deutschem Boden gepflanzet, wo es eine
gar vortreffliche Frucht träget, die Witzlinge be-
gierigst sammeln, und speisen. Sie hat einen an-
genehmen Geschmack; sie stecket ein ganzes Gehirn
an; und zeuget darinnen lauter Gallicismus.

Schon ist er Ewigkeiten vorhanden etc.

Schon
ist; Schon haucht; Schon donnert; Schon

knastert.
B b 2
Sc
“Auf den Spitzen ihrer Klingen ſaßen Jammer,
Krieg und Tod.

Allein, das ſind unkoͤrperliche Weſen, um deren
Steiße es eben nicht ſchade iſt: aber Magogs
Steiß
war wirklich ein Steiß. e. d.

— “Chus theilte mit Nod die blinkenden
Schwerter
Ungleich, fuͤr ſich behielt es das Heft; ihm
gab es die Klinge. Noah, 53 S.

Eine feine Theilung! So wollte ich mit meinen
aͤrgſten Feinden theilen; auch mit dem Hn. Ra-
the;
ſo wenig ich mit ihm zu theilen haben moͤchte.

Schoͤpfung.

Auch dieſes Wort iſt uns uͤbers
Waſſer
gebracht worden, und bedeutet in Halle,
wie in London, die Welt: denn unſere Dichter ſind
Handelsleute; ſie nehmen gerne fremde Waaren
an; wir moͤchten aber wohl wiſſen, was ſie dage-
gen vertauſchen. Große Herren reiten gerne auf
Engellaͤndern; die Pferde ſind uns zu theuer; wir
kaufen daher engliſche Redensarten, die bey uns
keiner Umſchmelzung, wie jenſeits des Rheins
in Frankreich, bedoͤrfen.

Schon.

Dieſes Wort iſt uͤbern Rhein zu uns ge-
flogen; Herr = e = = e = = fieng es auf; hat
es auf deutſchem Boden gepflanzet, wo es eine
gar vortreffliche Frucht traͤget, die Witzlinge be-
gierigſt ſammeln, und ſpeiſen. Sie hat einen an-
genehmen Geſchmack; ſie ſtecket ein ganzes Gehirn
an; und zeuget darinnen lauter Gallicismus.

Schon iſt er Ewigkeiten vorhanden ꝛc.

Schon
iſt; Schon haucht; Schon donnert; Schon

knaſtert.
B b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0413" n="387"/>
            <fw place="top" type="header">Sc</fw><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Auf den Spitzen ihrer Klingen &#x017F;aßen Jammer,<lb/><hi rendition="#et">Krieg und Tod.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Allein, das &#x017F;ind <hi rendition="#fr">unko&#x0364;rperliche</hi> We&#x017F;en, um deren<lb/><hi rendition="#fr">Steiße</hi> es eben nicht &#x017F;chade i&#x017F;t: aber <hi rendition="#fr">Magogs<lb/>
Steiß</hi> war wirklich ein <hi rendition="#fr">Steiß.</hi> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">e. d.</hi></hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;<hi rendition="#fr">Chus theilte</hi> mit Nod die blinkenden<lb/><hi rendition="#et">Schwerter</hi><lb/>
&#x201C;<hi rendition="#fr">Ungleich,</hi> fu&#x0364;r &#x017F;ich behielt es das <hi rendition="#fr">Heft;</hi> ihm<lb/><hi rendition="#et">gab es die <hi rendition="#fr">Klinge. Noah, 53 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Eine feine Theilung! So wollte ich mit meinen<lb/>
a&#x0364;rg&#x017F;ten Feinden theilen; auch mit dem <hi rendition="#fr">Hn. Ra-<lb/>
the;</hi> &#x017F;o wenig ich mit ihm zu <hi rendition="#fr">theilen</hi> haben mo&#x0364;chte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Scho&#x0364;pfung.</head>
            <p>Auch die&#x017F;es Wort i&#x017F;t uns <hi rendition="#fr">u&#x0364;bers<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er</hi> gebracht worden, und bedeutet in <hi rendition="#fr">Halle,</hi><lb/>
wie in <hi rendition="#fr">London,</hi> die Welt: denn un&#x017F;ere Dichter &#x017F;ind<lb/>
Handelsleute; &#x017F;ie nehmen gerne fremde Waaren<lb/>
an; wir mo&#x0364;chten aber wohl wi&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie dage-<lb/>
gen vertau&#x017F;chen. Große Herren reiten gerne auf<lb/><hi rendition="#fr">Engella&#x0364;ndern;</hi> die Pferde &#x017F;ind uns zu theuer; wir<lb/>
kaufen daher <hi rendition="#fr">engli&#x017F;che</hi> Redensarten, die bey uns<lb/>
keiner <hi rendition="#fr">Um&#x017F;chmelzung,</hi> wie jen&#x017F;eits des <hi rendition="#fr">Rheins</hi><lb/>
in <hi rendition="#fr">Frankreich,</hi> bedo&#x0364;rfen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Schon.</head>
            <p>Die&#x017F;es Wort i&#x017F;t <hi rendition="#fr">u&#x0364;bern Rhein</hi> zu uns ge-<lb/>
flogen; <hi rendition="#fr">Herr = e = = e = =</hi> fieng es auf; hat<lb/>
es auf <hi rendition="#fr">deut&#x017F;chem Boden</hi> gepflanzet, wo es eine<lb/>
gar vortreffliche Frucht tra&#x0364;get, die Witzlinge be-<lb/>
gierig&#x017F;t &#x017F;ammeln, und &#x017F;pei&#x017F;en. Sie hat einen an-<lb/>
genehmen Ge&#x017F;chmack; &#x017F;ie &#x017F;tecket ein ganzes Gehirn<lb/>
an; und zeuget darinnen lauter <hi rendition="#fr">Gallicismus.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Schon i&#x017F;t er Ewigkeiten vorhanden &#xA75B;c.</head>
            <p> <hi rendition="#fr">Schon<lb/>
i&#x017F;t; Schon haucht; Schon donnert; Schon</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">kna&#x017F;tert.</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0413] Sc “Auf den Spitzen ihrer Klingen ſaßen Jammer, Krieg und Tod. Allein, das ſind unkoͤrperliche Weſen, um deren Steiße es eben nicht ſchade iſt: aber Magogs Steiß war wirklich ein Steiß. e. d. — “Chus theilte mit Nod die blinkenden Schwerter “Ungleich, fuͤr ſich behielt es das Heft; ihm gab es die Klinge. Noah, 53 S. Eine feine Theilung! So wollte ich mit meinen aͤrgſten Feinden theilen; auch mit dem Hn. Ra- the; ſo wenig ich mit ihm zu theilen haben moͤchte. Schoͤpfung. Auch dieſes Wort iſt uns uͤbers Waſſer gebracht worden, und bedeutet in Halle, wie in London, die Welt: denn unſere Dichter ſind Handelsleute; ſie nehmen gerne fremde Waaren an; wir moͤchten aber wohl wiſſen, was ſie dage- gen vertauſchen. Große Herren reiten gerne auf Engellaͤndern; die Pferde ſind uns zu theuer; wir kaufen daher engliſche Redensarten, die bey uns keiner Umſchmelzung, wie jenſeits des Rheins in Frankreich, bedoͤrfen. Schon. Dieſes Wort iſt uͤbern Rhein zu uns ge- flogen; Herr = e = = e = = fieng es auf; hat es auf deutſchem Boden gepflanzet, wo es eine gar vortreffliche Frucht traͤget, die Witzlinge be- gierigſt ſammeln, und ſpeiſen. Sie hat einen an- genehmen Geſchmack; ſie ſtecket ein ganzes Gehirn an; und zeuget darinnen lauter Gallicismus. Schon iſt er Ewigkeiten vorhanden ꝛc. Schon iſt; Schon haucht; Schon donnert; Schon knaſtert. B b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/413
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/413>, abgerufen am 24.11.2024.