Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Sc
"-- Ein Schatz von Geduld lag in ihren
Gemüthern. Noah, 372 S.

Sonst sagte man wohl ein Schatz von Tugen-
den;
allein man muß auch die Tugenden her-
zählen.
So kann man nun sagen: ein Schatz
von Großmuth; ein Schatz von Keuschheit:

gerade, als wenn es vielerley Großmuth, vie-
lerley Keuschheit,
so wie vielerley Tugenden,
gäbe. Denn zu einem Schatze gehöret mehr als
ein Stück Münze.

Scheckicht.

Dieser scheckichte Ausdruck gehöret
ins blumichte Fach. Die Rede ist von bunten
Matten,

Auf die der junge Lenz erfreut
Ein scheckicht Heer von Blumen streut.
Samml. Nicol. 34 S.

Ein Heer streuen, ist das nicht richtig? ein Volk
säen!

Schein,

der als eine Erbschaft von einem Tage
einem Lichte verlassen wird.
Also ist das Licht
des Tages Sohn? Vor diesem machte das Licht
den Tag. Hat man wohl Unrecht gehabt zu sa-
gen, daß, wenn man zwölf Leute überreden
könne: die Sonne mache nicht den Tag: so
würde man bald Anhänger finden? Se. Gn.

wagten es: und halb Deutschland glaubte es.

"Sie sahn ein Licht den Enkeln glänzen,
"Dem dieser Tag den Schein verläßt.
Haller, 130 S.
Scheuchen.

Die Frauen in tief besorgte Ge-
danken scheuchen.

"Sem
Sc
“— Ein Schatz von Geduld lag in ihren
Gemuͤthern. Noah, 372 S.

Sonſt ſagte man wohl ein Schatz von Tugen-
den;
allein man muß auch die Tugenden her-
zaͤhlen.
So kann man nun ſagen: ein Schatz
von Großmuth; ein Schatz von Keuſchheit:

gerade, als wenn es vielerley Großmuth, vie-
lerley Keuſchheit,
ſo wie vielerley Tugenden,
gaͤbe. Denn zu einem Schatze gehoͤret mehr als
ein Stuͤck Muͤnze.

Scheckicht.

Dieſer ſcheckichte Ausdruck gehoͤret
ins blumichte Fach. Die Rede iſt von bunten
Matten,

Auf die der junge Lenz erfreut
Ein ſcheckicht Heer von Blumen ſtreut.
Samml. Nicol. 34 S.

Ein Heer ſtreuen, iſt das nicht richtig? ein Volk
ſaͤen!

Schein,

der als eine Erbſchaft von einem Tage
einem Lichte verlaſſen wird.
Alſo iſt das Licht
des Tages Sohn? Vor dieſem machte das Licht
den Tag. Hat man wohl Unrecht gehabt zu ſa-
gen, daß, wenn man zwoͤlf Leute uͤberreden
koͤnne: die Sonne mache nicht den Tag: ſo
wuͤrde man bald Anhaͤnger finden? Se. Gn.

wagten es: und halb Deutſchland glaubte es.

“Sie ſahn ein Licht den Enkeln glaͤnzen,
Dem dieſer Tag den Schein verlaͤßt.
Haller, 130 S.
Scheuchen.

Die Frauen in tief beſorgte Ge-
danken ſcheuchen.

“Sem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0405" n="379"/>
            <fw place="top" type="header">Sc</fw><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;&#x2014; Ein <hi rendition="#fr">Schatz von Geduld</hi> lag in ihren<lb/><hi rendition="#et">Gemu&#x0364;thern. <hi rendition="#fr">Noah, 372 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Son&#x017F;t &#x017F;agte man wohl ein <hi rendition="#fr">Schatz von Tugen-<lb/>
den;</hi> allein man muß auch die <hi rendition="#fr">Tugenden her-<lb/>
za&#x0364;hlen.</hi> So kann man nun &#x017F;agen: <hi rendition="#fr">ein Schatz<lb/>
von Großmuth; ein Schatz von Keu&#x017F;chheit:</hi><lb/>
gerade, als wenn es <hi rendition="#fr">vielerley Großmuth, vie-<lb/>
lerley Keu&#x017F;chheit,</hi> &#x017F;o wie <hi rendition="#fr">vielerley Tugenden,</hi><lb/>
ga&#x0364;be. Denn zu einem <hi rendition="#fr">Schatze</hi> geho&#x0364;ret <hi rendition="#fr">mehr als<lb/>
ein Stu&#x0364;ck Mu&#x0364;nze.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Scheckicht.</head>
            <p>Die&#x017F;er <hi rendition="#fr">&#x017F;checkichte</hi> Ausdruck geho&#x0364;ret<lb/>
ins <hi rendition="#fr">blumichte Fach.</hi> Die Rede i&#x017F;t von <hi rendition="#fr">bunten<lb/>
Matten,</hi></p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Auf die der junge Lenz erfreut</l><lb/>
              <l>Ein <hi rendition="#fr">&#x017F;checkicht Heer von Blumen &#x017F;treut.</hi></l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Samml. Nicol. 34 S.</hi> </hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p>Ein <hi rendition="#fr">Heer &#x017F;treuen,</hi> i&#x017F;t das nicht richtig? ein <hi rendition="#fr">Volk<lb/>
&#x017F;a&#x0364;en!</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Schein,</head>
            <p><hi rendition="#fr">der als eine Erb&#x017F;chaft von einem Tage<lb/>
einem Lichte verla&#x017F;&#x017F;en wird.</hi> Al&#x017F;o i&#x017F;t das Licht<lb/>
des Tages Sohn? Vor die&#x017F;em machte das Licht<lb/>
den Tag. Hat man wohl Unrecht gehabt zu &#x017F;a-<lb/>
gen, daß, <hi rendition="#fr">wenn man zwo&#x0364;lf Leute u&#x0364;berreden<lb/>
ko&#x0364;nne: die Sonne mache nicht den Tag: &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde man bald Anha&#x0364;nger finden? Se. Gn.</hi><lb/>
wagten es: und halb <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;chland</hi> glaubte es.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>&#x201C;Sie &#x017F;ahn ein <hi rendition="#fr">Licht</hi> den Enkeln gla&#x0364;nzen,</l><lb/>
              <l>&#x201C;<hi rendition="#fr">Dem</hi> die&#x017F;er <hi rendition="#fr">Tag</hi> den <hi rendition="#fr">Schein verla&#x0364;ßt.</hi></l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Haller, 130 S.</hi> </hi> </l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Scheuchen.</head>
            <p> <hi rendition="#fr">Die Frauen in tief be&#x017F;orgte Ge-<lb/>
danken &#x017F;cheuchen.</hi> </p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x201C;Sem</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0405] Sc “— Ein Schatz von Geduld lag in ihren Gemuͤthern. Noah, 372 S. Sonſt ſagte man wohl ein Schatz von Tugen- den; allein man muß auch die Tugenden her- zaͤhlen. So kann man nun ſagen: ein Schatz von Großmuth; ein Schatz von Keuſchheit: gerade, als wenn es vielerley Großmuth, vie- lerley Keuſchheit, ſo wie vielerley Tugenden, gaͤbe. Denn zu einem Schatze gehoͤret mehr als ein Stuͤck Muͤnze. Scheckicht. Dieſer ſcheckichte Ausdruck gehoͤret ins blumichte Fach. Die Rede iſt von bunten Matten, Auf die der junge Lenz erfreut Ein ſcheckicht Heer von Blumen ſtreut. Samml. Nicol. 34 S. Ein Heer ſtreuen, iſt das nicht richtig? ein Volk ſaͤen! Schein, der als eine Erbſchaft von einem Tage einem Lichte verlaſſen wird. Alſo iſt das Licht des Tages Sohn? Vor dieſem machte das Licht den Tag. Hat man wohl Unrecht gehabt zu ſa- gen, daß, wenn man zwoͤlf Leute uͤberreden koͤnne: die Sonne mache nicht den Tag: ſo wuͤrde man bald Anhaͤnger finden? Se. Gn. wagten es: und halb Deutſchland glaubte es. “Sie ſahn ein Licht den Enkeln glaͤnzen, “Dem dieſer Tag den Schein verlaͤßt. Haller, 130 S. Scheuchen. Die Frauen in tief beſorgte Ge- danken ſcheuchen. “Sem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/405
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/405>, abgerufen am 24.11.2024.