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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Mu
habe, eine Sprache zu verhunzen. S. Vor-
ber. zur Ode vorm Meßias.

Myndling; a. St. Mündel;

denn der Witz des
Hrn. Rathes ist fruchtbar, den Wörtern
Schwänze anzuhängen.

"Aber ich folge den brydern itzt nach dem
flusse Mizraims,
"In der naehe die weisheit von meinem

Myndling zu hören.
Jac. u. Jos. 38 S
Myriade.

Dieses ist eines von den mächtigsten
Wörtern in der Klopstockisie; nur ewig Scha-
de, daß Luther es nicht gebraucht hat: er würde
auch, wie St. Klopstock, der Seher, gesaget
haben:

"Wer kann auf Erden sie zählen? wer untern
Himmeln? Jhr Nam' ist:
"Myriade! -- --
Klopstockisie, 139 S.

So aber redet leider die Schrift nur von Legionen
und Hunderttausend. Vieleicht heißen die
Himmel auch Myriade; zum wenigsten gehet
das Fürwort Jhr auch auf Himmel; denn so
wohl ein wohl angebrachtes Fürwort, als eine
geschickte Vermischung der Namenendung mit
der Klageendung machet im Deutschen eine aller-
liebste Zweydeutigkeit. zum ersten Exempel
dienet obiges; zum zweyten, wenn ich sagen woll-
te: Helden nämlich schaffen Völker; denn
man siehet nicht, wer geschaffen wird, so wenig
als man hier eine Endung entdecken kann. Wir
haben dergleichen Schönheiten auch im Hermann

entde-
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habe, eine Sprache zu verhunzen. S. Vor-
ber. zur Ode vorm Meßias.

Myndling; a. St. Muͤndel;

denn der Witz des
Hrn. Rathes iſt fruchtbar, den Woͤrtern
Schwaͤnze anzuhaͤngen.

Aber ich folge den brydern itzt nach dem
fluſſe Mizraims,
“In der næhe die weisheit von meinem

Myndling zu hören.
Jac. u. Joſ. 38 S
Myriade.

Dieſes iſt eines von den maͤchtigſten
Woͤrtern in der Klopſtockiſie; nur ewig Scha-
de, daß Luther es nicht gebraucht hat: er wuͤrde
auch, wie St. Klopſtock, der Seher, geſaget
haben:

“Wer kann auf Erden ſie zaͤhlen? wer untern
Himmeln? Jhr Nam’ iſt:
Myriade! — —
Klopſtockiſie, 139 S.

So aber redet leider die Schrift nur von Legionen
und Hunderttauſend. Vieleicht heißen die
Himmel auch Myriade; zum wenigſten gehet
das Fuͤrwort Jhr auch auf Himmel; denn ſo
wohl ein wohl angebrachtes Fuͤrwort, als eine
geſchickte Vermiſchung der Namenendung mit
der Klageendung machet im Deutſchen eine aller-
liebſte Zweydeutigkeit. zum erſten Exempel
dienet obiges; zum zweyten, wenn ich ſagen woll-
te: Helden naͤmlich ſchaffen Voͤlker; denn
man ſiehet nicht, wer geſchaffen wird, ſo wenig
als man hier eine Endung entdecken kann. Wir
haben dergleichen Schoͤnheiten auch im Hermann

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U 5
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[313/0339] Mu habe, eine Sprache zu verhunzen. S. Vor- ber. zur Ode vorm Meßias. Myndling; a. St. Muͤndel; denn der Witz des Hrn. Rathes iſt fruchtbar, den Woͤrtern Schwaͤnze anzuhaͤngen. “Aber ich folge den brydern itzt nach dem fluſſe Mizraims, “In der næhe die weisheit von meinem Myndling zu hören. Jac. u. Joſ. 38 S Myriade. Dieſes iſt eines von den maͤchtigſten Woͤrtern in der Klopſtockiſie; nur ewig Scha- de, daß Luther es nicht gebraucht hat: er wuͤrde auch, wie St. Klopſtock, der Seher, geſaget haben: “Wer kann auf Erden ſie zaͤhlen? wer untern Himmeln? Jhr Nam’ iſt: “Myriade! — — Klopſtockiſie, 139 S. So aber redet leider die Schrift nur von Legionen und Hunderttauſend. Vieleicht heißen die Himmel auch Myriade; zum wenigſten gehet das Fuͤrwort Jhr auch auf Himmel; denn ſo wohl ein wohl angebrachtes Fuͤrwort, als eine geſchickte Vermiſchung der Namenendung mit der Klageendung machet im Deutſchen eine aller- liebſte Zweydeutigkeit. zum erſten Exempel dienet obiges; zum zweyten, wenn ich ſagen woll- te: Helden naͤmlich ſchaffen Voͤlker; denn man ſiehet nicht, wer geſchaffen wird, ſo wenig als man hier eine Endung entdecken kann. Wir haben dergleichen Schoͤnheiten auch im Hermann entde- U 5

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/339>, abgerufen am 23.11.2024.