Welten unglaubbar. Eben dieses Unglück hatte Chapellain, ein gelehrter Mann!
K.
Kalmäuser.
Wenn es möglich wäre, daß ein Dich- ter, oder besser, daß ein Reimschied die Pöbelfi- gur brauchen könnte, der, Sr. Wohlgeb. Un- sterblichkeit, dem Hrn. Amman v. Haller, nachzuahmen, gepriesen worden: wer würde sonst einen gültigern Anspruch darauf machen, als der Herr Gerichtshalter Zernitz? Seine Verse, die er gewiß nicht so schnell, als ein Protocoll, ent- worfen; ja vielmehr mit einem Hammer zusam- men gekeilet hat, ehe sie eine reimende Gestalt annahmen, zeigen uns, daß er nicht allein halle- risch geschrieben; sondern auch hallerisch ge- dacht hat.
"Ein Schulfuchs dünkt sich klug zur Herrschaft einer Welt; "Der Feige sonder Feind, so tapfer, als ein Held; "Der Dichter einst gekrönt, beglückt durch Lorbeerreiser; "Voll hoher Wissenschaft der staubichte Kal- mäuser." Zernitz 78 S.
Hat der Nothstall des Reimes nicht einen vortreffli- chen Kalmäuser hinein gezwungen? die vorher- gehenden Mittelwörter waren der Kappzaum.
Kalenderzeichen.
Aus folgender Strophe lernen wir, daß die Kalenderzeichen, d. i. die Mon- desviertel, etwas in den Jungfern bedeuten.
"Doch
Ka
Welten unglaubbar. Eben dieſes Ungluͤck hatte Chapellain, ein gelehrter Mann!
K.
Kalmaͤuſer.
Wenn es moͤglich waͤre, daß ein Dich- ter, oder beſſer, daß ein Reimſchied die Poͤbelfi- gur brauchen koͤnnte, der, Sr. Wohlgeb. Un- ſterblichkeit, dem Hrn. Amman v. Haller, nachzuahmen, geprieſen worden: wer wuͤrde ſonſt einen guͤltigern Anſpruch darauf machen, als der Herr Gerichtshalter Zernitz? Seine Verſe, die er gewiß nicht ſo ſchnell, als ein Protocoll, ent- worfen; ja vielmehr mit einem Hammer zuſam- men gekeilet hat, ehe ſie eine reimende Geſtalt annahmen, zeigen uns, daß er nicht allein halle- riſch geſchrieben; ſondern auch halleriſch ge- dacht hat.
“Ein Schulfuchs duͤnkt ſich klug zur Herrſchaft einer Welt; “Der Feige ſonder Feind, ſo tapfer, als ein Held; “Der Dichter einſt gekroͤnt, begluͤckt durch Lorbeerreiſer; “Voll hoher Wiſſenſchaft der ſtaubichte Kal- maͤuſer.” Zernitz 78 S.
Hat der Nothſtall des Reimes nicht einen vortreffli- chen Kalmaͤuſer hinein gezwungen? die vorher- gehenden Mittelwoͤrter waren der Kappzaum.
Kalenderzeichen.
Aus folgender Strophe lernen wir, daß die Kalenderzeichen, d. i. die Mon- desviertel, etwas in den Jungfern bedeuten.
“Doch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0264"n="238"/><fwplace="top"type="header">Ka</fw><lb/><hirendition="#fr">Welten unglaubbar.</hi> Eben dieſes Ungluͤck hatte<lb/><hirendition="#fr">Chapellain,</hi> ein gelehrter Mann!</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">K.</hi></head><lb/><divn="3"><head>Kalmaͤuſer.</head><p>Wenn es moͤglich waͤre, daß ein Dich-<lb/>
ter, oder beſſer, daß ein Reimſchied die <hirendition="#fr">Poͤbelfi-<lb/>
gur</hi> brauchen koͤnnte, der, <hirendition="#fr">Sr. Wohlgeb. Un-<lb/>ſterblichkeit, dem Hrn. Amman v. Haller,</hi><lb/>
nachzuahmen, geprieſen worden: wer wuͤrde ſonſt<lb/>
einen guͤltigern Anſpruch darauf machen, als der<lb/><hirendition="#fr">Herr Gerichtshalter Zernitz?</hi> Seine Verſe,<lb/>
die er gewiß nicht ſo ſchnell, als ein Protocoll, ent-<lb/>
worfen; ja vielmehr mit einem Hammer zuſam-<lb/>
men gekeilet hat, ehe ſie eine <hirendition="#fr">reimende Geſtalt</hi><lb/>
annahmen, zeigen uns, daß er nicht allein <hirendition="#fr">halle-<lb/>
riſch</hi> geſchrieben; ſondern auch <hirendition="#fr">halleriſch</hi> ge-<lb/>
dacht hat.</p><lb/><cit><quote>“Ein Schulfuchs duͤnkt ſich klug zur Herrſchaft<lb/><hirendition="#et">einer Welt;</hi><lb/>“Der Feige ſonder Feind, ſo tapfer, als ein Held;<lb/>“Der Dichter einſt <hirendition="#fr">gekroͤnt, begluͤckt</hi> durch<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Lorbeerreiſer;</hi></hi><lb/>“Voll hoher Wiſſenſchaft der <hirendition="#fr">ſtaubichte Kal-<lb/><hirendition="#et">maͤuſer.” Zernitz 78 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Hat der Nothſtall des Reimes nicht einen vortreffli-<lb/>
chen <hirendition="#fr">Kalmaͤuſer</hi> hinein gezwungen? die vorher-<lb/>
gehenden <hirendition="#fr">Mittelwoͤrter</hi> waren der <hirendition="#fr">Kappzaum.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>Kalenderzeichen.</head><p>Aus folgender Strophe lernen<lb/>
wir, daß die <hirendition="#fr">Kalenderzeichen,</hi> d. i. die <hirendition="#fr">Mon-<lb/>
desviertel,</hi> etwas <hirendition="#fr">in</hi> den <hirendition="#fr">Jungfern bedeuten.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">“Doch</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[238/0264]
Ka
Welten unglaubbar. Eben dieſes Ungluͤck hatte
Chapellain, ein gelehrter Mann!
K.
Kalmaͤuſer. Wenn es moͤglich waͤre, daß ein Dich-
ter, oder beſſer, daß ein Reimſchied die Poͤbelfi-
gur brauchen koͤnnte, der, Sr. Wohlgeb. Un-
ſterblichkeit, dem Hrn. Amman v. Haller,
nachzuahmen, geprieſen worden: wer wuͤrde ſonſt
einen guͤltigern Anſpruch darauf machen, als der
Herr Gerichtshalter Zernitz? Seine Verſe,
die er gewiß nicht ſo ſchnell, als ein Protocoll, ent-
worfen; ja vielmehr mit einem Hammer zuſam-
men gekeilet hat, ehe ſie eine reimende Geſtalt
annahmen, zeigen uns, daß er nicht allein halle-
riſch geſchrieben; ſondern auch halleriſch ge-
dacht hat.
“Ein Schulfuchs duͤnkt ſich klug zur Herrſchaft
einer Welt;
“Der Feige ſonder Feind, ſo tapfer, als ein Held;
“Der Dichter einſt gekroͤnt, begluͤckt durch
Lorbeerreiſer;
“Voll hoher Wiſſenſchaft der ſtaubichte Kal-
maͤuſer.” Zernitz 78 S.
Hat der Nothſtall des Reimes nicht einen vortreffli-
chen Kalmaͤuſer hinein gezwungen? die vorher-
gehenden Mittelwoͤrter waren der Kappzaum.
Kalenderzeichen. Aus folgender Strophe lernen
wir, daß die Kalenderzeichen, d. i. die Mon-
desviertel, etwas in den Jungfern bedeuten.
“Doch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/264>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.