Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

He
ter nicht jung, und zugleich ein schon halb ster-
bender Greis
seyn kann!

Herzerhöhende Worte.

Sonst sagte man herzrüh-
rende:
allein, da war nichts hohes oder tiefes
darinn.

Japhet versetzte darauf die herzerhöhende
Worte. Noah, 16 S.

Wo soll aber das Herz seyn, wann es nun höher
ist? Jm Schlunde? Da gehet es beym ersten Hu-
sten verlohren.

Herzdurchwürzend.

Ha! Ha! das Herz ist auch
eine Biermerthe, die man würzet. Das Herz,
dachten wir, brauchte nicht gewürzet zu werden:
denn wir wollen es weder schmecken noch riechen.
Wenn die heiligen Männer lieber den äussersten
Schlund würzeten.

Jhre Söhne beschauten mit herzdurchwürzen-
der Wollust
Diese zärtliche Scene. Noah, 112 S.

Wir wollen den Vorhang herunter lassen; die
Söhne werden bald ihren Gespielinnen etwas an-
ders durchwürzen.

Nur ein Blick, nur ein Kuß, in welche die See-
le hervorstieg,

Sprachen Reyhen Gedanken auf einmal u. oh-
ne Verwirrung e. d.

Wir wissen nicht, ob die Seele auf dem Blicke
oder auf dem Kusse gekletert habe.
Wir sind
auch verliebt gewesen; allein, wir können auf un-
sere Ehre versichern: wir dachten nichts; wir
empfanden nur,
und waren wirklich ein

Sehraff:
O 2

He
ter nicht jung, und zugleich ein ſchon halb ſter-
bender Greis
ſeyn kann!

Herzerhoͤhende Worte.

Sonſt ſagte man herzruͤh-
rende:
allein, da war nichts hohes oder tiefes
darinn.

Japhet verſetzte darauf die herzerhoͤhende
Worte. Noah, 16 S.

Wo ſoll aber das Herz ſeyn, wann es nun hoͤher
iſt? Jm Schlunde? Da gehet es beym erſten Hu-
ſten verlohren.

Herzdurchwuͤrzend.

Ha! Ha! das Herz iſt auch
eine Biermerthe, die man wuͤrzet. Das Herz,
dachten wir, brauchte nicht gewuͤrzet zu werden:
denn wir wollen es weder ſchmecken noch riechen.
Wenn die heiligen Maͤnner lieber den aͤuſſerſten
Schlund wuͤrzeten.

Jhre Soͤhne beſchauten mit herzdurchwuͤrzen-
der Wolluſt
Dieſe zaͤrtliche Scene. Noah, 112 S.

Wir wollen den Vorhang herunter laſſen; die
Soͤhne werden bald ihren Geſpielinnen etwas an-
ders durchwuͤrzen.

Nur ein Blick, nur ein Kuß, in welche die See-
le hervorſtieg,

Sprachen Reyhen Gedanken auf einmal u. oh-
ne Verwirrung e. d.

Wir wiſſen nicht, ob die Seele auf dem Blicke
oder auf dem Kuſſe gekletert habe.
Wir ſind
auch verliebt geweſen; allein, wir koͤnnen auf un-
ſere Ehre verſichern: wir dachten nichts; wir
empfanden nur,
und waren wirklich ein

Sehraff:
O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0237" n="211"/><fw place="top" type="header">He</fw><lb/>
ter nicht <hi rendition="#fr">jung,</hi> und zugleich ein <hi rendition="#fr">&#x017F;chon halb &#x017F;ter-<lb/>
bender Greis</hi> &#x017F;eyn kann!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Herzerho&#x0364;hende Worte.</head>
            <p>Son&#x017F;t &#x017F;agte man <hi rendition="#fr">herzru&#x0364;h-<lb/>
rende:</hi> allein, da war nichts <hi rendition="#fr">hohes</hi> oder <hi rendition="#fr">tiefes</hi><lb/>
darinn.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#fr">Japhet</hi> ver&#x017F;etzte darauf die <hi rendition="#fr">herzerho&#x0364;hende</hi></l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Worte. <hi rendition="#fr">Noah, 16 S.</hi></hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Wo</hi> &#x017F;oll aber das <hi rendition="#fr">Herz</hi> &#x017F;eyn, wann es nun <hi rendition="#fr">ho&#x0364;her</hi><lb/>
i&#x017F;t? Jm <hi rendition="#fr">Schlunde?</hi> Da gehet es beym er&#x017F;ten Hu-<lb/>
&#x017F;ten verlohren.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Herzdurchwu&#x0364;rzend.</head>
            <p>Ha! Ha! das <hi rendition="#fr">Herz</hi> i&#x017F;t auch<lb/>
eine <hi rendition="#fr">Biermerthe,</hi> die man <hi rendition="#fr">wu&#x0364;rzet.</hi> Das <hi rendition="#fr">Herz,</hi><lb/>
dachten wir, brauchte nicht <hi rendition="#fr">gewu&#x0364;rzet</hi> zu werden:<lb/>
denn wir wollen es weder <hi rendition="#fr">&#x017F;chmecken</hi> noch <hi rendition="#fr">riechen.</hi><lb/>
Wenn die <hi rendition="#fr">heiligen Ma&#x0364;nner</hi> lieber den <hi rendition="#fr">a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten<lb/>
Schlund wu&#x0364;rzeten.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>Jhre So&#x0364;hne be&#x017F;chauten mit <hi rendition="#fr">herzdurchwu&#x0364;rzen-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">der</hi> Wollu&#x017F;t</hi><lb/>
Die&#x017F;e <hi rendition="#fr">za&#x0364;rtliche Scene. <hi rendition="#et">Noah, 112 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Wir wollen den Vorhang herunter la&#x017F;&#x017F;en; die<lb/>
So&#x0364;hne werden bald ihren <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;pielinnen etwas an-<lb/>
ders durchwu&#x0364;rzen.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>Nur ein Blick, nur ein Kuß, <hi rendition="#fr">in welche die See-<lb/><hi rendition="#et">le hervor&#x017F;tieg,</hi></hi><lb/>
Sprachen Reyhen Gedanken auf einmal u. oh-<lb/><hi rendition="#et">ne Verwirrung <hi rendition="#fr">e. d.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Wir wi&#x017F;&#x017F;en nicht, <hi rendition="#fr">ob die Seele auf dem Blicke<lb/>
oder auf dem Ku&#x017F;&#x017F;e gekletert habe.</hi> Wir &#x017F;ind<lb/>
auch verliebt gewe&#x017F;en; allein, wir ko&#x0364;nnen auf un-<lb/>
&#x017F;ere Ehre ver&#x017F;ichern: <hi rendition="#fr">wir dachten nichts; wir<lb/>
empfanden nur,</hi> und <hi rendition="#fr">waren wirklich ein</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Sehraff:</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0237] He ter nicht jung, und zugleich ein ſchon halb ſter- bender Greis ſeyn kann! Herzerhoͤhende Worte. Sonſt ſagte man herzruͤh- rende: allein, da war nichts hohes oder tiefes darinn. Japhet verſetzte darauf die herzerhoͤhende Worte. Noah, 16 S. Wo ſoll aber das Herz ſeyn, wann es nun hoͤher iſt? Jm Schlunde? Da gehet es beym erſten Hu- ſten verlohren. Herzdurchwuͤrzend. Ha! Ha! das Herz iſt auch eine Biermerthe, die man wuͤrzet. Das Herz, dachten wir, brauchte nicht gewuͤrzet zu werden: denn wir wollen es weder ſchmecken noch riechen. Wenn die heiligen Maͤnner lieber den aͤuſſerſten Schlund wuͤrzeten. Jhre Soͤhne beſchauten mit herzdurchwuͤrzen- der Wolluſt Dieſe zaͤrtliche Scene. Noah, 112 S. Wir wollen den Vorhang herunter laſſen; die Soͤhne werden bald ihren Geſpielinnen etwas an- ders durchwuͤrzen. Nur ein Blick, nur ein Kuß, in welche die See- le hervorſtieg, Sprachen Reyhen Gedanken auf einmal u. oh- ne Verwirrung e. d. Wir wiſſen nicht, ob die Seele auf dem Blicke oder auf dem Kuſſe gekletert habe. Wir ſind auch verliebt geweſen; allein, wir koͤnnen auf un- ſere Ehre verſichern: wir dachten nichts; wir empfanden nur, und waren wirklich ein Sehraff: O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/237
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/237>, abgerufen am 21.11.2024.