Der als Wächter zween Liebende schützt, die edler sich lieben, Tief verlohren in seiner Entzückung, auf blühenden Hügeln, Unten am ewigen Thron stehet, wenn Seraph Eloa vor Gott singt, Und der tönenden Harfe die himmlische Sprache gebiethet.
Traum St. Klopst. 124 S.
Hier lernen biegsame Köpfe, denn mit den harten, die auch die Prose und die gesunde Vernunft in die Poesie bringen wollen, haben wir nichts zu thun; hier lernen wir also, 1. wie ein Lächeln ei- ne Stirne, die schon bey lebendigem Leibe selig ist, hellen oder erhellen könne; nämlich durch ein göttliches Lächeln, ob wir gleich nirgends finden, was das sey: wir auch in der Bibel umsonst ein göttliches Lächeln gesuchet haben; vielmehr ist bemerket worden, daß der Heyland nirgends ge- lachet, sondern oft geweinet. Wir wünschten nur Sehraff Klopstocken lächeln zu sehen, um ein kleines Bild davon zu bekommen. 2. können wir uns die unaussprechliche Freude, die um das Haupt geflossen, als einen magnetischen Wirbel vorstellen; und würden um den seligen Füßen auch noch einen haben fließen lassen. 3. loben wir das a. St. Engel des Sylbenmaßes wegen ge- brauchte Wort Himmlischer: denn so können wir a. St. Mensch füglich sagen, ein Erdener oder Jrdischer. 4. freuen wir uns, daß die Engel auf den Hügeln sitzen, wenn wir unten im Tha-
le
He
Der als Waͤchter zween Liebende ſchuͤtzt, die edler ſich lieben, Tief verlohren in ſeiner Entzuͤckung, auf bluͤhenden Huͤgeln, Unten am ewigen Thron ſtehet, wenn Seraph Eloa vor Gott ſingt, Und der toͤnenden Harfe die himmliſche Sprache gebiethet.
Traum St. Klopſt. 124 S.
Hier lernen biegſame Koͤpfe, denn mit den harten, die auch die Proſe und die geſunde Vernunft in die Poeſie bringen wollen, haben wir nichts zu thun; hier lernen wir alſo, 1. wie ein Laͤcheln ei- ne Stirne, die ſchon bey lebendigem Leibe ſelig iſt, hellen oder erhellen koͤnne; naͤmlich durch ein goͤttliches Laͤcheln, ob wir gleich nirgends finden, was das ſey: wir auch in der Bibel umſonſt ein goͤttliches Laͤcheln geſuchet haben; vielmehr iſt bemerket worden, daß der Heyland nirgends ge- lachet, ſondern oft geweinet. Wir wuͤnſchten nur Sehraff Klopſtocken laͤcheln zu ſehen, um ein kleines Bild davon zu bekommen. 2. koͤnnen wir uns die unausſprechliche Freude, die um das Haupt gefloſſen, als einen magnetiſchen Wirbel vorſtellen; und wuͤrden um den ſeligen Fuͤßen auch noch einen haben fließen laſſen. 3. loben wir das a. St. Engel des Sylbenmaßes wegen ge- brauchte Wort Himmliſcher: denn ſo koͤnnen wir a. St. Menſch fuͤglich ſagen, ein Erdener oder Jrdiſcher. 4. freuen wir uns, daß die Engel auf den Huͤgeln ſitzen, wenn wir unten im Tha-
le
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><cit><quote><lgtype="poem"><pbfacs="#f0232"n="206"/><fwplace="top"type="header">He</fw><lb/><l>Der als Waͤchter <hirendition="#fr">zween Liebende ſchuͤtzt,</hi> die</l><lb/><l><hirendition="#fr"><hirendition="#et">edler ſich lieben,</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Tief verlohren in ſeiner Entzuͤckung,</hi> auf</hi></l><lb/><l><hirendition="#et"><hirendition="#fr">bluͤhenden Huͤgeln,</hi></hi></l><lb/><l>Unten am ewigen Thron ſtehet, wenn <hirendition="#fr">Seraph</hi></l><lb/><l><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Eloa</hi> vor Gott ſingt,</hi></l><lb/><l>Und <hirendition="#fr">der toͤnenden Harfe die himmliſche</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr"><hirendition="#et">Sprache gebiethet.</hi></hi></l></lg><lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Traum St. Klopſt. 124 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Hier lernen biegſame Koͤpfe, denn mit den harten,<lb/>
die auch <hirendition="#fr">die Proſe und die geſunde Vernunft</hi> in<lb/>
die Poeſie bringen wollen, haben wir nichts zu<lb/>
thun; hier lernen wir alſo, 1. wie <hirendition="#fr">ein Laͤcheln</hi> ei-<lb/>
ne Stirne, die ſchon bey lebendigem Leibe ſelig iſt,<lb/><hirendition="#fr">hellen</hi> oder <hirendition="#fr">erhellen</hi> koͤnne; naͤmlich <hirendition="#fr">durch ein<lb/>
goͤttliches Laͤcheln,</hi> ob wir gleich nirgends finden,<lb/>
was das ſey: wir auch in der <hirendition="#fr">Bibel</hi> umſonſt ein<lb/><hirendition="#fr">goͤttliches Laͤcheln</hi> geſuchet haben; vielmehr iſt<lb/>
bemerket worden, daß der <hirendition="#fr">Heyland</hi> nirgends ge-<lb/>
lachet, ſondern oft geweinet. Wir wuͤnſchten nur<lb/><hirendition="#fr">Sehraff Klopſtocken</hi> laͤcheln zu ſehen, um ein<lb/>
kleines Bild davon zu bekommen. 2. koͤnnen wir<lb/>
uns die unausſprechliche Freude, die um das<lb/>
Haupt gefloſſen, als einen <hirendition="#fr">magnetiſchen Wirbel</hi><lb/>
vorſtellen; und wuͤrden <hirendition="#fr">um den ſeligen Fuͤßen</hi><lb/>
auch noch einen haben fließen laſſen. 3. loben<lb/>
wir das a. St. <hirendition="#fr">Engel</hi> des Sylbenmaßes wegen ge-<lb/>
brauchte Wort <hirendition="#fr">Himmliſcher:</hi> denn ſo koͤnnen wir<lb/>
a. St. <hirendition="#fr">Menſch</hi> fuͤglich ſagen, ein <hirendition="#fr">Erdener</hi> oder<lb/><hirendition="#fr">Jrdiſcher.</hi> 4. freuen wir uns, daß die Engel<lb/><hirendition="#fr">auf den Huͤgeln</hi>ſitzen, wenn wir <hirendition="#fr">unten im Tha-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">le</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[206/0232]
He
Der als Waͤchter zween Liebende ſchuͤtzt, die
edler ſich lieben,
Tief verlohren in ſeiner Entzuͤckung, auf
bluͤhenden Huͤgeln,
Unten am ewigen Thron ſtehet, wenn Seraph
Eloa vor Gott ſingt,
Und der toͤnenden Harfe die himmliſche
Sprache gebiethet.
Traum St. Klopſt. 124 S.
Hier lernen biegſame Koͤpfe, denn mit den harten,
die auch die Proſe und die geſunde Vernunft in
die Poeſie bringen wollen, haben wir nichts zu
thun; hier lernen wir alſo, 1. wie ein Laͤcheln ei-
ne Stirne, die ſchon bey lebendigem Leibe ſelig iſt,
hellen oder erhellen koͤnne; naͤmlich durch ein
goͤttliches Laͤcheln, ob wir gleich nirgends finden,
was das ſey: wir auch in der Bibel umſonſt ein
goͤttliches Laͤcheln geſuchet haben; vielmehr iſt
bemerket worden, daß der Heyland nirgends ge-
lachet, ſondern oft geweinet. Wir wuͤnſchten nur
Sehraff Klopſtocken laͤcheln zu ſehen, um ein
kleines Bild davon zu bekommen. 2. koͤnnen wir
uns die unausſprechliche Freude, die um das
Haupt gefloſſen, als einen magnetiſchen Wirbel
vorſtellen; und wuͤrden um den ſeligen Fuͤßen
auch noch einen haben fließen laſſen. 3. loben
wir das a. St. Engel des Sylbenmaßes wegen ge-
brauchte Wort Himmliſcher: denn ſo koͤnnen wir
a. St. Menſch fuͤglich ſagen, ein Erdener oder
Jrdiſcher. 4. freuen wir uns, daß die Engel
auf den Huͤgeln ſitzen, wenn wir unten im Tha-
le
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/232>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.