Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Ge
fer Wieland; der sich auch oft in dem Tone der
alten Ritterbücher versuchet, wie sein Parzifall
bezeuget. Ehestens wird er auf Anan, der die
Maulesel erfand, ein Mauleselgedicht machen.
Dieser Wirbel entstehet meistens über Sümpfen
und Morästen, und die Schönen, weil doch kein
Gedicht ohne die seyn kann, die man darinnen
antrifft, haben die längsten Euter von der Welt.
Ruach Bodmer ist in seiner menschlichen
Hülle
der Vorsteher dieses Wirbels, und erhält
ihn, damit er nicht in Koth dahinfliesse.
3. haben wir den Riesenwirbel. Gestalten von
entsetzlichen Riesen irren darinn umher. Wir
haben einstens darinnen das Luftschiff Adrame-
lechs
seegeln sehen. Guanos, Hydern, Am-
phisbänen flatern
da, wie bey uns die Schwal-
ben. Die fürchterlichsten Jnsecten mit Stile-
ten
und Risseln spinnen in dem Gehirne der Dich-
ter: in welchen Spinneweben sich Gedanken fan-
gen, und Begriffe verwickeln. Ruach Adra-
melech
schiebet mit göttlichen Armen diesen Wir-
bel vor sich her, damit er nicht aus dem Gleise
komme; allein er kann doch nicht hindern, daß
nicht hin und her ein Riese, ein Amphisbän-
chen,
und Hyderchen verzetelt wird; welches
denn von kleinen Geisterchen aufgefangen, und
mit einem Säftchen
4. in den Nimrodswirbel versetzet wird. Kraft
diesem Säftchen, welches wir unter dem Namen
der Verheutigung verkaufen, siehet man den
Jäger Nimrod Hof halten; man siehet, wie
sehr
L 3
Ge
fer Wieland; der ſich auch oft in dem Tone der
alten Ritterbuͤcher verſuchet, wie ſein Parzifall
bezeuget. Eheſtens wird er auf Anan, der die
Mauleſel erfand, ein Mauleſelgedicht machen.
Dieſer Wirbel entſtehet meiſtens uͤber Suͤmpfen
und Moraͤſten, und die Schoͤnen, weil doch kein
Gedicht ohne die ſeyn kann, die man darinnen
antrifft, haben die laͤngſten Euter von der Welt.
Ruach Bodmer iſt in ſeiner menſchlichen
Huͤlle
der Vorſteher dieſes Wirbels, und erhaͤlt
ihn, damit er nicht in Koth dahinflieſſe.
3. haben wir den Rieſenwirbel. Geſtalten von
entſetzlichen Rieſen irren darinn umher. Wir
haben einſtens darinnen das Luftſchiff Adrame-
lechs
ſeegeln ſehen. Guanos, Hydern, Am-
phisbaͤnen flatern
da, wie bey uns die Schwal-
ben. Die fuͤrchterlichſten Jnſecten mit Stile-
ten
und Riſſeln ſpinnen in dem Gehirne der Dich-
ter: in welchen Spinneweben ſich Gedanken fan-
gen, und Begriffe verwickeln. Ruach Adra-
melech
ſchiebet mit goͤttlichen Armen dieſen Wir-
bel vor ſich her, damit er nicht aus dem Gleiſe
komme; allein er kann doch nicht hindern, daß
nicht hin und her ein Rieſe, ein Amphisbaͤn-
chen,
und Hyderchen verzetelt wird; welches
denn von kleinen Geiſterchen aufgefangen, und
mit einem Saͤftchen
4. in den Nimrodswirbel verſetzet wird. Kraft
dieſem Saͤftchen, welches wir unter dem Namen
der Verheutigung verkaufen, ſiehet man den
Jaͤger Nimrod Hof halten; man ſiehet, wie
ſehr
L 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0191" n="165"/><fw place="top" type="header">Ge</fw><lb/>
fer <hi rendition="#fr">Wieland;</hi> der &#x017F;ich auch oft in dem Tone der<lb/>
alten <hi rendition="#fr">Ritterbu&#x0364;cher</hi> ver&#x017F;uchet, wie &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Parzifall</hi><lb/>
bezeuget. Ehe&#x017F;tens wird er auf <hi rendition="#fr">Anan,</hi> der die<lb/>
Maule&#x017F;el erfand, ein <hi rendition="#fr">Maule&#x017F;elgedicht</hi> machen.<lb/>
Die&#x017F;er <hi rendition="#fr">Wirbel</hi> ent&#x017F;tehet mei&#x017F;tens u&#x0364;ber Su&#x0364;mpfen<lb/>
und Mora&#x0364;&#x017F;ten, und die Scho&#x0364;nen, weil doch kein<lb/>
Gedicht ohne die &#x017F;eyn kann, die man darinnen<lb/>
antrifft, haben die la&#x0364;ng&#x017F;ten <hi rendition="#fr">Euter</hi> von der Welt.<lb/><hi rendition="#fr">Ruach Bodmer</hi> i&#x017F;t in &#x017F;einer <hi rendition="#fr">men&#x017F;chlichen<lb/>
Hu&#x0364;lle</hi> der Vor&#x017F;teher die&#x017F;es Wirbels, und erha&#x0364;lt<lb/>
ihn, damit er nicht in Koth <hi rendition="#fr">dahinflie&#x017F;&#x017F;e.</hi></item><lb/>
              <item>3. haben wir den <hi rendition="#fr">Rie&#x017F;enwirbel.</hi> Ge&#x017F;talten von<lb/>
ent&#x017F;etzlichen Rie&#x017F;en irren darinn umher. Wir<lb/>
haben ein&#x017F;tens darinnen das <hi rendition="#fr">Luft&#x017F;chiff Adrame-<lb/>
lechs</hi> &#x017F;eegeln &#x017F;ehen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Guanos</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">Hydern, Am-<lb/>
phisba&#x0364;nen flatern</hi> da, wie bey uns die Schwal-<lb/>
ben. Die fu&#x0364;rchterlich&#x017F;ten <hi rendition="#fr">Jn&#x017F;ecten</hi> mit <hi rendition="#fr">Stile-<lb/>
ten</hi> und <hi rendition="#fr">Ri&#x017F;&#x017F;eln</hi> &#x017F;pinnen in dem Gehirne der Dich-<lb/>
ter: in welchen Spinneweben &#x017F;ich Gedanken fan-<lb/>
gen, und Begriffe verwickeln. <hi rendition="#fr">Ruach Adra-<lb/>
melech</hi> &#x017F;chiebet mit go&#x0364;ttlichen Armen die&#x017F;en Wir-<lb/>
bel vor &#x017F;ich her, damit er nicht aus dem Glei&#x017F;e<lb/>
komme; allein er kann doch nicht hindern, daß<lb/>
nicht hin und her ein Rie&#x017F;e, ein <hi rendition="#fr">Amphisba&#x0364;n-<lb/>
chen,</hi> und <hi rendition="#fr">Hyderchen verzetelt</hi> wird; welches<lb/>
denn von kleinen Gei&#x017F;terchen aufgefangen, und<lb/>
mit einem <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;ftchen</hi></item><lb/>
              <item>4. in den <hi rendition="#fr">Nimrodswirbel</hi> ver&#x017F;etzet wird. Kraft<lb/>
die&#x017F;em <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;ftchen,</hi> welches wir unter dem Namen<lb/>
der <hi rendition="#fr">Verheutigung</hi> verkaufen, &#x017F;iehet man den<lb/><hi rendition="#fr">Ja&#x0364;ger Nimrod</hi> Hof halten; man &#x017F;iehet, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehr</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0191] Ge fer Wieland; der ſich auch oft in dem Tone der alten Ritterbuͤcher verſuchet, wie ſein Parzifall bezeuget. Eheſtens wird er auf Anan, der die Mauleſel erfand, ein Mauleſelgedicht machen. Dieſer Wirbel entſtehet meiſtens uͤber Suͤmpfen und Moraͤſten, und die Schoͤnen, weil doch kein Gedicht ohne die ſeyn kann, die man darinnen antrifft, haben die laͤngſten Euter von der Welt. Ruach Bodmer iſt in ſeiner menſchlichen Huͤlle der Vorſteher dieſes Wirbels, und erhaͤlt ihn, damit er nicht in Koth dahinflieſſe. 3. haben wir den Rieſenwirbel. Geſtalten von entſetzlichen Rieſen irren darinn umher. Wir haben einſtens darinnen das Luftſchiff Adrame- lechs ſeegeln ſehen. Guanos, Hydern, Am- phisbaͤnen flatern da, wie bey uns die Schwal- ben. Die fuͤrchterlichſten Jnſecten mit Stile- ten und Riſſeln ſpinnen in dem Gehirne der Dich- ter: in welchen Spinneweben ſich Gedanken fan- gen, und Begriffe verwickeln. Ruach Adra- melech ſchiebet mit goͤttlichen Armen dieſen Wir- bel vor ſich her, damit er nicht aus dem Gleiſe komme; allein er kann doch nicht hindern, daß nicht hin und her ein Rieſe, ein Amphisbaͤn- chen, und Hyderchen verzetelt wird; welches denn von kleinen Geiſterchen aufgefangen, und mit einem Saͤftchen 4. in den Nimrodswirbel verſetzet wird. Kraft dieſem Saͤftchen, welches wir unter dem Namen der Verheutigung verkaufen, ſiehet man den Jaͤger Nimrod Hof halten; man ſiehet, wie ſehr L 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/191
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/191>, abgerufen am 13.05.2024.