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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Fe

Er hätte wohl schreiben können: Feuer und Wasser
zusammen reimen. Allein, das wäre so unmög-
lich nicht: denn die Dichter, die ungereimten
Heldendichter!
setzen wohl eher Dinge zusam-
men, die ärger, als Feuer und Wasser, mit einan-
der streiten. Man muß unsern erleuchteten Zeiten
deswegen Glück wünschen! Feuer binden,
Wasser binden!
und was noch scharfsinniger ge-
saget ist, Feuer und Wasser zusammen binden,
das drücket die Sache edel und bildreich aus.
Der ganze Nachdruck lieget in Binden. Man
merke sich also eine Regel, die eine unerschöpfliche
Quelle der schönsten Schreibart ist:
Je weniger sich Wörter zusammen schicken,
und je weniger man dabey denken kann;
desto sorgfältiger und öfterer muß man sie
zusammen setzen.

Zwar murrische Kunstrichter wollen den neuern
Schriftstellern die Ehre eines feinen Geistes nicht
gönnen. Sie schreyen: solche Reden, die man
nach meiner goldenen Regel zusammen stoppelt,
wären ein Nonsens. Wer wollte sich aber nach
diesen Leuten richten? Wie vieles bliebe unge-
schrieben, ungedruckt und ungelesen! Sie sollen
und müssen nicht Recht haben!

Feyrer.

Dieses bisher unbekannte Wort bedeutet
einen, der einen Sonntag hat. So kann man
auch sagen: Anfeyerer des Sabbaths. Wie
man aber ein Feyrer des Gerichtstages seyn kann,
ist ungewiß.

Wenn
Fe

Er haͤtte wohl ſchreiben koͤnnen: Feuer und Waſſer
zuſammen reimen. Allein, das waͤre ſo unmoͤg-
lich nicht: denn die Dichter, die ungereimten
Heldendichter!
ſetzen wohl eher Dinge zuſam-
men, die aͤrger, als Feuer und Waſſer, mit einan-
der ſtreiten. Man muß unſern erleuchteten Zeiten
deswegen Gluͤck wuͤnſchen! Feuer binden,
Waſſer binden!
und was noch ſcharfſinniger ge-
ſaget iſt, Feuer und Waſſer zuſammen binden,
das druͤcket die Sache edel und bildreich aus.
Der ganze Nachdruck lieget in Binden. Man
merke ſich alſo eine Regel, die eine unerſchoͤpfliche
Quelle der ſchoͤnſten Schreibart iſt:
Je weniger ſich Woͤrter zuſammen ſchicken,
und je weniger man dabey denken kann;
deſto ſorgfaͤltiger und oͤfterer muß man ſie
zuſammen ſetzen.

Zwar murriſche Kunſtrichter wollen den neuern
Schriftſtellern die Ehre eines feinen Geiſtes nicht
goͤnnen. Sie ſchreyen: ſolche Reden, die man
nach meiner goldenen Regel zuſammen ſtoppelt,
waͤren ein Nonſens. Wer wollte ſich aber nach
dieſen Leuten richten? Wie vieles bliebe unge-
ſchrieben, ungedruckt und ungeleſen! Sie ſollen
und muͤſſen nicht Recht haben!

Feyrer.

Dieſes bisher unbekannte Wort bedeutet
einen, der einen Sonntag hat. So kann man
auch ſagen: Anfeyerer des Sabbaths. Wie
man aber ein Feyrer des Gerichtstages ſeyn kann,
iſt ungewiß.

Wenn
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[143/0169] Fe Er haͤtte wohl ſchreiben koͤnnen: Feuer und Waſſer zuſammen reimen. Allein, das waͤre ſo unmoͤg- lich nicht: denn die Dichter, die ungereimten Heldendichter! ſetzen wohl eher Dinge zuſam- men, die aͤrger, als Feuer und Waſſer, mit einan- der ſtreiten. Man muß unſern erleuchteten Zeiten deswegen Gluͤck wuͤnſchen! Feuer binden, Waſſer binden! und was noch ſcharfſinniger ge- ſaget iſt, Feuer und Waſſer zuſammen binden, das druͤcket die Sache edel und bildreich aus. Der ganze Nachdruck lieget in Binden. Man merke ſich alſo eine Regel, die eine unerſchoͤpfliche Quelle der ſchoͤnſten Schreibart iſt: Je weniger ſich Woͤrter zuſammen ſchicken, und je weniger man dabey denken kann; deſto ſorgfaͤltiger und oͤfterer muß man ſie zuſammen ſetzen. Zwar murriſche Kunſtrichter wollen den neuern Schriftſtellern die Ehre eines feinen Geiſtes nicht goͤnnen. Sie ſchreyen: ſolche Reden, die man nach meiner goldenen Regel zuſammen ſtoppelt, waͤren ein Nonſens. Wer wollte ſich aber nach dieſen Leuten richten? Wie vieles bliebe unge- ſchrieben, ungedruckt und ungeleſen! Sie ſollen und muͤſſen nicht Recht haben! Feyrer. Dieſes bisher unbekannte Wort bedeutet einen, der einen Sonntag hat. So kann man auch ſagen: Anfeyerer des Sabbaths. Wie man aber ein Feyrer des Gerichtstages ſeyn kann, iſt ungewiß. Wenn

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/169>, abgerufen am 21.11.2024.