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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Feuer bestecket. Wir rechnen dieses Blümchen
zur gestiefelten Schreibart, welche man oft mit
der beschwerten vermenget, die eine lange Schlep-
pe von Metaphoren hinter sich herziehet, und den
türkischen Handdecken gleichet, die bis auf die
Erde hinunter hängen. Denn, wie die erste die
wahrhafte Maschine ist, das, was hoch und erha-
ben ist, zu erniedrigen: so ist die andere das ei-
gentlichste Werkzeug, geringe und niedrige Sachen
zu erheben und sie in ein Rührendes zu setzen, wel-
ches lächerlich ist; so daß, wenn man diese beyde
Schreibarten zusammen vereiniget, das Tiefe
alsdann auf seinem Gipfel und in seiner Vollkom-
menheit ist; wie, wenn ein Mensch sich den Kopf
nach unten, und den Steiß nach oben kehret, sei-
ne Vertiefung ganz und vollkommen ist. Es
ist wahr, daß es ein Ende ist, das so hoch ist,
als es nur jemals gewesen: aber es ist umgekeh-
ret, und dieß ist, so zu sagen, die verkehrte Welt.
Allein, nach allen dem ist wohl kein wahrhafter
Liebhaber des Tiefen, der nicht jauchzet, wenn
er die niedrigsten Handlungen auf diese Art ver-
himmeln
siehet.

Wir jauchzten also, als wir das erste mal un-
serm Jungen, a. St. Junge! zünde das Licht
an!
zurufen konnten: Erdling! bestecke das
Licht mit Feuer!
Wahr ist es; wir besteckten
seinen Rücken mit haselnen Waffen; und dann
vernahm er den neuen Accent.

Laß' ich den Trauungsgesang nach Vermäh-
lungssitten ertönen:
Dann

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Feuer beſtecket. Wir rechnen dieſes Bluͤmchen
zur geſtiefelten Schreibart, welche man oft mit
der beſchwerten vermenget, die eine lange Schlep-
pe von Metaphoren hinter ſich herziehet, und den
tuͤrkiſchen Handdecken gleichet, die bis auf die
Erde hinunter haͤngen. Denn, wie die erſte die
wahrhafte Maſchine iſt, das, was hoch und erha-
ben iſt, zu erniedrigen: ſo iſt die andere das ei-
gentlichſte Werkzeug, geringe und niedrige Sachen
zu erheben und ſie in ein Ruͤhrendes zu ſetzen, wel-
ches laͤcherlich iſt; ſo daß, wenn man dieſe beyde
Schreibarten zuſammen vereiniget, das Tiefe
alsdann auf ſeinem Gipfel und in ſeiner Vollkom-
menheit iſt; wie, wenn ein Menſch ſich den Kopf
nach unten, und den Steiß nach oben kehret, ſei-
ne Vertiefung ganz und vollkommen iſt. Es
iſt wahr, daß es ein Ende iſt, das ſo hoch iſt,
als es nur jemals geweſen: aber es iſt umgekeh-
ret, und dieß iſt, ſo zu ſagen, die verkehrte Welt.
Allein, nach allen dem iſt wohl kein wahrhafter
Liebhaber des Tiefen, der nicht jauchzet, wenn
er die niedrigſten Handlungen auf dieſe Art ver-
himmeln
ſiehet.

Wir jauchzten alſo, als wir das erſte mal un-
ſerm Jungen, a. St. Junge! zuͤnde das Licht
an!
zurufen konnten: Erdling! beſtecke das
Licht mit Feuer!
Wahr iſt es; wir beſteckten
ſeinen Ruͤcken mit haſelnen Waffen; und dann
vernahm er den neuen Accent.

Laß’ ich den Trauungsgeſang nach Vermaͤh-
lungsſitten ertoͤnen:
Dann
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[130/0156] Fa Feuer beſtecket. Wir rechnen dieſes Bluͤmchen zur geſtiefelten Schreibart, welche man oft mit der beſchwerten vermenget, die eine lange Schlep- pe von Metaphoren hinter ſich herziehet, und den tuͤrkiſchen Handdecken gleichet, die bis auf die Erde hinunter haͤngen. Denn, wie die erſte die wahrhafte Maſchine iſt, das, was hoch und erha- ben iſt, zu erniedrigen: ſo iſt die andere das ei- gentlichſte Werkzeug, geringe und niedrige Sachen zu erheben und ſie in ein Ruͤhrendes zu ſetzen, wel- ches laͤcherlich iſt; ſo daß, wenn man dieſe beyde Schreibarten zuſammen vereiniget, das Tiefe alsdann auf ſeinem Gipfel und in ſeiner Vollkom- menheit iſt; wie, wenn ein Menſch ſich den Kopf nach unten, und den Steiß nach oben kehret, ſei- ne Vertiefung ganz und vollkommen iſt. Es iſt wahr, daß es ein Ende iſt, das ſo hoch iſt, als es nur jemals geweſen: aber es iſt umgekeh- ret, und dieß iſt, ſo zu ſagen, die verkehrte Welt. Allein, nach allen dem iſt wohl kein wahrhafter Liebhaber des Tiefen, der nicht jauchzet, wenn er die niedrigſten Handlungen auf dieſe Art ver- himmeln ſiehet. Wir jauchzten alſo, als wir das erſte mal un- ſerm Jungen, a. St. Junge! zuͤnde das Licht an! zurufen konnten: Erdling! beſtecke das Licht mit Feuer! Wahr iſt es; wir beſteckten ſeinen Ruͤcken mit haſelnen Waffen; und dann vernahm er den neuen Accent. Laß’ ich den Trauungsgeſang nach Vermaͤh- lungsſitten ertoͤnen: Dann

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/156>, abgerufen am 24.11.2024.