auch so bemerkten. So ist auch die Allmacht des Wörteleins wie zu bewundern.
Evan! Evoe!
Der Dichter Wilhelmi saget in der Ode an den Herrn Steinbrück:
Da tönt (im Grünen) o! Evan! Evoe! O! Evan! Evoe! so rufen alle Schaaren; Und alle trinken Wein, und alles jauchzt und tönt etc.
Sind unsere Schäfer wieder Heyden geworden? Jst das wahr, daß alle Schäfer Wein trinken? Wir haben es niemals gehöret, und wollten es dem Dichter zu Ehren wohl wünschen. Trinken doch nicht alle Dichter Wein, wenn sie gleich davon singen: darum sehen ihre Lieder auch so berau- schet aus. Zur Anzeige, daß man auch berauschet thun könne, ohne besoffen zu seyn. Ueberhaupt ist diese Ode stark, und klopstockisch. Es ist ausser Zweifel, daß die wahren Dichter und Auto- ren des Tiefen aufmerksam seyn müssen, die gros- sen Musrer in ihrer Art zu schreiben nachzuahmen; und man kann es mit einer großen Anzahl Exempel klar beweisen, daß sehr viele sind, die durch dieses Mittel zu einer Tiefe gekommen, zu welcher ihre eigene Trägheit sie niemals würde gebracht haben. Jn der That, wer siehet nicht, daß Zernitz ein poetischer Sohn oder Schüler des Hn. von Hal- ler ist; Naumann Bodmers, Wieland Naumanns, und Klopstock Miltons ist? Wir müssen uns selbst diese Frage machen: wie würde Hr. von Haller dieses verdrehet haben? Drücke ich mich so gebrechlich aus, als H--d-n?
Laufen
Ev
auch ſo bemerkten. So iſt auch die Allmacht des Woͤrteleins wie zu bewundern.
Evan! Evoe!
Der Dichter Wilhelmi ſaget in der Ode an den Herrn Steinbruͤck:
Da toͤnt (im Gruͤnen) o! Evan! Evoe! O! Evan! Evoe! ſo rufen alle Schaaren; Und alle trinken Wein, und alles jauchzt und toͤnt ꝛc.
Sind unſere Schaͤfer wieder Heyden geworden? Jſt das wahr, daß alle Schaͤfer Wein trinken? Wir haben es niemals gehoͤret, und wollten es dem Dichter zu Ehren wohl wuͤnſchen. Trinken doch nicht alle Dichter Wein, wenn ſie gleich davon ſingen: darum ſehen ihre Lieder auch ſo berau- ſchet aus. Zur Anzeige, daß man auch berauſchet thun koͤnne, ohne beſoffen zu ſeyn. Ueberhaupt iſt dieſe Ode ſtark, und klopſtockiſch. Es iſt auſſer Zweifel, daß die wahren Dichter und Auto- ren des Tiefen aufmerkſam ſeyn muͤſſen, die groſ- ſen Muſrer in ihrer Art zu ſchreiben nachzuahmen; und man kann es mit einer großen Anzahl Exempel klar beweiſen, daß ſehr viele ſind, die durch dieſes Mittel zu einer Tiefe gekommen, zu welcher ihre eigene Traͤgheit ſie niemals wuͤrde gebracht haben. Jn der That, wer ſiehet nicht, daß Zernitz ein poetiſcher Sohn oder Schuͤler des Hn. von Hal- ler iſt; Naumann Bodmers, Wieland Naumanns, und Klopſtock Miltons iſt? Wir muͤſſen uns ſelbſt dieſe Frage machen: wie wuͤrde Hr. von Haller dieſes verdrehet haben? Druͤcke ich mich ſo gebrechlich aus, als H--d-n?
Laufen
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Ev
auch ſo bemerkten. So iſt auch die Allmacht des
Woͤrteleins wie zu bewundern.
Evan! Evoe! Der Dichter Wilhelmi ſaget in
der Ode an den Herrn Steinbruͤck:
Da toͤnt (im Gruͤnen) o! Evan! Evoe!
O! Evan! Evoe! ſo rufen alle Schaaren;
Und alle trinken Wein, und alles jauchzt und
toͤnt ꝛc.
Sind unſere Schaͤfer wieder Heyden geworden?
Jſt das wahr, daß alle Schaͤfer Wein trinken?
Wir haben es niemals gehoͤret, und wollten es dem
Dichter zu Ehren wohl wuͤnſchen. Trinken doch
nicht alle Dichter Wein, wenn ſie gleich davon
ſingen: darum ſehen ihre Lieder auch ſo berau-
ſchet aus. Zur Anzeige, daß man auch berauſchet
thun koͤnne, ohne beſoffen zu ſeyn. Ueberhaupt
iſt dieſe Ode ſtark, und klopſtockiſch. Es iſt
auſſer Zweifel, daß die wahren Dichter und Auto-
ren des Tiefen aufmerkſam ſeyn muͤſſen, die groſ-
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und man kann es mit einer großen Anzahl Exempel
klar beweiſen, daß ſehr viele ſind, die durch dieſes
Mittel zu einer Tiefe gekommen, zu welcher ihre
eigene Traͤgheit ſie niemals wuͤrde gebracht haben.
Jn der That, wer ſiehet nicht, daß Zernitz ein
poetiſcher Sohn oder Schuͤler des Hn. von Hal-
ler iſt; Naumann Bodmers, Wieland
Naumanns, und Klopſtock Miltons iſt?
Wir muͤſſen uns ſelbſt dieſe Frage machen: wie
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/153>, abgerufen am 21.11.2024.
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