Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658.

Bild:
<< vorherige Seite
fürschwatzen; Wie kunt ihr ihr doch so viel und an-
genehme Hoffnung machen und euch stellen/ als
ob es die lauterste Wahrheit/ unnd euer rechter
Ernst were.
Floretto.
Man mus es jo so machen/ wenn sie es nicht
anders haben wollen/ und kan man besser nicht loß
kommen/ man lasse sie nur auff ihrer Meynung/
unnd bekräfftige sie in ihren Einbildungen noch
mehr. Denn man einer Damen Gewogen-
heit und Gunst durch kein Mittel leichter und
eher erlangen und erobern kan/ als wenn man
derselben zum demüthigsten auffwartet/ und
sich gäntzlichen zu ihren Diener anstellet. Gesetzt
auch/ sie nehmen nur solches für eine Kurtzweile
auff/ so wollen sie es doch so haben// sintemahl ihr
auch die allerschlimste und heßlichste elnbildet/
ihre Vollkommenheiten erstreckten sich dahin den
allergeschicktesten Cavallier anzuhalten und zu ih-
rer Liebe zuvermögen. Aber wenn sie uns zum
öfftern an dem Narrenseile stattlich herumb ge-
führet haben/ so werden sie wiederum mit gleicher
Müntze bezahlet/ und müssen erfahren lernen/ wie
sehr sie betrogen werden/ wenn sie vermeinen/ daß
wir auffer ihrer Gunst nicht leben könten.
Amandus.
Vnter dessen kan man jo noch einen oder den
andern genieß mit nehmen.

Floret-
fuͤrſchwatzen; Wie kunt ihr ihr doch ſo viel und an-
genehme Hoffnung machen und euch ſtellen/ als
ob es die lauterſte Wahrheit/ unnd euer rechter
Ernſt were.
Floretto.
Man mus es jo ſo machen/ wenn ſie es nicht
anders haben wollen/ und kan man beſſer nicht loß
kommen/ man laſſe ſie nur auff ihrer Meynung/
unnd bekraͤfftige ſie in ihren Einbildungen noch
mehr. Denn man einer Damen Gewogen-
heit und Gunſt durch kein Mittel leichter und
eher erlangen und erobern kan/ als wenn man
derſelben zum demuͤthigſten auffwartet/ und
ſich gaͤntzlichen zu ihren Diener anſtellet. Geſetzt
auch/ ſie nehmen nur ſolches fuͤr eine Kurtzweile
auff/ ſo wollen ſie es doch ſo haben// ſintemahl ihr
auch die allerſchlimſte und heßlichſte elnbildet/
ihre Vollkommenheiten erſtreckten ſich dahin den
allergeſchickteſten Cavallier anzuhalten und zu ih-
rer Liebe zuvermoͤgen. Aber wenn ſie uns zum
oͤfftern an dem Narrenſeile ſtattlich herumb ge-
fuͤhret haben/ ſo werden ſie wiederum mit gleicher
Muͤntze bezahlet/ und muͤſſen erfahren lernen/ wie
ſehr ſie betrogen werden/ wenn ſie vermeinen/ daß
wir auffer ihrer Gunſt nicht leben koͤnten.
Amandus.
Vnter deſſen kan man jo noch einen oder den
andern genieß mit nehmen.

Floret-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#AMA">
            <p><pb facs="#f0064"/>
fu&#x0364;r&#x017F;chwatzen; Wie kunt ihr ihr doch &#x017F;o viel und an-<lb/>
genehme Hoffnung machen und euch &#x017F;tellen/ als<lb/>
ob es die lauter&#x017F;te Wahrheit/ unnd euer rechter<lb/>
Ern&#x017F;t were.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FLO">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Floretto.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Man mus es jo &#x017F;o machen/ wenn &#x017F;ie es nicht<lb/>
anders haben wollen/ und kan man be&#x017F;&#x017F;er nicht loß<lb/>
kommen/ man la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie nur auff ihrer Meynung/<lb/>
unnd bekra&#x0364;fftige &#x017F;ie in ihren Einbildungen noch<lb/>
mehr. Denn man einer <hi rendition="#aq">Damen</hi> Gewogen-<lb/>
heit und Gun&#x017F;t durch kein Mittel leichter und<lb/>
eher erlangen und erobern kan/ als wenn man<lb/>
der&#x017F;elben zum demu&#x0364;thig&#x017F;ten auffwartet/ und<lb/>
&#x017F;ich ga&#x0364;ntzlichen zu ihren Diener an&#x017F;tellet. Ge&#x017F;etzt<lb/>
auch/ &#x017F;ie nehmen nur &#x017F;olches fu&#x0364;r eine Kurtzweile<lb/>
auff/ &#x017F;o wollen &#x017F;ie es doch &#x017F;o haben// &#x017F;intemahl ihr<lb/>
auch die aller&#x017F;chlim&#x017F;te und heßlich&#x017F;te elnbildet/<lb/>
ihre Vollkommenheiten er&#x017F;treckten &#x017F;ich dahin den<lb/>
allerge&#x017F;chickte&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Cavallier</hi> anzuhalten und zu ih-<lb/>
rer Liebe zuvermo&#x0364;gen. Aber wenn &#x017F;ie uns zum<lb/>
o&#x0364;fftern an dem Narren&#x017F;eile &#x017F;tattlich herumb ge-<lb/>
fu&#x0364;hret haben/ &#x017F;o werden &#x017F;ie wiederum mit gleicher<lb/>
Mu&#x0364;ntze bezahlet/ und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en erfahren lernen/ wie<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;ie betrogen werden/ wenn &#x017F;ie vermeinen/ daß<lb/>
wir auffer ihrer Gun&#x017F;t nicht leben ko&#x0364;nten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Amandus.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Vnter de&#x017F;&#x017F;en kan man jo noch einen oder den<lb/>
andern genieß mit nehmen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Floret-</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0064] fuͤrſchwatzen; Wie kunt ihr ihr doch ſo viel und an- genehme Hoffnung machen und euch ſtellen/ als ob es die lauterſte Wahrheit/ unnd euer rechter Ernſt were. Floretto. Man mus es jo ſo machen/ wenn ſie es nicht anders haben wollen/ und kan man beſſer nicht loß kommen/ man laſſe ſie nur auff ihrer Meynung/ unnd bekraͤfftige ſie in ihren Einbildungen noch mehr. Denn man einer Damen Gewogen- heit und Gunſt durch kein Mittel leichter und eher erlangen und erobern kan/ als wenn man derſelben zum demuͤthigſten auffwartet/ und ſich gaͤntzlichen zu ihren Diener anſtellet. Geſetzt auch/ ſie nehmen nur ſolches fuͤr eine Kurtzweile auff/ ſo wollen ſie es doch ſo haben// ſintemahl ihr auch die allerſchlimſte und heßlichſte elnbildet/ ihre Vollkommenheiten erſtreckten ſich dahin den allergeſchickteſten Cavallier anzuhalten und zu ih- rer Liebe zuvermoͤgen. Aber wenn ſie uns zum oͤfftern an dem Narrenſeile ſtattlich herumb ge- fuͤhret haben/ ſo werden ſie wiederum mit gleicher Muͤntze bezahlet/ und muͤſſen erfahren lernen/ wie ſehr ſie betrogen werden/ wenn ſie vermeinen/ daß wir auffer ihrer Gunſt nicht leben koͤnten. Amandus. Vnter deſſen kan man jo noch einen oder den andern genieß mit nehmen. Floret-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Ausgabe von 1658 stellt einen unveränderten N… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658/64
Zitationshilfe: Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658/64>, abgerufen am 24.11.2024.