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Schnitzler, Arthur: Traumnovelle. Berlin, 1926.

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deren Vorhof Sie sich eingeschlichen haben. Sollten Sie irgend jemanden auf unsere Spur zu leiten versuchen, ob es nun glückte oder nicht - Sie wären verloren."

Fridolin stand unbeweglich. "Auf welche Weise soll - diese Frau mich auslösen?" fragte er.

Keine Antwort. Einige Arme wiesen der Türe zu, zum Zeichen, er möge sich unverzüglich entfernen.

Fridolin schüttelte den Kopf. "Verhängen Sie über mich, meine Herren, was Ihnen beliebt, ich werde nicht dulden, daß ein anderes menschliches Wesen für mich bezahlt."

"An dem Los dieser Frau", sagte der schwarze Kavalier nun ganz sanft, "würden Sie doch nichts mehr ändern. Wenn hier ein Versprechen geleistet wurde, gibt es kein Zurück."

Die Nonne nickte langsam wie zur Bestätigung. "Geh!" sagte sie zu Fridolin.

"Nein", erwiderte dieser in erhöhtem Ton. "Das Leben hat keinen Wert mehr für mich, wenn ich ohne dich von hier fortgehen soll. Woher du kommst, wer du bist, ich frage nicht danach. Was kann es Ihnen, meine unbekannten Herren, bedeuten, ob Sie diese Faschingskomödie, und sei sie auch auf einen ernsthaften Schluß angelegt, zu Ende spielen oder nicht. Wer immer Sie sein mögen, meine Herren, Sie führen in jedem Fall noch eine andere Existenz

deren Vorhof Sie sich eingeschlichen haben. Sollten Sie irgend jemanden auf unsere Spur zu leiten versuchen, ob es nun glückte oder nicht – Sie wären verloren.“

Fridolin stand unbeweglich. „Auf welche Weise soll – diese Frau mich auslösen?“ fragte er.

Keine Antwort. Einige Arme wiesen der Türe zu, zum Zeichen, er möge sich unverzüglich entfernen.

Fridolin schüttelte den Kopf. „Verhängen Sie über mich, meine Herren, was Ihnen beliebt, ich werde nicht dulden, daß ein anderes menschliches Wesen für mich bezahlt.“

„An dem Los dieser Frau“, sagte der schwarze Kavalier nun ganz sanft, „würden Sie doch nichts mehr ändern. Wenn hier ein Versprechen geleistet wurde, gibt es kein Zurück.“

Die Nonne nickte langsam wie zur Bestätigung. „Geh!“ sagte sie zu Fridolin.

„Nein“, erwiderte dieser in erhöhtem Ton. „Das Leben hat keinen Wert mehr für mich, wenn ich ohne dich von hier fortgehen soll. Woher du kommst, wer du bist, ich frage nicht danach. Was kann es Ihnen, meine unbekannten Herren, bedeuten, ob Sie diese Faschingskomödie, und sei sie auch auf einen ernsthaften Schluß angelegt, zu Ende spielen oder nicht. Wer immer Sie sein mögen, meine Herren, Sie führen in jedem Fall noch eine andere Existenz

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[70/0072] deren Vorhof Sie sich eingeschlichen haben. Sollten Sie irgend jemanden auf unsere Spur zu leiten versuchen, ob es nun glückte oder nicht – Sie wären verloren.“ Fridolin stand unbeweglich. „Auf welche Weise soll – diese Frau mich auslösen?“ fragte er. Keine Antwort. Einige Arme wiesen der Türe zu, zum Zeichen, er möge sich unverzüglich entfernen. Fridolin schüttelte den Kopf. „Verhängen Sie über mich, meine Herren, was Ihnen beliebt, ich werde nicht dulden, daß ein anderes menschliches Wesen für mich bezahlt.“ „An dem Los dieser Frau“, sagte der schwarze Kavalier nun ganz sanft, „würden Sie doch nichts mehr ändern. Wenn hier ein Versprechen geleistet wurde, gibt es kein Zurück.“ Die Nonne nickte langsam wie zur Bestätigung. „Geh!“ sagte sie zu Fridolin. „Nein“, erwiderte dieser in erhöhtem Ton. „Das Leben hat keinen Wert mehr für mich, wenn ich ohne dich von hier fortgehen soll. Woher du kommst, wer du bist, ich frage nicht danach. Was kann es Ihnen, meine unbekannten Herren, bedeuten, ob Sie diese Faschingskomödie, und sei sie auch auf einen ernsthaften Schluß angelegt, zu Ende spielen oder nicht. Wer immer Sie sein mögen, meine Herren, Sie führen in jedem Fall noch eine andere Existenz

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Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Traumnovelle. Berlin, 1926, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_traumnovelle_1926/72>, abgerufen am 28.04.2024.