Schnitzler, Arthur: Liebelei. Berlin, 1896.
Log' hinein, er laßt Dich einfach aufsitzen -- das laßt Du Dir alles ruhig gefallen und schaust ihn noch dazu (sie parrodirend) mit so verliebten Augen an. -- Christine. Geh', sprich nicht so, stell' Dich doch nicht schlechter, als Du bist. Du hast ja den Theodor auch gern. Mizi. Gern -- freilich hab' ich ihn gern. Aber das erlebt der Dori nicht, und das erlebt überhaupt kein Mann mehr, daß ich mich um ihn kränken thät -- das sind sie alle zusamm' nicht werth, die Männer. Christine. Nie hab' ich Dich so reden gehört, nie! -- Mizi. Ja, Tinerl -- früher haben wir doch überhaupt nicht so mit einander gered't. -- Ich hab' mich ja garnicht getraut. Was glaubst denn, was ich für einen Respekt vor Dir gehabt hab'! ... Aber siehst, das hab' ich mir immer gedacht: wenn's einmal über Dich kommt, wird's Dich ordentlich haben. Das erste Mal beutelt's einen schon zu- sammen! -- Aber dafür kannst Du auch froh sein, daß Du bei Deiner ersten Liebe gleich eine so gute Freundin zum Beistand hast. 7
Log’ hinein, er laßt Dich einfach aufſitzen — das laßt Du Dir alles ruhig gefallen und ſchauſt ihn noch dazu (ſie parrodirend) mit ſo verliebten Augen an. — Chriſtine. Geh’, ſprich nicht ſo, ſtell’ Dich doch nicht ſchlechter, als Du biſt. Du haſt ja den Theodor auch gern. Mizi. Gern — freilich hab’ ich ihn gern. Aber das erlebt der Dori nicht, und das erlebt überhaupt kein Mann mehr, daß ich mich um ihn kränken thät — das ſind ſie alle zuſamm’ nicht werth, die Männer. Chriſtine. Nie hab’ ich Dich ſo reden gehört, nie! — Mizi. Ja, Tinerl — früher haben wir doch überhaupt nicht ſo mit einander gered’t. — Ich hab’ mich ja garnicht getraut. Was glaubſt denn, was ich für einen Reſpekt vor Dir gehabt hab’! … Aber ſiehſt, das hab’ ich mir immer gedacht: wenn’s einmal über Dich kommt, wird’s Dich ordentlich haben. Das erſte Mal beutelt’s einen ſchon zu- ſammen! — Aber dafür kannſt Du auch froh ſein, daß Du bei Deiner erſten Liebe gleich eine ſo gute Freundin zum Beiſtand haſt. 7
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Log’ hinein, er laßt Dich einfach aufſitzen — das
laßt Du Dir alles ruhig gefallen und ſchauſt ihn
noch dazu (ſie parrodirend) mit ſo verliebten Augen
an. —
Chriſtine.
Geh’, ſprich nicht ſo, ſtell’ Dich doch nicht ſchlechter,
als Du biſt. Du haſt ja den Theodor auch gern.
Mizi.
Gern — freilich hab’ ich ihn gern. Aber das
erlebt der Dori nicht, und das erlebt überhaupt kein
Mann mehr, daß ich mich um ihn kränken thät —
das ſind ſie alle zuſamm’ nicht werth, die Männer.
Chriſtine.
Nie hab’ ich Dich ſo reden gehört, nie! —
Mizi.
Ja, Tinerl — früher haben wir doch überhaupt
nicht ſo mit einander gered’t. — Ich hab’ mich ja
garnicht getraut. Was glaubſt denn, was ich für
einen Reſpekt vor Dir gehabt hab’! … Aber
ſiehſt, das hab’ ich mir immer gedacht: wenn’s
einmal über Dich kommt, wird’s Dich ordentlich
haben. Das erſte Mal beutelt’s einen ſchon zu-
ſammen! — Aber dafür kannſt Du auch froh ſein,
daß Du bei Deiner erſten Liebe gleich eine ſo gute
Freundin zum Beiſtand haſt.
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Zitationshilfe: | Schnitzler, Arthur: Liebelei. Berlin, 1896, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_liebelei_1896/103>, abgerufen am 16.02.2025. |