Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924.jemanden, daß er mich umbringt? Oder hetzt sie ihren Vetter Paul auf mich? Haben Sie keine Angst, Herr von Dorsday, ich bin keine so gefährliche Person. Ein kleines Luder bin ich, weiter nichts. Für die Angst, die Sie ausgestanden haben, sollen Sie auch Ihren Lohn haben. Zwölf Uhr, Zimmer Nummer fünfundsechzig. Im Freien wäre es mir doch zu kühl. Und von Ihnen aus, Herr von Dorsday, begebe ich mich direkt zu meinem Vetter Paul. Sie haben doch nichts dagegen, Herr von Dorsday? "Else! Else!" Wie? Was? Das ist ja Pauls Stimme. Das Diner schon aus? - "Else!" - "Ach, Paul, was gibt's denn, Paul?" - Ich stell' mich ganz unschuldig. - "Ja, wo steckst du denn, Else?" - "Wo soll ich denn stecken? Ich bin spazieren gegangen." - "Jetzt, während des Diners?" - "Na, wann denn? Es ist doch die schönste Zeit dazu." Ich red' Blödsinn. - "Die Mama hat sich schon alles Mögliche eingebildet. Ich war an deiner Zimmertür, hab' geklopft." - "Hab' nichts gehört." - "Aber im Ernst, Else, wie kannst du uns in eine solche Unruhe versetzen! Du hättest Mama doch wenigstens verständigen können, daß du nicht zum Diner kommst." jemanden, daß er mich umbringt? Oder hetzt sie ihren Vetter Paul auf mich? Haben Sie keine Angst, Herr von Dorsday, ich bin keine so gefährliche Person. Ein kleines Luder bin ich, weiter nichts. Für die Angst, die Sie ausgestanden haben, sollen Sie auch Ihren Lohn haben. Zwölf Uhr, Zimmer Nummer fünfundsechzig. Im Freien wäre es mir doch zu kühl. Und von Ihnen aus, Herr von Dorsday, begebe ich mich direkt zu meinem Vetter Paul. Sie haben doch nichts dagegen, Herr von Dorsday? „Else! Else!“ Wie? Was? Das ist ja Pauls Stimme. Das Diner schon aus? – „Else!“ – „Ach, Paul, was gibt’s denn, Paul?“ – Ich stell’ mich ganz unschuldig. – „Ja, wo steckst du denn, Else?“ – „Wo soll ich denn stecken? Ich bin spazieren gegangen.“ – „Jetzt, während des Diners?“ – „Na, wann denn? Es ist doch die schönste Zeit dazu.“ Ich red’ Blödsinn. – „Die Mama hat sich schon alles Mögliche eingebildet. Ich war an deiner Zimmertür, hab’ geklopft.“ – „Hab’ nichts gehört.“ – „Aber im Ernst, Else, wie kannst du uns in eine solche Unruhe versetzen! Du hättest Mama doch wenigstens verständigen können, daß du nicht zum Diner kommst.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0087" n="89"/> jemanden, daß er mich umbringt? Oder hetzt sie ihren Vetter Paul auf mich? Haben Sie keine Angst, Herr von Dorsday, ich bin keine so gefährliche Person. Ein kleines Luder bin ich, weiter nichts. Für die Angst, die Sie ausgestanden haben, sollen Sie auch Ihren Lohn haben. Zwölf Uhr, Zimmer Nummer fünfundsechzig. Im Freien wäre es mir doch zu kühl. Und von Ihnen aus, Herr von Dorsday, begebe ich mich direkt zu meinem Vetter Paul. Sie haben doch nichts dagegen, Herr von Dorsday?</p> <p> <hi rendition="#i">„Else! Else!“</hi> </p> <p>Wie? Was? Das ist ja Pauls Stimme. Das Diner schon aus? – <hi rendition="#i">„Else!“</hi> – „Ach, Paul, was gibt’s denn, Paul?“ – Ich stell’ mich ganz unschuldig. – <hi rendition="#i">„Ja, wo steckst du denn, Else?“</hi> – „Wo soll ich denn stecken? Ich bin spazieren gegangen.“ – <hi rendition="#i">„Jetzt, während des Diners?“</hi> – „Na, wann denn? Es ist doch die schönste Zeit dazu.“ Ich red’ Blödsinn. – <hi rendition="#i">„Die Mama hat sich schon alles Mögliche eingebildet. Ich war an deiner Zimmertür, hab’ geklopft.“</hi> – „Hab’ nichts gehört.“ – <hi rendition="#i">„Aber im Ernst, Else, wie kannst du uns in eine solche Unruhe versetzen! Du hättest Mama doch wenigstens verständigen können, daß du nicht zum Diner kommst.“</hi> </p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0087]
jemanden, daß er mich umbringt? Oder hetzt sie ihren Vetter Paul auf mich? Haben Sie keine Angst, Herr von Dorsday, ich bin keine so gefährliche Person. Ein kleines Luder bin ich, weiter nichts. Für die Angst, die Sie ausgestanden haben, sollen Sie auch Ihren Lohn haben. Zwölf Uhr, Zimmer Nummer fünfundsechzig. Im Freien wäre es mir doch zu kühl. Und von Ihnen aus, Herr von Dorsday, begebe ich mich direkt zu meinem Vetter Paul. Sie haben doch nichts dagegen, Herr von Dorsday?
„Else! Else!“
Wie? Was? Das ist ja Pauls Stimme. Das Diner schon aus? – „Else!“ – „Ach, Paul, was gibt’s denn, Paul?“ – Ich stell’ mich ganz unschuldig. – „Ja, wo steckst du denn, Else?“ – „Wo soll ich denn stecken? Ich bin spazieren gegangen.“ – „Jetzt, während des Diners?“ – „Na, wann denn? Es ist doch die schönste Zeit dazu.“ Ich red’ Blödsinn. – „Die Mama hat sich schon alles Mögliche eingebildet. Ich war an deiner Zimmertür, hab’ geklopft.“ – „Hab’ nichts gehört.“ – „Aber im Ernst, Else, wie kannst du uns in eine solche Unruhe versetzen! Du hättest Mama doch wenigstens verständigen können, daß du nicht zum Diner kommst.“
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Zitationshilfe: | Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_else_1924/87>, abgerufen am 29.07.2024. |