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Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924.

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Nachttisch muß es ja stehen, das Glas mit dem Veronal. Wenn ich es austrinke ist alles vorbei. Gleich werde ich es trinken. Die Tante ist fort. Paul und Cissy stehen noch an der Tür. Ha. Sie küßt ihn. Sie küßt ihn. Und ich liege nackt unter der Decke. Schämt Ihr Euch denn gar nicht? Sie küßt ihn wieder. Schämt Ihr Euch nicht? - "Siehst du, Paul, jetzt weiß ich, daß sie ohnmächtig ist. Sonst wäre sie mir unbedingt an die Kehle gesprungen." - "Möchtest du mir nicht den Gefallen tun und schweigen, Cissy?" - "Aber was willst du denn, Paul? Entweder ist sie wirklich bewußtlos. Dann hört und sieht sie nichts. Oder sie hält uns zum Narren. Dann geschieht ihr ganz recht." - "Es hat geklopft, Cissy." - "Mir kam es auch so vor." - "Ich will leise aufmachen und sehen wer es ist. - Guten Abend Herr von Dorsday." - "Verzeihen Sie, ich wollte nur fragen, wie sich die Kranke" - Dorsday! Dorsday! Wagt er es wirklich? Alle Bestien sind losgelassen. Wo ist er denn? Ich höre sie flüstern vor der Tür. Paul und Dorsday. Cissy stellt sich vor den Spiegel hin. Was machen Sie vor dem Spiegel dort? Mein Spiegel ist es. Ist nicht mein Bild noch drin? Was reden sie

Nachttisch muß es ja stehen, das Glas mit dem Veronal. Wenn ich es austrinke ist alles vorbei. Gleich werde ich es trinken. Die Tante ist fort. Paul und Cissy stehen noch an der Tür. Ha. Sie küßt ihn. Sie küßt ihn. Und ich liege nackt unter der Decke. Schämt Ihr Euch denn gar nicht? Sie küßt ihn wieder. Schämt Ihr Euch nicht? – „Siehst du, Paul, jetzt weiß ich, daß sie ohnmächtig ist. Sonst wäre sie mir unbedingt an die Kehle gesprungen.“„Möchtest du mir nicht den Gefallen tun und schweigen, Cissy?“„Aber was willst du denn, Paul? Entweder ist sie wirklich bewußtlos. Dann hört und sieht sie nichts. Oder sie hält uns zum Narren. Dann geschieht ihr ganz recht.“„Es hat geklopft, Cissy.“„Mir kam es auch so vor.“„Ich will leise aufmachen und sehen wer es ist. – Guten Abend Herr von Dorsday.“„Verzeihen Sie, ich wollte nur fragen, wie sich die Kranke“ – Dorsday! Dorsday! Wagt er es wirklich? Alle Bestien sind losgelassen. Wo ist er denn? Ich höre sie flüstern vor der Tür. Paul und Dorsday. Cissy stellt sich vor den Spiegel hin. Was machen Sie vor dem Spiegel dort? Mein Spiegel ist es. Ist nicht mein Bild noch drin? Was reden sie

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[127/0125] Nachttisch muß es ja stehen, das Glas mit dem Veronal. Wenn ich es austrinke ist alles vorbei. Gleich werde ich es trinken. Die Tante ist fort. Paul und Cissy stehen noch an der Tür. Ha. Sie küßt ihn. Sie küßt ihn. Und ich liege nackt unter der Decke. Schämt Ihr Euch denn gar nicht? Sie küßt ihn wieder. Schämt Ihr Euch nicht? – „Siehst du, Paul, jetzt weiß ich, daß sie ohnmächtig ist. Sonst wäre sie mir unbedingt an die Kehle gesprungen.“ – „Möchtest du mir nicht den Gefallen tun und schweigen, Cissy?“ – „Aber was willst du denn, Paul? Entweder ist sie wirklich bewußtlos. Dann hört und sieht sie nichts. Oder sie hält uns zum Narren. Dann geschieht ihr ganz recht.“ – „Es hat geklopft, Cissy.“ – „Mir kam es auch so vor.“ – „Ich will leise aufmachen und sehen wer es ist. – Guten Abend Herr von Dorsday.“ – „Verzeihen Sie, ich wollte nur fragen, wie sich die Kranke“ – Dorsday! Dorsday! Wagt er es wirklich? Alle Bestien sind losgelassen. Wo ist er denn? Ich höre sie flüstern vor der Tür. Paul und Dorsday. Cissy stellt sich vor den Spiegel hin. Was machen Sie vor dem Spiegel dort? Mein Spiegel ist es. Ist nicht mein Bild noch drin? Was reden sie

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Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_else_1924/125>, abgerufen am 24.04.2024.