Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite
Deiner Vergangenheit, bist Du hier vor den Flammen ge-
standen, als die Blätter und Bänder und Nippes ver-
glühten ... Und wie Du in meinen Armen schluchztest,
damals, als wir am Ufer des Flusses lustwandelten und wir
jenes kostbare Armband in das graue Wasser hinabwarfen, wo
es alsbald versank ... wie Du da weintest, Thränen der
Läuterung, der Reue ... Dumme Comödie! Siehst Du,
daß Alles vergebens war? Daß ich Dir dennoch mißtraute?
Und daß ich mit Recht da herumwühlte? ... Warum
sprichst Du nicht? ... warum vertheidigst Du Dich nicht? ...
Emilie. Da Du mich doch verlassen willst --
Anatol. Aber wissen will ich, was diese zwei Steine
bedeuten ... warum Du gerade diese aufbewahrt hast?
Emilie. Du liebst mich nicht mehr ...?
Anatol. Die Wahrheit, Emilie ... die Wahrheit will
ich wissen!
Emilie. Wozu, wenn Du mich nicht mehr liebst.
Anatol. Vielleicht steckt in der Wahrheit irgend etwas --
Emilie. Nun, was?
Anatol. Was mich die Sache ... begreifen macht ...
Hörst Du, Emilie, ich habe keine Luft, Dich für eine Elende
zu halten!
Emilie. Du verzeihst mir?
Anatol. Du sollst mir sagen, was diese Steine be-
deuten!
Emilie. Und dann wirst Du mir verzeihen --?
Anatol. Dieser Rubin, was er bedeutet, warum Du
ihn aufbewahrt --
Deiner Vergangenheit, biſt Du hier vor den Flammen ge-
ſtanden, als die Blätter und Bänder und Nippes ver-
glühten … Und wie Du in meinen Armen ſchluchzteſt,
damals, als wir am Ufer des Fluſſes luſtwandelten und wir
jenes koſtbare Armband in das graue Waſſer hinabwarfen, wo
es alsbald verſank … wie Du da weinteſt, Thränen der
Läuterung, der Reue … Dumme Comödie! Siehſt Du,
daß Alles vergebens war? Daß ich Dir dennoch mißtraute?
Und daß ich mit Recht da herumwühlte? … Warum
ſprichſt Du nicht? … warum vertheidigſt Du Dich nicht? …
Emilie. Da Du mich doch verlaſſen willſt —
Anatol. Aber wiſſen will ich, was dieſe zwei Steine
bedeuten … warum Du gerade dieſe aufbewahrt haſt?
Emilie. Du liebſt mich nicht mehr …?
Anatol. Die Wahrheit, Emilie … die Wahrheit will
ich wiſſen!
Emilie. Wozu, wenn Du mich nicht mehr liebſt.
Anatol. Vielleicht ſteckt in der Wahrheit irgend etwas —
Emilie. Nun, was?
Anatol. Was mich die Sache … begreifen macht …
Hörſt Du, Emilie, ich habe keine Luft, Dich für eine Elende
zu halten!
Emilie. Du verzeihſt mir?
Anatol. Du ſollſt mir ſagen, was dieſe Steine be-
deuten!
Emilie. Und dann wirſt Du mir verzeihen —?
Anatol. Dieſer Rubin, was er bedeutet, warum Du
ihn aufbewahrt —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <sp who="#ANA">
            <p><pb facs="#f0079" n="69"/>
Deiner Vergangenheit, bi&#x017F;t Du hier vor den Flammen ge-<lb/>
&#x017F;tanden, als die Blätter und Bänder und Nippes ver-<lb/>
glühten &#x2026; Und wie Du in meinen Armen &#x017F;chluchzte&#x017F;t,<lb/>
damals, als wir am Ufer des Flu&#x017F;&#x017F;es lu&#x017F;twandelten und wir<lb/>
jenes ko&#x017F;tbare Armband in das graue Wa&#x017F;&#x017F;er hinabwarfen, wo<lb/>
es alsbald ver&#x017F;ank &#x2026; wie Du da weinte&#x017F;t, Thränen der<lb/>
Läuterung, der Reue &#x2026; Dumme Comödie! Sieh&#x017F;t Du,<lb/>
daß Alles vergebens war? Daß ich Dir dennoch mißtraute?<lb/>
Und daß ich mit Recht da herumwühlte? &#x2026; Warum<lb/>
&#x017F;prich&#x017F;t Du nicht? &#x2026; warum vertheidig&#x017F;t Du Dich nicht? &#x2026;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EMI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Emilie.</hi> </speaker>
            <p>Da Du mich doch verla&#x017F;&#x017F;en will&#x017F;t &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Anatol.</hi> </speaker>
            <p>Aber wi&#x017F;&#x017F;en will ich, was die&#x017F;e zwei Steine<lb/>
bedeuten &#x2026; warum Du gerade <hi rendition="#g">die&#x017F;e</hi> aufbewahrt ha&#x017F;t?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EMI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Emilie.</hi> </speaker>
            <p>Du lieb&#x017F;t mich nicht mehr &#x2026;?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Anatol.</hi> </speaker>
            <p>Die Wahrheit, Emilie &#x2026; die Wahrheit will<lb/>
ich wi&#x017F;&#x017F;en!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EMI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Emilie.</hi> </speaker>
            <p>Wozu, wenn Du mich nicht mehr lieb&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Anatol.</hi> </speaker>
            <p>Vielleicht &#x017F;teckt in der Wahrheit irgend etwas &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EMI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Emilie.</hi> </speaker>
            <p>Nun, was?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Anatol.</hi> </speaker>
            <p>Was mich die Sache &#x2026; begreifen macht &#x2026;<lb/>
Hör&#x017F;t Du, Emilie, ich habe keine Luft, Dich für eine Elende<lb/>
zu halten!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EMI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Emilie.</hi> </speaker>
            <p>Du verzeih&#x017F;t mir?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Anatol.</hi> </speaker>
            <p>Du &#x017F;oll&#x017F;t mir &#x017F;agen, was die&#x017F;e Steine be-<lb/>
deuten!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EMI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Emilie.</hi> </speaker>
            <p>Und dann wir&#x017F;t Du mir verzeihen &#x2014;?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Anatol.</hi> </speaker>
            <p>Die&#x017F;er Rubin, was er bedeutet, warum Du<lb/>
ihn aufbewahrt &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0079] Deiner Vergangenheit, biſt Du hier vor den Flammen ge- ſtanden, als die Blätter und Bänder und Nippes ver- glühten … Und wie Du in meinen Armen ſchluchzteſt, damals, als wir am Ufer des Fluſſes luſtwandelten und wir jenes koſtbare Armband in das graue Waſſer hinabwarfen, wo es alsbald verſank … wie Du da weinteſt, Thränen der Läuterung, der Reue … Dumme Comödie! Siehſt Du, daß Alles vergebens war? Daß ich Dir dennoch mißtraute? Und daß ich mit Recht da herumwühlte? … Warum ſprichſt Du nicht? … warum vertheidigſt Du Dich nicht? … Emilie. Da Du mich doch verlaſſen willſt — Anatol. Aber wiſſen will ich, was dieſe zwei Steine bedeuten … warum Du gerade dieſe aufbewahrt haſt? Emilie. Du liebſt mich nicht mehr …? Anatol. Die Wahrheit, Emilie … die Wahrheit will ich wiſſen! Emilie. Wozu, wenn Du mich nicht mehr liebſt. Anatol. Vielleicht ſteckt in der Wahrheit irgend etwas — Emilie. Nun, was? Anatol. Was mich die Sache … begreifen macht … Hörſt Du, Emilie, ich habe keine Luft, Dich für eine Elende zu halten! Emilie. Du verzeihſt mir? Anatol. Du ſollſt mir ſagen, was dieſe Steine be- deuten! Emilie. Und dann wirſt Du mir verzeihen —? Anatol. Dieſer Rubin, was er bedeutet, warum Du ihn aufbewahrt —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893/79
Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893/79>, abgerufen am 02.05.2024.