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Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893.

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heit wirst Du ja doch erfahren, Du hast dieses Mädchen heute
zum letzten Mal bei mir gesehen, wenn sie mich betrogen
hat! Aber Du sollst es nicht mit mir zugleich hören; das
ist's, was ich nicht ertragen könnte. Begreifst Du das ...?
Max. Ja, mein Freund, (drückt ihm die Hand) und ich lasse
Dich auch mit ihr allein.
Anatol. Mein Freund! (Ihn zur Thüre begleitend.) In weniger
als einer Minute ruf' ich Dich herein! -- (Max ab.)
Anatol. (Steht vor Cora ... sieht sie lange an.) Cora ...!
(Schüttelt den Kopf, geht herum.) Cora! -- (Vor Cora auf den Knien.)
Cora! Meine süße Cora! -- Cora! (Steht auf.) (Entschlossen.)
Wach auf ... und küsse mich!
Cora (steht auf, reibt sich die Augen, fällt Anatol um den Hals). Ana-
tol! Hab' ich lang geschlafen? ... Wo ist denn Max?
Anatol. Max!
Max (kommt aus dem Nebenzimmer). Da bin ich!
Anatol. Ja ... ziemlich lang hast Du geschlafen --
Du hast auch im Schlafe gesprochen.
Cora. Um Gotteswillen! Doch nichts Unrechtes? --
Max. Sie haben nur auf seine Fragen geantwortet!
Cora. Was hat er denn gefragt?
Anatol. Tausenderlei! ...
Cora. Und ich habe immer geantwortet? Immer?
Anatol. Immer.
Cora. Und was Du gefragt hast, das darf man nicht
wissen? --
Anatol. Nein, das darf man nicht! Und morgen hyp-
notisire ich Dich wieder!
heit wirſt Du ja doch erfahren, Du haſt dieſes Mädchen heute
zum letzten Mal bei mir geſehen, wenn ſie mich betrogen
hat! Aber Du ſollſt es nicht mit mir zugleich hören; das
iſt’s, was ich nicht ertragen könnte. Begreifſt Du das …?
Max. Ja, mein Freund, (drückt ihm die Hand) und ich laſſe
Dich auch mit ihr allein.
Anatol. Mein Freund! (Ihn zur Thüre begleitend.) In weniger
als einer Minute ruf’ ich Dich herein! — (Max ab.)
Anatol. (Steht vor Cora … ſieht ſie lange an.) Cora …!
(Schüttelt den Kopf, geht herum.) Cora! — (Vor Cora auf den Knien.)
Cora! Meine ſüße Cora! — Cora! (Steht auf.) (Entſchloſſen.)
Wach auf … und küſſe mich!
Cora (ſteht auf, reibt ſich die Augen, fällt Anatol um den Hals). Ana-
tol! Hab’ ich lang geſchlafen? … Wo iſt denn Max?
Anatol. Max!
Max (kommt aus dem Nebenzimmer). Da bin ich!
Anatol. Ja … ziemlich lang haſt Du geſchlafen —
Du haſt auch im Schlafe geſprochen.
Cora. Um Gotteswillen! Doch nichts Unrechtes? —
Max. Sie haben nur auf ſeine Fragen geantwortet!
Cora. Was hat er denn gefragt?
Anatol. Tauſenderlei! …
Cora. Und ich habe immer geantwortet? Immer?
Anatol. Immer.
Cora. Und was Du gefragt haſt, das darf man nicht
wiſſen? —
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notiſire ich Dich wieder!
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[25/0035] heit wirſt Du ja doch erfahren, Du haſt dieſes Mädchen heute zum letzten Mal bei mir geſehen, wenn ſie mich betrogen hat! Aber Du ſollſt es nicht mit mir zugleich hören; das iſt’s, was ich nicht ertragen könnte. Begreifſt Du das …? Max. Ja, mein Freund,(drückt ihm die Hand) und ich laſſe Dich auch mit ihr allein. Anatol. Mein Freund!(Ihn zur Thüre begleitend.) In weniger als einer Minute ruf’ ich Dich herein! —(Max ab.) Anatol. (Steht vor Cora … ſieht ſie lange an.) Cora …! (Schüttelt den Kopf, geht herum.) Cora! —(Vor Cora auf den Knien.) Cora! Meine ſüße Cora! — Cora!(Steht auf.) (Entſchloſſen.) Wach auf … und küſſe mich! Cora (ſteht auf, reibt ſich die Augen, fällt Anatol um den Hals). Ana- tol! Hab’ ich lang geſchlafen? … Wo iſt denn Max? Anatol. Max! Max (kommt aus dem Nebenzimmer). Da bin ich! Anatol. Ja … ziemlich lang haſt Du geſchlafen — Du haſt auch im Schlafe geſprochen. Cora. Um Gotteswillen! Doch nichts Unrechtes? — Max. Sie haben nur auf ſeine Fragen geantwortet! Cora. Was hat er denn gefragt? Anatol. Tauſenderlei! … Cora. Und ich habe immer geantwortet? Immer? Anatol. Immer. Cora. Und was Du gefragt haſt, das darf man nicht wiſſen? — Anatol. Nein, das darf man nicht! Und morgen hyp- notiſire ich Dich wieder!

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Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893/35>, abgerufen am 29.03.2024.