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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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lein die Braut-Taffel, sondern auch in andern Zim-
mern verschiedene Taffeln gesetzt, über dieses auf der
ordentlichen Speise-Stelle vollauf angerichtet; al-
lein das Volck verlieff sich wider Vermuthen unter
dem Abblasen der Chorale: Nun dancket alle
GOtt etc. Ein veste Burg ist unser GOtt etc.

und Es woll uns GOtt genädig seyn etc. wor-
bey denn die Carthaunen und Canonen zu vielen
mahlen abgefeuret wurden, und worauf so wohl die
Klein-Felsenburger, als das auf des Capitain
Horns Schiffen befindliche Commando zu ant-
worten nichts schuldig blieben, die denn auch ins-
gesammt vollauf besorget waren.

Unterdessen war es ein artiger Streich, daß
der Printzeßin Christiana Löwe sich seit einiger
Zeit gäntzlich verlohren hatte, und auf der gantzen
Jnsul, wie fleißig wir auch nach suchen liessen, nicht
anzutreffen war; Doch endlich sahen wir aus den
Fenstern von der Alberts-Burg, wie er mit einer
artigen jungen Löwin, die er sich ohnfehlbar aus
dem Roberts-Raumer Forste gehohlet, über die Chri-
stians-Raumer-Brücke mit langsamen Schritten
herrüber spatzieret kam. Nun waren wir zwar
wohl gewohnt worden, daß dieser Löwe dann und
wann etliche Tage aussen geblieben, und nicht in
seine Behausung gekommen war: denn wir hatten
ihm zwischen den Palmen-Bäumen gegen Alberts-
Raum zu, ein eigenes 12. Ellen hohes, auch nach
Proportion der Weite geräumliches höltzern es
Haus bauen lassen, und zwar von dem allerstärck-
sten und vestesten Holtze und Bolen, wie denn auch
auf 50. Schritt herum alles mit starcken Palisa-

den
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lein die Braut-Taffel, ſondern auch in andern Zim-
mern verſchiedene Taffeln geſetzt, uͤber dieſes auf der
ordentlichen Speiſe-Stelle vollauf angerichtet; al-
lein das Volck verlieff ſich wider Vermuthen unter
dem Abblaſen der Chorale: Nun dancket alle
GOtt ꝛc. Ein veſte Burg iſt unſer GOtt ꝛc.

und Es woll uns GOtt genaͤdig ſeyn ꝛc. wor-
bey denn die Carthaunen und Canonen zu vielen
mahlen abgefeuret wurden, und worauf ſo wohl die
Klein-Felſenburger, als das auf des Capitain
Horns Schiffen befindliche Commando zu ant-
worten nichts ſchuldig blieben, die denn auch ins-
geſammt vollauf beſorget waren.

Unterdeſſen war es ein artiger Streich, daß
der Printzeßin Chriſtiana Loͤwe ſich ſeit einiger
Zeit gaͤntzlich verlohren hatte, und auf der gantzen
Jnſul, wie fleißig wir auch nach ſuchen lieſſen, nicht
anzutreffen war; Doch endlich ſahen wir aus den
Fenſtern von der Alberts-Burg, wie er mit einer
artigen jungen Loͤwin, die er ſich ohnfehlbar aus
dem Roberts-Raumer Forſte gehohlet, uͤber die Chri-
ſtians-Raumer-Bruͤcke mit langſamen Schritten
herruͤber ſpatzieret kam. Nun waren wir zwar
wohl gewohnt worden, daß dieſer Loͤwe dann und
wann etliche Tage auſſen geblieben, und nicht in
ſeine Behauſung gekommen war: denn wir hatten
ihm zwiſchen den Palmen-Baͤumen gegen Alberts-
Raum zu, ein eigenes 12. Ellen hohes, auch nach
Proportion der Weite geraͤumliches hoͤltzern es
Haus bauen laſſen, und zwar von dem allerſtaͤrck-
ſten und veſteſten Holtze und Bolen, wie denn auch
auf 50. Schritt herum alles mit ſtarcken Paliſa-

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[537/0547] lein die Braut-Taffel, ſondern auch in andern Zim- mern verſchiedene Taffeln geſetzt, uͤber dieſes auf der ordentlichen Speiſe-Stelle vollauf angerichtet; al- lein das Volck verlieff ſich wider Vermuthen unter dem Abblaſen der Chorale: Nun dancket alle GOtt ꝛc. Ein veſte Burg iſt unſer GOtt ꝛc. und Es woll uns GOtt genaͤdig ſeyn ꝛc. wor- bey denn die Carthaunen und Canonen zu vielen mahlen abgefeuret wurden, und worauf ſo wohl die Klein-Felſenburger, als das auf des Capitain Horns Schiffen befindliche Commando zu ant- worten nichts ſchuldig blieben, die denn auch ins- geſammt vollauf beſorget waren. Unterdeſſen war es ein artiger Streich, daß der Printzeßin Chriſtiana Loͤwe ſich ſeit einiger Zeit gaͤntzlich verlohren hatte, und auf der gantzen Jnſul, wie fleißig wir auch nach ſuchen lieſſen, nicht anzutreffen war; Doch endlich ſahen wir aus den Fenſtern von der Alberts-Burg, wie er mit einer artigen jungen Loͤwin, die er ſich ohnfehlbar aus dem Roberts-Raumer Forſte gehohlet, uͤber die Chri- ſtians-Raumer-Bruͤcke mit langſamen Schritten herruͤber ſpatzieret kam. Nun waren wir zwar wohl gewohnt worden, daß dieſer Loͤwe dann und wann etliche Tage auſſen geblieben, und nicht in ſeine Behauſung gekommen war: denn wir hatten ihm zwiſchen den Palmen-Baͤumen gegen Alberts- Raum zu, ein eigenes 12. Ellen hohes, auch nach Proportion der Weite geraͤumliches hoͤltzern es Haus bauen laſſen, und zwar von dem allerſtaͤrck- ſten und veſteſten Holtze und Bolen, wie denn auch auf 50. Schritt herum alles mit ſtarcken Paliſa- den (l l) 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/547>, abgerufen am 16.06.2024.