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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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welches Fest Mirzamanda und ich etliche Tage
lang in gröster Stille und Behutsamkeit mit abge-
wartet haben.

Es finden sich bey diesem Feste unter an-
dern Arten von Heyden auch viele Mohren zu-
sammen, welche alle den gen Himmel gefahrnen
König Bourdau anbeten, und ihm ihre Opffer
bringen. Sonsten aber wird dieser Berg die
Adams-Pagua genennet, und ist unter demselben
eine grosse fürchterliche Höhle, worinnen sich ih-
rem Vorgeben nach noch viele Heiligthümer be-
finden sollen; es wird aber kein Fremder leichtlich
in diese Höhle gelassen, wenn er nicht einen sehr
guten Freund unter den Götzen-Priestern zu sei-
nem Führer hat, welche Pfaffen sich aber durch
wenige Gold-Stücke gar bald erkauffen lassen,
alle Belachens-würdige Geheimnisse zu zeigen,
welche in der Höhle befindlich sind.

Sonsten muß ich noch dieses vorbringen,
wie ich zwar die Persianer vor sehr grobe Heyden
und Abgötter erkenne; allein, es werden dieselben
von den Einwohnern der Jnsul Ceylon noch um
ein vieles übertroffen, indem, wie ich glaube, die-
selben von ihren Götzen-Priestern gewaltig ver-
blendet, vielleicht auch wohl gar bezaubert seyn:
Denn sie glauben endlich wohl, daß ein GOtt seyn
müsse, der Himmel und Erden erschaffen hätte,
auch den Menschen auf der Welt viel Gutes an-
gedeyhen liesse; diesen aber anzubeten, wollen sie
sich nicht die geringste Mühe geben. Jm Gegen-
theil beten sie den Teufel täglich an, und sagen,
daß, wenn sie diesen, von dem alles Böse käme,

nicht

welches Feſt Mirzamanda und ich etliche Tage
lang in groͤſter Stille und Behutſamkeit mit abge-
wartet haben.

Es finden ſich bey dieſem Feſte unter an-
dern Arten von Heyden auch viele Mohren zu-
ſammen, welche alle den gen Himmel gefahrnen
Koͤnig Bourdau anbeten, und ihm ihre Opffer
bringen. Sonſten aber wird dieſer Berg die
Adams-Pagua genennet, und iſt unter demſelben
eine groſſe fuͤrchterliche Hoͤhle, worinnen ſich ih-
rem Vorgeben nach noch viele Heiligthuͤmer be-
finden ſollen; es wird aber kein Fremder leichtlich
in dieſe Hoͤhle gelaſſen, wenn er nicht einen ſehr
guten Freund unter den Goͤtzen-Prieſtern zu ſei-
nem Fuͤhrer hat, welche Pfaffen ſich aber durch
wenige Gold-Stuͤcke gar bald erkauffen laſſen,
alle Belachens-wuͤrdige Geheimniſſe zu zeigen,
welche in der Hoͤhle befindlich ſind.

Sonſten muß ich noch dieſes vorbringen,
wie ich zwar die Perſianer vor ſehr grobe Heyden
und Abgoͤtter erkenne; allein, es werden dieſelben
von den Einwohnern der Jnſul Ceylon noch um
ein vieles uͤbertroffen, indem, wie ich glaube, die-
ſelben von ihren Goͤtzen-Prieſtern gewaltig ver-
blendet, vielleicht auch wohl gar bezaubert ſeyn:
Denn ſie glauben endlich wohl, daß ein GOtt ſeyn
muͤſſe, der Himmel und Erden erſchaffen haͤtte,
auch den Menſchen auf der Welt viel Gutes an-
gedeyhen lieſſe; dieſen aber anzubeten, wollen ſie
ſich nicht die geringſte Muͤhe geben. Jm Gegen-
theil beten ſie den Teufel taͤglich an, und ſagen,
daß, wenn ſie dieſen, von dem alles Boͤſe kaͤme,

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[512/0522] welches Feſt Mirzamanda und ich etliche Tage lang in groͤſter Stille und Behutſamkeit mit abge- wartet haben. Es finden ſich bey dieſem Feſte unter an- dern Arten von Heyden auch viele Mohren zu- ſammen, welche alle den gen Himmel gefahrnen Koͤnig Bourdau anbeten, und ihm ihre Opffer bringen. Sonſten aber wird dieſer Berg die Adams-Pagua genennet, und iſt unter demſelben eine groſſe fuͤrchterliche Hoͤhle, worinnen ſich ih- rem Vorgeben nach noch viele Heiligthuͤmer be- finden ſollen; es wird aber kein Fremder leichtlich in dieſe Hoͤhle gelaſſen, wenn er nicht einen ſehr guten Freund unter den Goͤtzen-Prieſtern zu ſei- nem Fuͤhrer hat, welche Pfaffen ſich aber durch wenige Gold-Stuͤcke gar bald erkauffen laſſen, alle Belachens-wuͤrdige Geheimniſſe zu zeigen, welche in der Hoͤhle befindlich ſind. Sonſten muß ich noch dieſes vorbringen, wie ich zwar die Perſianer vor ſehr grobe Heyden und Abgoͤtter erkenne; allein, es werden dieſelben von den Einwohnern der Jnſul Ceylon noch um ein vieles uͤbertroffen, indem, wie ich glaube, die- ſelben von ihren Goͤtzen-Prieſtern gewaltig ver- blendet, vielleicht auch wohl gar bezaubert ſeyn: Denn ſie glauben endlich wohl, daß ein GOtt ſeyn muͤſſe, der Himmel und Erden erſchaffen haͤtte, auch den Menſchen auf der Welt viel Gutes an- gedeyhen lieſſe; dieſen aber anzubeten, wollen ſie ſich nicht die geringſte Muͤhe geben. Jm Gegen- theil beten ſie den Teufel taͤglich an, und ſagen, daß, wenn ſie dieſen, von dem alles Boͤſe kaͤme, nicht

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/522>, abgerufen am 22.11.2024.