auf dem Grabe herum sprungen. Hierauf befahl er uns, noch etwas zu verrichten, welches ich aus Schamhafftigkeit eben nicht melden will; Al- lein wir erfülleten auch in diesem Stücke seinen Willen, worauf er uns denn zurück in seine Clau- se führete, und nachdem wir unser Nacht-Gebet or- dentlicher Weise zu GOtt verrichtet, sich dieser Worte vernehmen ließ: "Nun habe ich mit eurer &q;Beyhülffe einen solchen Talisman gemacht, den &q;mir gewiß kein Heydnischer-Wahrsager, Zeichen- &q;Deuter, Schatz-Gräber, oder, er sey auch, wer er &q;nur immer sey, auflösen wird, und wenn er auch &q;gleich die 3. obersten höllischen Geister zu seiner &q;Beyhülffe anruffte: denn der Kasten, worinn die &q;Kleynodien, wie auch die güldenen und silbernen &q;Müntzen befindlich, ist mit dem wahrhafften &q;Siegel des allerweisesten Königes Salomonis &q;versiegelt, als vor welchen alle bösen Geister erzit- &q;tern, und sich schleunig zurück begeben müssen. &q;Es soll aber, (sprach er ferner) dieser Schatz, wel- &q;cher, wie ihr gesehen habt, eines ziemlich starcken &q;Werthes ist, vor euch Printzeßin Mirzamanda ver- &q;wahrt und aufgehoben seyn, weiln ich den Hey- &q;den diese Kostbarkeiten (worunter sich kein Stäub- &q;lein ungerechtes, sondern alles auf redliche Art &q;und Weise erworbenen Guts befindet) durch aus &q;nicht gönnen will: Wenn ihr denselben nicht &q;braucht, so bin ich damit sehr wohl zufrieden, denn &q;ich lese an eurer Stirne geschrieben, daß ihr läng- &q;stens binnen 2. oder 3. Jahren auf dieser Welt eu- &q;ren vollkommenen Glücks und Ruhe-Stand fin-
&q;den
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auf dem Grabe herum ſprungen. Hierauf befahl er uns, noch etwas zu verrichten, welches ich aus Schamhafftigkeit eben nicht melden will; Al- lein wir erfuͤlleten auch in dieſem Stuͤcke ſeinen Willen, worauf er uns denn zuruͤck in ſeine Clau- ſe fuͤhrete, und nachdem wir unſer Nacht-Gebet or- dentlicher Weiſe zu GOtt verrichtet, ſich dieſer Worte vernehmen ließ: „Nun habe ich mit eurer &q;Beyhuͤlffe einen ſolchen Talisman gemacht, den &q;mir gewiß kein Heydniſcher-Wahrſager, Zeichen- &q;Deuter, Schatz-Graͤber, oder, er ſey auch, wer er &q;nur immer ſey, aufloͤſen wird, und wenn er auch &q;gleich die 3. oberſten hoͤlliſchen Geiſter zu ſeiner &q;Beyhuͤlffe anruffte: denn der Kaſten, worinn die &q;Kleynodien, wie auch die guͤldenen und ſilbernen &q;Muͤntzen befindlich, iſt mit dem wahrhafften &q;Siegel des allerweiſeſten Koͤniges Salomonis &q;verſiegelt, als vor welchen alle boͤſen Geiſter erzit- &q;tern, und ſich ſchleunig zuruͤck begeben muͤſſen. &q;Es ſoll aber, (ſprach er ferner) dieſer Schatz, wel- &q;cher, wie ihr geſehen habt, eines ziemlich ſtarcken &q;Werthes iſt, vor euch Printzeßin Mirzamanda ver- &q;wahrt und aufgehoben ſeyn, weiln ich den Hey- &q;den dieſe Koſtbarkeiten (worunter ſich kein Staͤub- &q;lein ungerechtes, ſondern alles auf redliche Art &q;und Weiſe erworbenen Guts befindet) durch aus &q;nicht goͤnnen will: Wenn ihr denſelben nicht &q;braucht, ſo bin ich damit ſehr wohl zufrieden, denn &q;ich leſe an eurer Stirne geſchrieben, daß ihr laͤng- &q;ſtens binnen 2. oder 3. Jahren auf dieſer Welt eu- &q;ren vollkommenen Gluͤcks und Ruhe-Stand fin-
&q;den
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auf dem Grabe herum ſprungen. Hierauf befahl
er uns, noch etwas zu verrichten, welches ich aus
Schamhafftigkeit eben nicht melden will; Al-
lein wir erfuͤlleten auch in dieſem Stuͤcke ſeinen
Willen, worauf er uns denn zuruͤck in ſeine Clau-
ſe fuͤhrete, und nachdem wir unſer Nacht-Gebet or-
dentlicher Weiſe zu GOtt verrichtet, ſich dieſer
Worte vernehmen ließ: „Nun habe ich mit eurer
&q;Beyhuͤlffe einen ſolchen Talisman gemacht, den
&q;mir gewiß kein Heydniſcher-Wahrſager, Zeichen-
&q;Deuter, Schatz-Graͤber, oder, er ſey auch, wer er
&q;nur immer ſey, aufloͤſen wird, und wenn er auch
&q;gleich die 3. oberſten hoͤlliſchen Geiſter zu ſeiner
&q;Beyhuͤlffe anruffte: denn der Kaſten, worinn die
&q;Kleynodien, wie auch die guͤldenen und ſilbernen
&q;Muͤntzen befindlich, iſt mit dem wahrhafften
&q;Siegel des allerweiſeſten Koͤniges Salomonis
&q;verſiegelt, als vor welchen alle boͤſen Geiſter erzit-
&q;tern, und ſich ſchleunig zuruͤck begeben muͤſſen.
&q;Es ſoll aber, (ſprach er ferner) dieſer Schatz, wel-
&q;cher, wie ihr geſehen habt, eines ziemlich ſtarcken
&q;Werthes iſt, vor euch Printzeßin Mirzamanda ver-
&q;wahrt und aufgehoben ſeyn, weiln ich den Hey-
&q;den dieſe Koſtbarkeiten (worunter ſich kein Staͤub-
&q;lein ungerechtes, ſondern alles auf redliche Art
&q;und Weiſe erworbenen Guts befindet) durch aus
&q;nicht goͤnnen will: Wenn ihr denſelben nicht
&q;braucht, ſo bin ich damit ſehr wohl zufrieden, denn
&q;ich leſe an eurer Stirne geſchrieben, daß ihr laͤng-
&q;ſtens binnen 2. oder 3. Jahren auf dieſer Welt eu-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/511>, abgerufen am 25.11.2024.
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