beyden wieder in die Höhe, er aber sagte: "Nun, &q;meine Schwestern! will ich euch ein Stück mei- &q;nes Lebens-Wandels erzehlen."
Er that dieses, und weiln weder die Printzes- sin, noch ich, so gar besondere Lust zum Schlaffe hatten; als höreten wir ihm mit Vergnügen zu, in- dem er, so zu sagen, rechte Wunder-Geschichte vorbrachte, biß der Tag fast anzubrechen schien, denn weiln er uns etliche Persianische Decken und Polster aufgebreitet hatte, so schlieffen wir bey ihm weit ruhiger, als auf der Sand-Jnsul.
Kaum war die Sonne aufgegangen, da Ur- banus, wie wir mit unsern noch halb schläffrigen Augen gewahr wurden, alle seine güldenen Bilder um den gecreutzigten Heyland herum setzte, sich mit dem heiligen Creutze vielmahl segnete, und hernach sein Morgen-Gebet kniend verrichtete, dergleichen auch wir beyde nach unserer Art und Andacht zu- gleich mit thaten. Als dieses geschehen, gieng Ur- banus zur Clause hinaus, blieb über eine gute Stun- de lang aussen, und brachte endlich einen ziemlich grossen Kessel voll gekochten Caffee nebst einem Hu- the Zucker unter seinem Arme herein getragen. Wir genossen ein vieles von diesem edlen Geträncke, und zwar mit gröstem Appetite, aus güldenen Scha- len, worauf er uns ein anderes starckes Geträncke darreichte, um das Caffee-Wasser, seinem Sa- gen nach, damit nieder zu schlagen, welches er selb- sten erstlich etliche mahl credentzete. Nachdem wir nun auch von diesem etwas zu uns genommen, gieng Urbanus an sein Schau-Fenster, rieff Mirzaman-
den
IV.Theil. (i i)
beyden wieder in die Hoͤhe, er aber ſagte: „Nun, &q;meine Schweſtern! will ich euch ein Stuͤck mei- &q;nes Lebens-Wandels erzehlen.‟
Er that dieſes, und weiln weder die Printzeſ- ſin, noch ich, ſo gar beſondere Luſt zum Schlaffe hatten; als hoͤreten wir ihm mit Vergnuͤgen zu, in- dem er, ſo zu ſagen, rechte Wunder-Geſchichte vorbrachte, biß der Tag faſt anzubrechen ſchien, denn weiln er uns etliche Perſianiſche Decken und Polſter aufgebreitet hatte, ſo ſchlieffen wir bey ihm weit ruhiger, als auf der Sand-Jnſul.
Kaum war die Sonne aufgegangen, da Ur- banus, wie wir mit unſern noch halb ſchlaͤffrigen Augen gewahr wurden, alle ſeine guͤldenen Bilder um den gecreutzigten Heyland herum ſetzte, ſich mit dem heiligen Creutze vielmahl ſegnete, und hernach ſein Morgen-Gebet kniend verrichtete, dergleichen auch wir beyde nach unſerer Art und Andacht zu- gleich mit thaten. Als dieſes geſchehen, gieng Ur- banus zur Clauſe hinaus, blieb uͤber eine gute Stun- de lang auſſen, und brachte endlich einen ziemlich groſſen Keſſel voll gekochten Caffee nebſt einem Hu- the Zucker unter ſeinem Arme herein getragen. Wir genoſſen ein vieles von dieſem edlen Getraͤncke, und zwar mit groͤſtem Appetite, aus guͤldenen Scha- len, worauf er uns ein anderes ſtarckes Getraͤncke darreichte, um das Caffee-Waſſer, ſeinem Sa- gen nach, damit nieder zu ſchlagen, welches er ſelb- ſten erſtlich etliche mahl credentzete. Nachdem wir nun auch von dieſem etwas zu uns genommen, gieng Urbanus an ſein Schau-Fenſter, rieff Mirzaman-
den
IV.Theil. (i i)
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0507"n="497"/>
beyden wieder in die Hoͤhe, er aber ſagte: „Nun,<lb/>&q;meine Schweſtern! will ich euch ein Stuͤck mei-<lb/>&q;nes Lebens-Wandels erzehlen.‟</p><lb/><p>Er that dieſes, und weiln weder die Printzeſ-<lb/>ſin, noch ich, ſo gar beſondere Luſt zum Schlaffe<lb/>
hatten; als hoͤreten wir ihm mit Vergnuͤgen zu, in-<lb/>
dem er, ſo zu ſagen, rechte Wunder-Geſchichte<lb/>
vorbrachte, biß der Tag faſt anzubrechen ſchien,<lb/>
denn weiln er uns etliche Perſianiſche Decken und<lb/>
Polſter aufgebreitet hatte, ſo ſchlieffen wir bey ihm<lb/>
weit ruhiger, als auf der Sand-Jnſul.</p><lb/><p>Kaum war die Sonne aufgegangen, da <hirendition="#aq">Ur-<lb/>
banus,</hi> wie wir mit unſern noch halb ſchlaͤffrigen<lb/>
Augen gewahr wurden, alle ſeine guͤldenen Bilder<lb/>
um den gecreutzigten Heyland herum ſetzte, ſich mit<lb/>
dem heiligen Creutze vielmahl ſegnete, und hernach<lb/>ſein Morgen-Gebet kniend verrichtete, dergleichen<lb/>
auch wir beyde nach unſerer Art und Andacht zu-<lb/>
gleich mit thaten. Als dieſes geſchehen, gieng <hirendition="#aq">Ur-<lb/>
banus</hi> zur Clauſe hinaus, blieb uͤber eine gute Stun-<lb/>
de lang auſſen, und brachte endlich einen ziemlich<lb/>
groſſen Keſſel voll gekochten <hirendition="#aq">Caffee</hi> nebſt einem Hu-<lb/>
the Zucker unter ſeinem Arme herein getragen. Wir<lb/>
genoſſen ein vieles von dieſem edlen Getraͤncke, und<lb/>
zwar mit groͤſtem <hirendition="#aq">Appeti</hi>te, aus guͤldenen Scha-<lb/>
len, worauf er uns ein anderes ſtarckes Getraͤncke<lb/>
darreichte, um das <hirendition="#aq">Caffee</hi>-Waſſer, ſeinem Sa-<lb/>
gen nach, damit nieder zu ſchlagen, welches er ſelb-<lb/>ſten erſtlich etliche mahl credentzete. Nachdem wir<lb/>
nun auch von dieſem etwas zu uns genommen, gieng<lb/><hirendition="#aq">Urbanus</hi> an ſein Schau-Fenſter, rieff <hirendition="#aq">Mirzaman-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">IV.</hi></hi><hirendition="#fr">Theil.</hi> (i i)</fw><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[497/0507]
beyden wieder in die Hoͤhe, er aber ſagte: „Nun,
&q;meine Schweſtern! will ich euch ein Stuͤck mei-
&q;nes Lebens-Wandels erzehlen.‟
Er that dieſes, und weiln weder die Printzeſ-
ſin, noch ich, ſo gar beſondere Luſt zum Schlaffe
hatten; als hoͤreten wir ihm mit Vergnuͤgen zu, in-
dem er, ſo zu ſagen, rechte Wunder-Geſchichte
vorbrachte, biß der Tag faſt anzubrechen ſchien,
denn weiln er uns etliche Perſianiſche Decken und
Polſter aufgebreitet hatte, ſo ſchlieffen wir bey ihm
weit ruhiger, als auf der Sand-Jnſul.
Kaum war die Sonne aufgegangen, da Ur-
banus, wie wir mit unſern noch halb ſchlaͤffrigen
Augen gewahr wurden, alle ſeine guͤldenen Bilder
um den gecreutzigten Heyland herum ſetzte, ſich mit
dem heiligen Creutze vielmahl ſegnete, und hernach
ſein Morgen-Gebet kniend verrichtete, dergleichen
auch wir beyde nach unſerer Art und Andacht zu-
gleich mit thaten. Als dieſes geſchehen, gieng Ur-
banus zur Clauſe hinaus, blieb uͤber eine gute Stun-
de lang auſſen, und brachte endlich einen ziemlich
groſſen Keſſel voll gekochten Caffee nebſt einem Hu-
the Zucker unter ſeinem Arme herein getragen. Wir
genoſſen ein vieles von dieſem edlen Getraͤncke, und
zwar mit groͤſtem Appetite, aus guͤldenen Scha-
len, worauf er uns ein anderes ſtarckes Getraͤncke
darreichte, um das Caffee-Waſſer, ſeinem Sa-
gen nach, damit nieder zu ſchlagen, welches er ſelb-
ſten erſtlich etliche mahl credentzete. Nachdem wir
nun auch von dieſem etwas zu uns genommen, gieng
Urbanus an ſein Schau-Fenſter, rieff Mirzaman-
den
IV. Theil. (i i)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/507>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.