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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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nen einen geheimen Zutritt und gehorsam-
ste Aufwartung bey mir zu machen ver-
gönnen möchte. Um nun diese geilen Eh-
ren-Diebe loß zu werden, so habe sie auf
Morgen beyde zu einer gewissen Stunde in
das im grossen Garten befindliche Lust-
Hauß bestellet, als in welchem ich mich zu
einer bestimmten Stunde wolte antreffen
lassen, es weiß aber keiner von des andern
Suchen und Verlangen, ohngeachtet sie
beyde auf einerley Schand-Wegen gehen.
Wenn sie nun kommen, so sollet ihr, mei-
ne liebe
Anna, eure Lust sehen, wie ich
diese Bösewichter bezahlen will.

Demnach begab sich die Fürstin des andern
Tages gleich nach der Mittags-Mahlzeit in das
Lust-Hauß des grossen Baum-Gartens, und lock-
te zugleich 12. biß 16. grosse, mittelmäßige und klei-
ne Hunde hinter sich her, die sie alle zusammen in
das unterste grosse Zimmer des Lust-Hauses einsper-
rete, die Fürstin aber gieng mit mir höher hinauf,
allwo wir denn einige herbey geschaffte Erfrischun-
gen zu uns nahmen, und die Ankunfft der Herrn
Liebhaber abwarten wolten, ihnen auch unter vie-
len Schertz-Worten beständig entgegen sahen. Wie
nun der Fürstin die Zeit etwas zu lang zu werden be-
gunte, so gieng sie selbsten hin, und machte die gros-
se Hinter-Thür des Baum-Gartens auf, worbey
ich bemerckte, daß sie viele kleine Pflöckgen schnitz-
te, und dieselben nicht allein bey der Thür-Schwel-
le, sondern auch hie und da in die Erde einschlug.

Endlich kam sie zu mir in das obere Zimmer

herauf

nen einen geheimen Zutritt und gehorſam-
ſte Aufwartung bey mir zu machen ver-
goͤnnen moͤchte. Um nun dieſe geilen Eh-
ren-Diebe loß zu werden, ſo habe ſie auf
Morgen beyde zu einer gewiſſen Stunde in
das im groſſen Garten befindliche Luſt-
Hauß beſtellet, als in welchem ich mich zu
einer beſtimmten Stunde wolte antreffen
laſſen, es weiß aber keiner von des andern
Suchen und Verlangen, ohngeachtet ſie
beyde auf einerley Schand-Wegen gehen.
Wenn ſie nun kommen, ſo ſollet ihr, mei-
ne liebe
Anna, eure Luſt ſehen, wie ich
dieſe Boͤſewichter bezahlen will.

Demnach begab ſich die Fuͤrſtin des andern
Tages gleich nach der Mittags-Mahlzeit in das
Luſt-Hauß des groſſen Baum-Gartens, und lock-
te zugleich 12. biß 16. groſſe, mittelmaͤßige und klei-
ne Hunde hinter ſich her, die ſie alle zuſammen in
das unterſte groſſe Zimmer des Luſt-Hauſes einſper-
rete, die Fuͤrſtin aber gieng mit mir hoͤher hinauf,
allwo wir denn einige herbey geſchaffte Erfriſchun-
gen zu uns nahmen, und die Ankunfft der Herrn
Liebhaber abwarten wolten, ihnen auch unter vie-
len Schertz-Worten beſtaͤndig entgegen ſahen. Wie
nun der Fuͤrſtin die Zeit etwas zu lang zu werden be-
gunte, ſo gieng ſie ſelbſten hin, und machte die groſ-
ſe Hinter-Thuͤr des Baum-Gartens auf, worbey
ich bemerckte, daß ſie viele kleine Pfloͤckgen ſchnitz-
te, und dieſelben nicht allein bey der Thuͤr-Schwel-
le, ſondern auch hie und da in die Erde einſchlug.

Endlich kam ſie zu mir in das obere Zimmer

herauf
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[448/0458] nen einen geheimen Zutritt und gehorſam- ſte Aufwartung bey mir zu machen ver- goͤnnen moͤchte. Um nun dieſe geilen Eh- ren-Diebe loß zu werden, ſo habe ſie auf Morgen beyde zu einer gewiſſen Stunde in das im groſſen Garten befindliche Luſt- Hauß beſtellet, als in welchem ich mich zu einer beſtimmten Stunde wolte antreffen laſſen, es weiß aber keiner von des andern Suchen und Verlangen, ohngeachtet ſie beyde auf einerley Schand-Wegen gehen. Wenn ſie nun kommen, ſo ſollet ihr, mei- ne liebe Anna, eure Luſt ſehen, wie ich dieſe Boͤſewichter bezahlen will. Demnach begab ſich die Fuͤrſtin des andern Tages gleich nach der Mittags-Mahlzeit in das Luſt-Hauß des groſſen Baum-Gartens, und lock- te zugleich 12. biß 16. groſſe, mittelmaͤßige und klei- ne Hunde hinter ſich her, die ſie alle zuſammen in das unterſte groſſe Zimmer des Luſt-Hauſes einſper- rete, die Fuͤrſtin aber gieng mit mir hoͤher hinauf, allwo wir denn einige herbey geſchaffte Erfriſchun- gen zu uns nahmen, und die Ankunfft der Herrn Liebhaber abwarten wolten, ihnen auch unter vie- len Schertz-Worten beſtaͤndig entgegen ſahen. Wie nun der Fuͤrſtin die Zeit etwas zu lang zu werden be- gunte, ſo gieng ſie ſelbſten hin, und machte die groſ- ſe Hinter-Thuͤr des Baum-Gartens auf, worbey ich bemerckte, daß ſie viele kleine Pfloͤckgen ſchnitz- te, und dieſelben nicht allein bey der Thuͤr-Schwel- le, ſondern auch hie und da in die Erde einſchlug. Endlich kam ſie zu mir in das obere Zimmer herauf

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/458>, abgerufen am 17.06.2024.