Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

hen, welche Printzeßin denn von ihrem damahligen
Liebsten, alsdem ietzigen Fürsten von Candahar, ge-
wisser Ursachen wegen, wäre auf die Seite ge-
bracht, und auf ein vestes Schloß in Verwahrung
gesetzt worden.

Jacob erzehlete mir binnen wenig Stunden
noch viele seltsame Begebenheiten dieser Fürstin we-
gen, die ich aber vor jetzo verschweigen, und nur
dieses melden will, daß die Fürstin, nachdem sie ih-
ren Gemahl schon geheyrathet, ihm, dem Jacob,
zum öfftern im Vertrauen gesagt, wie sie sich auf
dieser Welt nichts mehr wünschte, als nur noch ein
eintzigmahl | getaufft zu werden, und auch das hei-
lige Abendmahl nur noch ein eintzigmahl zu genies-
sen, worauf sie gern und willig sterben, und ihre
Seele dem gecreutzigten Christo anbefehlen wolte,
weilen ihr Zeit ihres Lebens nicht besser zu Muthe
und ums Hertze gewesen, als da sie getaufft wor-
den und das heilige Abendmahl ewpfangen hätte.
Jn diesem Stücke nun hätte er, nemlich der Ja-
cob, seinem wenigen Verstande nach, zwar ihr vie-
len Unterricht gegeben, was nicht allein vor ein Un-
terscheid zwischen den beyden Sacramenten, nem-
lich der heiligen Tauffe und des heiligen Abend-
mahls wäre, indem die Christen nur ein eintzigmahl
getaufft zu werden brauchten, nachhero aber als
bußfertige Sünder das heilige Abendmahl, so offt
als sie ihr Gewissen drückte, verlangen und genies-
sen könten; inmittelst aber käme es blosserdings auf
den wahren seligmachenden Glauben an Christum
und dessen Verdienst an, wenn man die Seeligkeit
erlangen wolte. Wie nun Jacob bezeugte, daß

er

hen, welche Printzeßin denn von ihrem damahligen
Liebſten, alsdem ietzigen Fuͤrſten von Candahar, ge-
wiſſer Urſachen wegen, waͤre auf die Seite ge-
bracht, und auf ein veſtes Schloß in Verwahrung
geſetzt worden.

Jacob erzehlete mir binnen wenig Stunden
noch viele ſeltſame Begebenheiten dieſer Fuͤrſtin we-
gen, die ich aber vor jetzo verſchweigen, und nur
dieſes melden will, daß die Fuͤrſtin, nachdem ſie ih-
ren Gemahl ſchon geheyrathet, ihm, dem Jacob,
zum oͤfftern im Vertrauen geſagt, wie ſie ſich auf
dieſer Welt nichts mehr wuͤnſchte, als nur noch ein
eintzigmahl | getaufft zu werden, und auch das hei-
lige Abendmahl nur noch ein eintzigmahl zu genieſ-
ſen, worauf ſie gern und willig ſterben, und ihre
Seele dem gecreutzigten Chriſto anbefehlen wolte,
weilen ihr Zeit ihres Lebens nicht beſſer zu Muthe
und ums Hertze geweſen, als da ſie getaufft wor-
den und das heilige Abendmahl ewpfangen haͤtte.
Jn dieſem Stuͤcke nun haͤtte er, nemlich der Ja-
cob, ſeinem wenigen Verſtande nach, zwar ihr vie-
len Unterricht gegeben, was nicht allein vor ein Un-
terſcheid zwiſchen den beyden Sacramenten, nem-
lich der heiligen Tauffe und des heiligen Abend-
mahls waͤre, indem die Chriſten nur ein eintzigmahl
getaufft zu werden brauchten, nachhero aber als
bußfertige Suͤnder das heilige Abendmahl, ſo offt
als ſie ihr Gewiſſen druͤckte, verlangen und genieſ-
ſen koͤnten; inmittelſt aber kaͤme es bloſſerdings auf
den wahren ſeligmachenden Glauben an Chriſtum
und deſſen Verdienſt an, wenn man die Seeligkeit
erlangen wolte. Wie nun Jacob bezeugte, daß

er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0453" n="443"/>
hen, welche Printzeßin denn von ihrem damahligen<lb/>
Lieb&#x017F;ten, alsdem ietzigen Fu&#x0364;r&#x017F;ten von <hi rendition="#aq">Candahar,</hi> ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;er Ur&#x017F;achen wegen, wa&#x0364;re auf die Seite ge-<lb/>
bracht, und auf ein ve&#x017F;tes Schloß in Verwahrung<lb/>
ge&#x017F;etzt worden.</p><lb/>
              <p>Jacob erzehlete mir binnen wenig Stunden<lb/>
noch viele &#x017F;elt&#x017F;ame Begebenheiten die&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;tin we-<lb/>
gen, die ich aber vor jetzo ver&#x017F;chweigen, und nur<lb/>
die&#x017F;es melden will, daß die Fu&#x0364;r&#x017F;tin, nachdem &#x017F;ie ih-<lb/>
ren Gemahl &#x017F;chon geheyrathet, ihm, dem Jacob,<lb/>
zum o&#x0364;fftern im Vertrauen ge&#x017F;agt, wie &#x017F;ie &#x017F;ich auf<lb/>
die&#x017F;er Welt nichts mehr wu&#x0364;n&#x017F;chte, als nur noch ein<lb/>
eintzigmahl | getaufft zu werden, und auch das hei-<lb/>
lige Abendmahl nur noch ein eintzigmahl zu genie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, worauf &#x017F;ie gern und willig &#x017F;terben, und ihre<lb/>
Seele dem gecreutzigten Chri&#x017F;to anbefehlen wolte,<lb/>
weilen ihr Zeit ihres Lebens nicht be&#x017F;&#x017F;er zu Muthe<lb/>
und ums Hertze gewe&#x017F;en, als da &#x017F;ie getaufft wor-<lb/>
den und das heilige Abendmahl ewpfangen ha&#x0364;tte.<lb/>
Jn die&#x017F;em Stu&#x0364;cke nun ha&#x0364;tte er, nemlich der Ja-<lb/>
cob, &#x017F;einem wenigen Ver&#x017F;tande nach, zwar ihr vie-<lb/>
len Unterricht gegeben, was nicht allein vor ein Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid zwi&#x017F;chen den beyden Sacramenten, nem-<lb/>
lich der heiligen Tauffe und des heiligen Abend-<lb/>
mahls wa&#x0364;re, indem die Chri&#x017F;ten nur ein eintzigmahl<lb/>
getaufft zu werden brauchten, nachhero aber als<lb/>
bußfertige Su&#x0364;nder das heilige Abendmahl, &#x017F;o offt<lb/>
als &#x017F;ie ihr Gewi&#x017F;&#x017F;en dru&#x0364;ckte, verlangen und genie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ko&#x0364;nten; inmittel&#x017F;t aber ka&#x0364;me es blo&#x017F;&#x017F;erdings auf<lb/>
den wahren &#x017F;eligmachenden Glauben an Chri&#x017F;tum<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en Verdien&#x017F;t an, wenn man die Seeligkeit<lb/>
erlangen wolte. Wie nun Jacob bezeugte, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[443/0453] hen, welche Printzeßin denn von ihrem damahligen Liebſten, alsdem ietzigen Fuͤrſten von Candahar, ge- wiſſer Urſachen wegen, waͤre auf die Seite ge- bracht, und auf ein veſtes Schloß in Verwahrung geſetzt worden. Jacob erzehlete mir binnen wenig Stunden noch viele ſeltſame Begebenheiten dieſer Fuͤrſtin we- gen, die ich aber vor jetzo verſchweigen, und nur dieſes melden will, daß die Fuͤrſtin, nachdem ſie ih- ren Gemahl ſchon geheyrathet, ihm, dem Jacob, zum oͤfftern im Vertrauen geſagt, wie ſie ſich auf dieſer Welt nichts mehr wuͤnſchte, als nur noch ein eintzigmahl | getaufft zu werden, und auch das hei- lige Abendmahl nur noch ein eintzigmahl zu genieſ- ſen, worauf ſie gern und willig ſterben, und ihre Seele dem gecreutzigten Chriſto anbefehlen wolte, weilen ihr Zeit ihres Lebens nicht beſſer zu Muthe und ums Hertze geweſen, als da ſie getaufft wor- den und das heilige Abendmahl ewpfangen haͤtte. Jn dieſem Stuͤcke nun haͤtte er, nemlich der Ja- cob, ſeinem wenigen Verſtande nach, zwar ihr vie- len Unterricht gegeben, was nicht allein vor ein Un- terſcheid zwiſchen den beyden Sacramenten, nem- lich der heiligen Tauffe und des heiligen Abend- mahls waͤre, indem die Chriſten nur ein eintzigmahl getaufft zu werden brauchten, nachhero aber als bußfertige Suͤnder das heilige Abendmahl, ſo offt als ſie ihr Gewiſſen druͤckte, verlangen und genieſ- ſen koͤnten; inmittelſt aber kaͤme es bloſſerdings auf den wahren ſeligmachenden Glauben an Chriſtum und deſſen Verdienſt an, wenn man die Seeligkeit erlangen wolte. Wie nun Jacob bezeugte, daß er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/453
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/453>, abgerufen am 26.06.2024.