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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Wir allerseits nahmen uns ein nicht unbil-
liges Bedencken, diese Cörper fernerweit zu beun-
ruhigen, zumahlen, da wir befürchteten, daß die-
selben etwa entzwey brechen, oder gar zerfallen
möchten, giengen also insgesammt um den Sarg
herum, wie, dem gemeinen Sprichworte nach, die
Katzen um den heissen Brey, befanden aber den-
noch bey einiger weiterer Untersuchung, daß die-
selben auf lauter geprägten Gold- und Silber-
Müntzen vielerley Gepräges lagen, und mit den
auserlesensten orientalischen Perlen überschüttet
waren.

Wir 3. der ansehnlichsten Felsenburger, wie
man uns damahls nennete, gaben demnach dem
gantzen Volcke so wohl die Urnen, als den silber-
nen Sarg zum Preise, bathen uns aber nur dieses
darbey aus, daß sie ja die Cörper und Gebeine ver-
schonen, nicht beschimpffen, sondern in Ehren hal-
ten, sonsten aber alles Geld, Gold, Silber und
Perlen heraus nehmen, und unter sich theilen möch-
ten; Allein, nachdem alles, wie es war, gantzer
3. Tage und Nächte also stehen geblieben, verspü-
reten wir, daß weder ein Fremder, geschweige
denn ein Felsenburger sich an dem allergeringsten
vergriffen, auch nicht einmahl eine Perle heimli-
cher Weise zu sich genommen hätte. Die Ursache
dessen ist leicht zu errathen, weilen unsere Felsen-
burger Gold, Silber, Perlen, Edelgesteine und
dergleichen Sachen vor gar nichts besonderes hal-
ten, da ihnen dieselben wenig oder gar nichts nü-
tzen, und bewust, daß wir bereits im Uberflusse
damit versorgt sind. Als wir aber den Vincentium

und
(a a 2)

Wir allerſeits nahmen uns ein nicht unbil-
liges Bedencken, dieſe Coͤrper fernerweit zu beun-
ruhigen, zumahlen, da wir befuͤrchteten, daß die-
ſelben etwa entzwey brechen, oder gar zerfallen
moͤchten, giengen alſo insgeſammt um den Sarg
herum, wie, dem gemeinen Sprichworte nach, die
Katzen um den heiſſen Brey, befanden aber den-
noch bey einiger weiterer Unterſuchung, daß die-
ſelben auf lauter gepraͤgten Gold- und Silber-
Muͤntzen vielerley Gepraͤges lagen, und mit den
auserleſenſten orientaliſchen Perlen uͤberſchuͤttet
waren.

Wir 3. der anſehnlichſten Felſenburger, wie
man uns damahls nennete, gaben demnach dem
gantzen Volcke ſo wohl die Urnen, als den ſilber-
nen Sarg zum Preiſe, bathen uns aber nur dieſes
darbey aus, daß ſie ja die Coͤrper und Gebeine ver-
ſchonen, nicht beſchimpffen, ſondern in Ehren hal-
ten, ſonſten aber alles Geld, Gold, Silber und
Perlen heraus nehmen, und unter ſich theilen moͤch-
ten; Allein, nachdem alles, wie es war, gantzer
3. Tage und Naͤchte alſo ſtehen geblieben, verſpuͤ-
reten wir, daß weder ein Fremder, geſchweige
denn ein Felſenburger ſich an dem allergeringſten
vergriffen, auch nicht einmahl eine Perle heimli-
cher Weiſe zu ſich genommen haͤtte. Die Urſache
deſſen iſt leicht zu errathen, weilen unſere Felſen-
burger Gold, Silber, Perlen, Edelgeſteine und
dergleichen Sachen vor gar nichts beſonderes hal-
ten, da ihnen dieſelben wenig oder gar nichts nuͤ-
tzen, und bewuſt, daß wir bereits im Uberfluſſe
damit verſorgt ſind. Als wir aber den Vincentium

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(a a 2)
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[371/0381] Wir allerſeits nahmen uns ein nicht unbil- liges Bedencken, dieſe Coͤrper fernerweit zu beun- ruhigen, zumahlen, da wir befuͤrchteten, daß die- ſelben etwa entzwey brechen, oder gar zerfallen moͤchten, giengen alſo insgeſammt um den Sarg herum, wie, dem gemeinen Sprichworte nach, die Katzen um den heiſſen Brey, befanden aber den- noch bey einiger weiterer Unterſuchung, daß die- ſelben auf lauter gepraͤgten Gold- und Silber- Muͤntzen vielerley Gepraͤges lagen, und mit den auserleſenſten orientaliſchen Perlen uͤberſchuͤttet waren. Wir 3. der anſehnlichſten Felſenburger, wie man uns damahls nennete, gaben demnach dem gantzen Volcke ſo wohl die Urnen, als den ſilber- nen Sarg zum Preiſe, bathen uns aber nur dieſes darbey aus, daß ſie ja die Coͤrper und Gebeine ver- ſchonen, nicht beſchimpffen, ſondern in Ehren hal- ten, ſonſten aber alles Geld, Gold, Silber und Perlen heraus nehmen, und unter ſich theilen moͤch- ten; Allein, nachdem alles, wie es war, gantzer 3. Tage und Naͤchte alſo ſtehen geblieben, verſpuͤ- reten wir, daß weder ein Fremder, geſchweige denn ein Felſenburger ſich an dem allergeringſten vergriffen, auch nicht einmahl eine Perle heimli- cher Weiſe zu ſich genommen haͤtte. Die Urſache deſſen iſt leicht zu errathen, weilen unſere Felſen- burger Gold, Silber, Perlen, Edelgeſteine und dergleichen Sachen vor gar nichts beſonderes hal- ten, da ihnen dieſelben wenig oder gar nichts nuͤ- tzen, und bewuſt, daß wir bereits im Uberfluſſe damit verſorgt ſind. Als wir aber den Vincentium und (a a 2)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/381>, abgerufen am 24.11.2024.