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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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ten Geister nicht allein hier auf dieser kleinen Jn-
sul, sondern auch auf Groß-Felsenburg in blutro-
ther Kleidung gesehen habt, ich habe sie auch ge-
sehen, und will sie euch wieder vorstellen, so bald die
Mitternachts-Stunden heran nahen, da sie denn
Vermöge meiner Kunst, auf Händen und Füssen
zu mir gekrochen kommen, und mir auf alle meine
Fragen richtige Antwort geben sollen, wo dieses
nicht geschicht, so will ich sie in eurer Gegenwart
mit einer Knoten-Peitsche tractiren, wie die Hun-
de. Diese Curiosität abzuwarten, habt ihr wei-
ter nichts zu thun, als daß ihr in meinem gemach-
ten Circkel, ohne viele Worte mit einander zu re-
den, gantz stille sitzen bleibt, und euch auch so wenig,
als nur immer möglich, bewegt, biß ich euch die
Erlaubniß mit Neigung meines Haupts gebe.
Jch setze alle meinen vollkommenen Theil der See-
ligkeit, die mir nicht entstehen kan, daran; ja ich
will mich lieber von dem Teufel lebendig in den
Lüfften wegführen und zerreissen lassen, als daß
nur einem von euch allen eine Haare gekrümmet
werden solte. Wie denn dergleichen Leute solche
harte und hefftige Contestationes ohne Beden-
cken sehr vielfältig zu gebrauchen pflegen.

Bey diesen Centner-schweren Worten sahen
Mons. Litzberg, Mons. Cramer und ich einander
ziemlicher Maassen in die Augen, redeten auch erst-
lich ein wenig heimlich unter uns; Diese beyden
aber wolten anfänglich gantz und gar nicht einstim-
men, im Circkel zu bleiben, weilen es ihnen, wie wohl
schon ehermahlen geschehen, an der Hertzhafftig-
keit fehlete, mir aber gab ein guter Geist ein, daß

ich
IV. Theil. (z)

ten Geiſter nicht allein hier auf dieſer kleinen Jn-
ſul, ſondern auch auf Groß-Felſenburg in blutro-
ther Kleidung geſehen habt, ich habe ſie auch ge-
ſehen, und will ſie euch wieder vorſtellen, ſo bald die
Mitternachts-Stunden heran nahen, da ſie denn
Vermoͤge meiner Kunſt, auf Haͤnden und Fuͤſſen
zu mir gekrochen kommen, und mir auf alle meine
Fragen richtige Antwort geben ſollen, wo dieſes
nicht geſchicht, ſo will ich ſie in eurer Gegenwart
mit einer Knoten-Peitſche tractiren, wie die Hun-
de. Dieſe Curioſitaͤt abzuwarten, habt ihr wei-
ter nichts zu thun, als daß ihr in meinem gemach-
ten Circkel, ohne viele Worte mit einander zu re-
den, gantz ſtille ſitzen bleibt, und euch auch ſo wenig,
als nur immer moͤglich, bewegt, biß ich euch die
Erlaubniß mit Neigung meines Haupts gebe.
Jch ſetze alle meinen vollkommenen Theil der See-
ligkeit, die mir nicht entſtehen kan, daran; ja ich
will mich lieber von dem Teufel lebendig in den
Luͤfften wegfuͤhren und zerreiſſen laſſen, als daß
nur einem von euch allen eine Haare gekruͤmmet
werden ſolte. Wie denn dergleichen Leute ſolche
harte und hefftige Conteſtationes ohne Beden-
cken ſehr vielfaͤltig zu gebrauchen pflegen.

Bey dieſen Centner-ſchweren Worten ſahen
Monſ. Litzberg, Monſ. Cramer und ich einander
ziemlicher Maaſſen in die Augen, redeten auch erſt-
lich ein wenig heimlich unter uns; Dieſe beyden
aber wolten anfaͤnglich gantz und gar nicht einſtim-
men, im Circkel zu bleiben, weilen es ihnen, wie wohl
ſchon ehermahlen geſchehen, an der Hertzhafftig-
keit fehlete, mir aber gab ein guter Geiſt ein, daß

ich
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[353/0363] ten Geiſter nicht allein hier auf dieſer kleinen Jn- ſul, ſondern auch auf Groß-Felſenburg in blutro- ther Kleidung geſehen habt, ich habe ſie auch ge- ſehen, und will ſie euch wieder vorſtellen, ſo bald die Mitternachts-Stunden heran nahen, da ſie denn Vermoͤge meiner Kunſt, auf Haͤnden und Fuͤſſen zu mir gekrochen kommen, und mir auf alle meine Fragen richtige Antwort geben ſollen, wo dieſes nicht geſchicht, ſo will ich ſie in eurer Gegenwart mit einer Knoten-Peitſche tractiren, wie die Hun- de. Dieſe Curioſitaͤt abzuwarten, habt ihr wei- ter nichts zu thun, als daß ihr in meinem gemach- ten Circkel, ohne viele Worte mit einander zu re- den, gantz ſtille ſitzen bleibt, und euch auch ſo wenig, als nur immer moͤglich, bewegt, biß ich euch die Erlaubniß mit Neigung meines Haupts gebe. Jch ſetze alle meinen vollkommenen Theil der See- ligkeit, die mir nicht entſtehen kan, daran; ja ich will mich lieber von dem Teufel lebendig in den Luͤfften wegfuͤhren und zerreiſſen laſſen, als daß nur einem von euch allen eine Haare gekruͤmmet werden ſolte. Wie denn dergleichen Leute ſolche harte und hefftige Conteſtationes ohne Beden- cken ſehr vielfaͤltig zu gebrauchen pflegen. Bey dieſen Centner-ſchweren Worten ſahen Monſ. Litzberg, Monſ. Cramer und ich einander ziemlicher Maaſſen in die Augen, redeten auch erſt- lich ein wenig heimlich unter uns; Dieſe beyden aber wolten anfaͤnglich gantz und gar nicht einſtim- men, im Circkel zu bleiben, weilen es ihnen, wie wohl ſchon ehermahlen geſchehen, an der Hertzhafftig- keit fehlete, mir aber gab ein guter Geiſt ein, daß ich IV. Theil. (z)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/363>, abgerufen am 19.05.2024.