ihre unerkänntlichen Lands-Leute, auch nicht den allergeringsten Schaden jemahls zugefügt, ja we- der Flinten noch Pistolen gegen uns loßgebrannt hätten. Das kan seyn, meine Freunde! aber auch nicht seyn (gab ich ihnen hierauf zur Ant- wort) dem sey aber, wie ihm wolle, so will ich doch nur fragen, wer euch den Befehl oder die Er- laubniß gegeben hat, auf dieser Jnsul zu bleiben, da ihr doch curiret, und gesunde Leute seyd, die ihren Lands-Leuten wohl hätten folgen können. Auf diese meine Rede gab mir ein gantz feiner sehr vernünfftig scheinender Mensch, welcher eine Ser- geanten-Stelle begleitet, so viel zur Antwort: Mein großgünstiger Herr und Gönner! ich be- mercke, daß dieselben in einer irrigen Meynung ste- hen, indem sie etwa glauben, wir wären entweder aus eigenem Antriebe zurück gebliebene faule Leu- te, um vielleicht noch fernerweit gute Bissen und Bequemlichkeit zu geniessen; oder sie haben wohl auch die Gedancken von uns, daß wir Spions, Land- und Leute-Verräther oder Spitzbuben sind, so, wie einige andere von unserer Nation sich auf- geführet, und dennoch ungestrafft darvon gekom- men sind. Woferne dieselben diesen letztern Glauben oder Meynung von uns hegen solten, so sind wir alle 4. Mann erböthig, gleich nieder zu knien, und eine Kugel entweder durch den Kopff, oder durch das Hertz von ihnen zu erwarten, denn unser 5ter Camerad ist von uns gegangen, um etwa eine oder ein Paar wilde Ziegen zu schiessen, von mehrern Menschen aber wissen wir auf dieser kleinen Jnsul weiter nichts.
Jch
ihre unerkaͤnntlichen Lands-Leute, auch nicht den allergeringſten Schaden jemahls zugefuͤgt, ja we- der Flinten noch Piſtolen gegen uns loßgebrannt haͤtten. Das kan ſeyn, meine Freunde! aber auch nicht ſeyn (gab ich ihnen hierauf zur Ant- wort) dem ſey aber, wie ihm wolle, ſo will ich doch nur fragen, wer euch den Befehl oder die Er- laubniß gegeben hat, auf dieſer Jnſul zu bleiben, da ihr doch curiret, und geſunde Leute ſeyd, die ihren Lands-Leuten wohl haͤtten folgen koͤnnen. Auf dieſe meine Rede gab mir ein gantz feiner ſehr vernuͤnfftig ſcheinender Menſch, welcher eine Ser- geanten-Stelle begleitet, ſo viel zur Antwort: Mein großguͤnſtiger Herr und Goͤnner! ich be- mercke, daß dieſelben in einer irrigen Meynung ſte- hen, indem ſie etwa glauben, wir waͤren entweder aus eigenem Antriebe zuruͤck gebliebene faule Leu- te, um vielleicht noch fernerweit gute Biſſen und Bequemlichkeit zu genieſſen; oder ſie haben wohl auch die Gedancken von uns, daß wir Spions, Land- und Leute-Verraͤther oder Spitzbuben ſind, ſo, wie einige andere von unſerer Nation ſich auf- gefuͤhret, und dennoch ungeſtrafft darvon gekom- men ſind. Woferne dieſelben dieſen letztern Glauben oder Meynung von uns hegen ſolten, ſo ſind wir alle 4. Mann erboͤthig, gleich nieder zu knien, und eine Kugel entweder durch den Kopff, oder durch das Hertz von ihnen zu erwarten, denn unſer 5ter Camerad iſt von uns gegangen, um etwa eine oder ein Paar wilde Ziegen zu ſchieſſen, von mehrern Menſchen aber wiſſen wir auf dieſer kleinen Jnſul weiter nichts.
Jch
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0324"n="314"/>
ihre unerkaͤnntlichen Lands-Leute, auch nicht den<lb/>
allergeringſten Schaden jemahls zugefuͤgt, ja we-<lb/>
der Flinten noch Piſtolen gegen uns loßgebrannt<lb/>
haͤtten. Das kan ſeyn, meine Freunde! aber<lb/>
auch nicht ſeyn (gab ich ihnen hierauf zur Ant-<lb/>
wort) dem ſey aber, wie ihm wolle, ſo will ich<lb/>
doch nur fragen, wer euch den Befehl oder die Er-<lb/>
laubniß gegeben hat, auf dieſer Jnſul zu bleiben,<lb/>
da ihr doch curiret, und geſunde Leute ſeyd, die<lb/>
ihren Lands-Leuten wohl haͤtten folgen koͤnnen.<lb/>
Auf dieſe meine Rede gab mir ein gantz feiner ſehr<lb/>
vernuͤnfftig ſcheinender Menſch, welcher eine <hirendition="#aq">Ser-<lb/>
geant</hi>en-Stelle begleitet, ſo viel zur Antwort:<lb/>
Mein großguͤnſtiger Herr und Goͤnner! ich be-<lb/>
mercke, daß dieſelben in einer irrigen Meynung ſte-<lb/>
hen, indem ſie etwa glauben, wir waͤren entweder<lb/>
aus eigenem Antriebe zuruͤck gebliebene faule Leu-<lb/>
te, um vielleicht noch fernerweit gute Biſſen und<lb/>
Bequemlichkeit zu genieſſen; oder ſie haben wohl<lb/>
auch die Gedancken von uns, daß wir Spions,<lb/>
Land- und Leute-Verraͤther oder Spitzbuben ſind,<lb/>ſo, wie einige andere von unſerer Nation ſich auf-<lb/>
gefuͤhret, und dennoch ungeſtrafft darvon gekom-<lb/>
men ſind. Woferne dieſelben dieſen letztern<lb/>
Glauben oder Meynung von uns hegen ſolten,<lb/>ſo ſind wir alle 4. Mann erboͤthig, gleich nieder zu<lb/>
knien, und eine Kugel entweder durch den Kopff,<lb/>
oder durch das Hertz von ihnen zu erwarten, denn<lb/>
unſer 5ter <hirendition="#aq">Camerad</hi> iſt von uns gegangen, um<lb/>
etwa eine oder ein Paar wilde Ziegen zu ſchieſſen,<lb/>
von mehrern Menſchen aber wiſſen wir auf dieſer<lb/>
kleinen Jnſul weiter nichts.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[314/0324]
ihre unerkaͤnntlichen Lands-Leute, auch nicht den
allergeringſten Schaden jemahls zugefuͤgt, ja we-
der Flinten noch Piſtolen gegen uns loßgebrannt
haͤtten. Das kan ſeyn, meine Freunde! aber
auch nicht ſeyn (gab ich ihnen hierauf zur Ant-
wort) dem ſey aber, wie ihm wolle, ſo will ich
doch nur fragen, wer euch den Befehl oder die Er-
laubniß gegeben hat, auf dieſer Jnſul zu bleiben,
da ihr doch curiret, und geſunde Leute ſeyd, die
ihren Lands-Leuten wohl haͤtten folgen koͤnnen.
Auf dieſe meine Rede gab mir ein gantz feiner ſehr
vernuͤnfftig ſcheinender Menſch, welcher eine Ser-
geanten-Stelle begleitet, ſo viel zur Antwort:
Mein großguͤnſtiger Herr und Goͤnner! ich be-
mercke, daß dieſelben in einer irrigen Meynung ſte-
hen, indem ſie etwa glauben, wir waͤren entweder
aus eigenem Antriebe zuruͤck gebliebene faule Leu-
te, um vielleicht noch fernerweit gute Biſſen und
Bequemlichkeit zu genieſſen; oder ſie haben wohl
auch die Gedancken von uns, daß wir Spions,
Land- und Leute-Verraͤther oder Spitzbuben ſind,
ſo, wie einige andere von unſerer Nation ſich auf-
gefuͤhret, und dennoch ungeſtrafft darvon gekom-
men ſind. Woferne dieſelben dieſen letztern
Glauben oder Meynung von uns hegen ſolten,
ſo ſind wir alle 4. Mann erboͤthig, gleich nieder zu
knien, und eine Kugel entweder durch den Kopff,
oder durch das Hertz von ihnen zu erwarten, denn
unſer 5ter Camerad iſt von uns gegangen, um
etwa eine oder ein Paar wilde Ziegen zu ſchieſſen,
von mehrern Menſchen aber wiſſen wir auf dieſer
kleinen Jnſul weiter nichts.
Jch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/324>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.