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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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zinen wieder zu ersetzen, und anbey zu bringen,
was verlohren gegangen war; da denn Alt und
Jung, Groß und Klein alle Kräffte daran streck-
ten, so daß wir binnen weniger Zeit fast gantz und
gar im geringsten nicht spüreten, was Maassen
wir so viele hungerige Gäste gehabt, die ein weit
mehrers mit sich fort geschleppt, als bey uns ver-
zehret hätten. Also gab sich das Volck vollends
auf einmahl zufrieden.

Eines Abends aber, da ich mit andern bey
mir befindlichen guten Freunden die Höhen und
Wacht-Posten von Alberts- und Davids-Raum,
auch noch weiter hin nach West- und West-Sü-
den zu, visitirte, wurden wir auf der Jnsul Klein-
Felsenburg ein sehr grosses, ziemlich starck und
helle brennendes Feuer gewahr, dessen Flammen
und Rauch einmahl über das andere bey damah-
ligen stillem Wetter biß zu den Wolcken gen Him-
mel in die Höhe stiegen, und sich durch einander
herschlugen, so, daß es zum öfftern gantz fürchter-
lich anzusehen war. Wie ich nun dieses aber-
mahls vor etwas besonders neues erkannte, so sag-
ten einige Schild-Wächter, daß dieses gantz und
gar nichts neues wäre, indem sie dieses Feuer, seit
dem Abzuge der Portugiesen, bey dunckeln Näch-
ten schon zu mehrern mahlen gesehen, weilen sie aber
davor gehalten, als ob sich etwa Schwefel- oder
Salpeter-Löcher aufgethan, und von selbst entzün-
det hätten, so wäre es von ihnen nicht gewürdiget
worden, selbiges anzuzeigen, um damit nicht etwa
unsern Einwohnern ein vergebliches Schrecken zu
verursachen, als welche ohne dem bißhero Schre-

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(u) 4

zinen wieder zu erſetzen, und anbey zu bringen,
was verlohren gegangen war; da denn Alt und
Jung, Groß und Klein alle Kraͤffte daran ſtreck-
ten, ſo daß wir binnen weniger Zeit faſt gantz und
gar im geringſten nicht ſpuͤreten, was Maaſſen
wir ſo viele hungerige Gaͤſte gehabt, die ein weit
mehrers mit ſich fort geſchleppt, als bey uns ver-
zehret haͤtten. Alſo gab ſich das Volck vollends
auf einmahl zufrieden.

Eines Abends aber, da ich mit andern bey
mir befindlichen guten Freunden die Hoͤhen und
Wacht-Poſten von Alberts- und Davids-Raum,
auch noch weiter hin nach Weſt- und Weſt-Suͤ-
den zu, viſitirte, wurden wir auf der Jnſul Klein-
Felſenburg ein ſehr groſſes, ziemlich ſtarck und
helle brennendes Feuer gewahr, deſſen Flammen
und Rauch einmahl uͤber das andere bey damah-
ligen ſtillem Wetter biß zu den Wolcken gen Him-
mel in die Hoͤhe ſtiegen, und ſich durch einander
herſchlugen, ſo, daß es zum oͤfftern gantz fuͤrchter-
lich anzuſehen war. Wie ich nun dieſes aber-
mahls vor etwas beſonders neues erkannte, ſo ſag-
ten einige Schild-Waͤchter, daß dieſes gantz und
gar nichts neues waͤre, indem ſie dieſes Feuer, ſeit
dem Abzuge der Portugieſen, bey dunckeln Naͤch-
ten ſchon zu mehrern mahlen geſehen, weilen ſie aber
davor gehalten, als ob ſich etwa Schwefel- oder
Salpeter-Loͤcher aufgethan, und von ſelbſt entzuͤn-
det haͤtten, ſo waͤre es von ihnen nicht gewuͤrdiget
worden, ſelbiges anzuzeigen, um damit nicht etwa
unſern Einwohnern ein vergebliches Schrecken zu
verurſachen, als welche ohne dem bißhero Schre-

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[311/0321] zinen wieder zu erſetzen, und anbey zu bringen, was verlohren gegangen war; da denn Alt und Jung, Groß und Klein alle Kraͤffte daran ſtreck- ten, ſo daß wir binnen weniger Zeit faſt gantz und gar im geringſten nicht ſpuͤreten, was Maaſſen wir ſo viele hungerige Gaͤſte gehabt, die ein weit mehrers mit ſich fort geſchleppt, als bey uns ver- zehret haͤtten. Alſo gab ſich das Volck vollends auf einmahl zufrieden. Eines Abends aber, da ich mit andern bey mir befindlichen guten Freunden die Hoͤhen und Wacht-Poſten von Alberts- und Davids-Raum, auch noch weiter hin nach Weſt- und Weſt-Suͤ- den zu, viſitirte, wurden wir auf der Jnſul Klein- Felſenburg ein ſehr groſſes, ziemlich ſtarck und helle brennendes Feuer gewahr, deſſen Flammen und Rauch einmahl uͤber das andere bey damah- ligen ſtillem Wetter biß zu den Wolcken gen Him- mel in die Hoͤhe ſtiegen, und ſich durch einander herſchlugen, ſo, daß es zum oͤfftern gantz fuͤrchter- lich anzuſehen war. Wie ich nun dieſes aber- mahls vor etwas beſonders neues erkannte, ſo ſag- ten einige Schild-Waͤchter, daß dieſes gantz und gar nichts neues waͤre, indem ſie dieſes Feuer, ſeit dem Abzuge der Portugieſen, bey dunckeln Naͤch- ten ſchon zu mehrern mahlen geſehen, weilen ſie aber davor gehalten, als ob ſich etwa Schwefel- oder Salpeter-Loͤcher aufgethan, und von ſelbſt entzuͤn- det haͤtten, ſo waͤre es von ihnen nicht gewuͤrdiget worden, ſelbiges anzuzeigen, um damit nicht etwa unſern Einwohnern ein vergebliches Schrecken zu verurſachen, als welche ohne dem bißhero Schre- cken (u) 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/321>, abgerufen am 26.05.2024.