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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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absingen lassen, begaben sich alle und jede nach Hau-
se in ihre Wohnstädte, da denn wir und die andern
Verwundeten desselben am allermeisten vonnö-
then hatten.

Die darauf folgende Nacht war alles sehr stille;
jedoch, weiln einem schlaffenden Feinde eben so son-
derlich viel nicht zu trauen ist, besetzten wir unsere
Posten, so wohl auf den Gebürgen, als in der Ebe-
ne drey und vierfach, ich aber, weiln ich wegen der
Schmertzen an meiner empfangenen Wunde ohne
dem wenig Ruhe noch Rast zu finden verhoffte, be-
gab mich auf die höchsten Felsen-Spitzen bey die
Davids-Raumer-Schildwächter, da ich denn
gleich mit Anbruch des Tages gewahr wurde, daß
nicht allein die 3. grossen Kriegs-Schiffe, sondern
auch noch ein Schiff, benebst der elenden Fregatte,
die bißhero bey Klein-Felsenburg gelegen, weit nä-
her an unsere Jnsul Groß-Felsenburg heran gerückt
waren, und dem Scheine nach nur absehen wolten,
wo etwa der Wind herkäme; Allein es zeigte sich
bald anders: denn der Don Juan, welcher viel-
leicht mehr Feuer im Kopffe, als im Hertzen hatte,
machte den Anfang, uns auf eine gantz Erstaunens-
würdige Art zu bombardiren und zu canoniren;
Jedoch wir hatten ja die gröste Ursach, diese seine
Thorheit hertzinniglich zu belachen und zu verspot-
ten, indem nicht mehr, als eine einzige Bombe, de-
ren er doch wohl 3. biß 400. gegen uns spielen liesse,
auf unsere Jnsul herunter gekollert kam, welche
jedoch nicht den allergeringsten Schaden verursach-
te, ausgenommen, daß dieselbe ein kleines Fleckgen
Grase-Land umwühlete, worüber wir und unsere

Kinder
(t) 3

abſingen laſſen, begaben ſich alle und jede nach Hau-
ſe in ihre Wohnſtaͤdte, da denn wir und die andern
Verwundeten deſſelben am allermeiſten vonnoͤ-
then hatten.

Die darauf folgende Nacht war alles ſehr ſtille;
jedoch, weiln einem ſchlaffenden Feinde eben ſo ſon-
derlich viel nicht zu trauen iſt, beſetzten wir unſere
Poſten, ſo wohl auf den Gebuͤrgen, als in der Ebe-
ne drey und vierfach, ich aber, weiln ich wegen der
Schmertzen an meiner empfangenen Wunde ohne
dem wenig Ruhe noch Raſt zu finden verhoffte, be-
gab mich auf die hoͤchſten Felſen-Spitzen bey die
Davids-Raumer-Schildwaͤchter, da ich denn
gleich mit Anbruch des Tages gewahr wurde, daß
nicht allein die 3. groſſen Kriegs-Schiffe, ſondern
auch noch ein Schiff, benebſt der elenden Fregatte,
die bißhero bey Klein-Felſenburg gelegen, weit naͤ-
her an unſere Jnſul Groß-Felſenburg heran geruͤckt
waren, und dem Scheine nach nur abſehen wolten,
wo etwa der Wind herkaͤme; Allein es zeigte ſich
bald anders: denn der Don Juan, welcher viel-
leicht mehr Feuer im Kopffe, als im Hertzen hatte,
machte den Anfang, uns auf eine gantz Erſtaunens-
wuͤrdige Art zu bombardiren und zu canoniren;
Jedoch wir hatten ja die groͤſte Urſach, dieſe ſeine
Thorheit hertzinniglich zu belachen und zu verſpot-
ten, indem nicht mehr, als eine einzige Bombe, de-
ren er doch wohl 3. biß 400. gegen uns ſpielen lieſſe,
auf unſere Jnſul herunter gekollert kam, welche
jedoch nicht den allergeringſten Schaden verurſach-
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Kinder
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[293/0303] abſingen laſſen, begaben ſich alle und jede nach Hau- ſe in ihre Wohnſtaͤdte, da denn wir und die andern Verwundeten deſſelben am allermeiſten vonnoͤ- then hatten. Die darauf folgende Nacht war alles ſehr ſtille; jedoch, weiln einem ſchlaffenden Feinde eben ſo ſon- derlich viel nicht zu trauen iſt, beſetzten wir unſere Poſten, ſo wohl auf den Gebuͤrgen, als in der Ebe- ne drey und vierfach, ich aber, weiln ich wegen der Schmertzen an meiner empfangenen Wunde ohne dem wenig Ruhe noch Raſt zu finden verhoffte, be- gab mich auf die hoͤchſten Felſen-Spitzen bey die Davids-Raumer-Schildwaͤchter, da ich denn gleich mit Anbruch des Tages gewahr wurde, daß nicht allein die 3. groſſen Kriegs-Schiffe, ſondern auch noch ein Schiff, benebſt der elenden Fregatte, die bißhero bey Klein-Felſenburg gelegen, weit naͤ- her an unſere Jnſul Groß-Felſenburg heran geruͤckt waren, und dem Scheine nach nur abſehen wolten, wo etwa der Wind herkaͤme; Allein es zeigte ſich bald anders: denn der Don Juan, welcher viel- leicht mehr Feuer im Kopffe, als im Hertzen hatte, machte den Anfang, uns auf eine gantz Erſtaunens- wuͤrdige Art zu bombardiren und zu canoniren; Jedoch wir hatten ja die groͤſte Urſach, dieſe ſeine Thorheit hertzinniglich zu belachen und zu verſpot- ten, indem nicht mehr, als eine einzige Bombe, de- ren er doch wohl 3. biß 400. gegen uns ſpielen lieſſe, auf unſere Jnſul herunter gekollert kam, welche jedoch nicht den allergeringſten Schaden verurſach- te, ausgenommen, daß dieſelbe ein kleines Fleckgen Graſe-Land umwuͤhlete, woruͤber wir und unſere Kinder (t) 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/303>, abgerufen am 19.05.2024.