Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

in 3. Bataillons eingetheilet, deren jedes Bataillon
seine besondere Fahne führete, als nemlich das
Erste eine blaue; das Andere eine rosenfar-
bene
und das Dritte eine weisse Fahne. Jn
eine jede dieser Fahnen hatte unser berühmter Herr
Kunst-Mahler zur Devise die Jnsul Groß-Fel-
senburg mit ihren fast biß an den Himmel rei-
chenden Felsen-Spitzen gemahlet, mit der Uber-
schrifft:

Sie ist vest gegründet.

Und der Unterschrifft:

GOTT ist bey ihr drinnen.

Mir zum wenigsten gefiel diese Invention un-
gemein wohl, und fast noch besser, als das gantze
Gemählde, welches zwar sehr wohl gerathen war,
jedoch seiner Kunst gemäß, weit schöner und zierli-
cher würde heraus gekommen seyn, wenn die Zeit
darzu nicht allzu kurtz gewesen wäre.

Unterdessen begegnete mir ein poßierlicher ar-
tiger Streich: Denn da ich mit Herr Wolffgan-
gen, Mons. de Blac, Mons. Litzbergen und an-
dern speciellen mehr, vor der Fronte dieses Er-
staunens-würdigen Regiments auf und nieder
spatzieren gieng, fragte mich Herr Wolffgang mit
lachendem Munde dieses: Nun, mein Herr! was
düncket euch bey diesen fürchterlichen Leuten? und
wie kommen sie euch vor? Sie kommen mir (gab
ich zur Antwort) nicht anders vor, als diejenigen
bundt gekleideten Personen, welche in Deutsch-
land, Holland und anderer Orten mehr, den Hn.
Zuschauern eine Lust machen, und denen man, wie

ihnen
(s) 2

in 3. Bataillons eingetheilet, deren jedes Bataillon
ſeine beſondere Fahne fuͤhrete, als nemlich das
Erſte eine blaue; das Andere eine roſenfar-
bene
und das Dritte eine weiſſe Fahne. Jn
eine jede dieſer Fahnen hatte unſer beruͤhmter Herr
Kunſt-Mahler zur Deviſe die Jnſul Groß-Fel-
ſenburg mit ihren faſt biß an den Himmel rei-
chenden Felſen-Spitzen gemahlet, mit der Uber-
ſchrifft:

Sie iſt veſt gegruͤndet.

Und der Unterſchrifft:

GOTT iſt bey ihr drinnen.

Mir zum wenigſten gefiel dieſe Invention un-
gemein wohl, und faſt noch beſſer, als das gantze
Gemaͤhlde, welches zwar ſehr wohl gerathen war,
jedoch ſeiner Kunſt gemaͤß, weit ſchoͤner und zierli-
cher wuͤrde heraus gekommen ſeyn, wenn die Zeit
darzu nicht allzu kurtz geweſen waͤre.

Unterdeſſen begegnete mir ein poßierlicher ar-
tiger Streich: Denn da ich mit Herr Wolffgan-
gen, Monſ. de Blac, Monſ. Litzbergen und an-
dern ſpeciellen mehr, vor der Fronte dieſes Er-
ſtaunens-wuͤrdigen Regiments auf und nieder
ſpatzieren gieng, fragte mich Herr Wolffgang mit
lachendem Munde dieſes: Nun, mein Herr! was
duͤncket euch bey dieſen fuͤrchterlichen Leuten? und
wie kommen ſie euch vor? Sie kommen mir (gab
ich zur Antwort) nicht anders vor, als diejenigen
bundt gekleideten Perſonen, welche in Deutſch-
land, Holland und anderer Orten mehr, den Hn.
Zuſchauern eine Luſt machen, und denen man, wie

ihnen
(s) 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0285" n="275"/>
in 3. <hi rendition="#aq">Bataillons</hi> eingetheilet, deren jedes <hi rendition="#aq">Bataillon</hi><lb/>
&#x017F;eine be&#x017F;ondere Fahne fu&#x0364;hrete, als nemlich das<lb/><hi rendition="#fr">Er&#x017F;te eine blaue;</hi> das <hi rendition="#fr">Andere eine ro&#x017F;enfar-<lb/>
bene</hi> und das <hi rendition="#fr">Dritte eine wei&#x017F;&#x017F;e Fahne.</hi> Jn<lb/>
eine jede die&#x017F;er Fahnen hatte un&#x017F;er beru&#x0364;hmter Herr<lb/>
Kun&#x017F;t-Mahler zur <hi rendition="#aq">Devi&#x017F;e</hi> die Jn&#x017F;ul Groß-Fel-<lb/>
&#x017F;enburg mit ihren fa&#x017F;t biß an den Himmel rei-<lb/>
chenden Fel&#x017F;en-Spitzen gemahlet, mit der Uber-<lb/>
&#x017F;chrifft:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Sie i&#x017F;t ve&#x017F;t gegru&#x0364;ndet.</hi> </hi> </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">Und der Unter&#x017F;chrifft:</hi> </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">GOTT</hi> i&#x017F;t bey ihr drinnen.</hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Mir zum wenig&#x017F;ten gefiel die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Inventi</hi>on un-<lb/>
gemein wohl, und fa&#x017F;t noch be&#x017F;&#x017F;er, als das gantze<lb/>
Gema&#x0364;hlde, welches zwar &#x017F;ehr wohl gerathen war,<lb/>
jedoch &#x017F;einer Kun&#x017F;t gema&#x0364;ß, weit &#x017F;cho&#x0364;ner und zierli-<lb/>
cher wu&#x0364;rde heraus gekommen &#x017F;eyn, wenn die Zeit<lb/>
darzu nicht allzu kurtz gewe&#x017F;en wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>Unterde&#x017F;&#x017F;en begegnete mir ein poßierlicher ar-<lb/>
tiger Streich: Denn da ich mit Herr Wolffgan-<lb/>
gen, <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. de</hi> Blac, <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Litzbergen und an-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">&#x017F;peciell</hi>en mehr, vor der <hi rendition="#aq">Fronte</hi> die&#x017F;es Er-<lb/>
&#x017F;taunens-wu&#x0364;rdigen <hi rendition="#aq">Regiment</hi>s auf und nieder<lb/>
&#x017F;patzieren gieng, fragte mich Herr Wolffgang mit<lb/>
lachendem Munde die&#x017F;es: Nun, mein Herr! was<lb/>
du&#x0364;ncket euch bey die&#x017F;en fu&#x0364;rchterlichen Leuten? und<lb/>
wie kommen &#x017F;ie euch vor? Sie kommen mir (gab<lb/>
ich zur Antwort) nicht anders vor, als diejenigen<lb/>
bundt gekleideten Per&#x017F;onen, welche in Deut&#x017F;ch-<lb/>
land, Holland und anderer Orten mehr, den Hn.<lb/>
Zu&#x017F;chauern eine Lu&#x017F;t machen, und denen man, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(s) 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ihnen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0285] in 3. Bataillons eingetheilet, deren jedes Bataillon ſeine beſondere Fahne fuͤhrete, als nemlich das Erſte eine blaue; das Andere eine roſenfar- bene und das Dritte eine weiſſe Fahne. Jn eine jede dieſer Fahnen hatte unſer beruͤhmter Herr Kunſt-Mahler zur Deviſe die Jnſul Groß-Fel- ſenburg mit ihren faſt biß an den Himmel rei- chenden Felſen-Spitzen gemahlet, mit der Uber- ſchrifft: Sie iſt veſt gegruͤndet. Und der Unterſchrifft: GOTT iſt bey ihr drinnen. Mir zum wenigſten gefiel dieſe Invention un- gemein wohl, und faſt noch beſſer, als das gantze Gemaͤhlde, welches zwar ſehr wohl gerathen war, jedoch ſeiner Kunſt gemaͤß, weit ſchoͤner und zierli- cher wuͤrde heraus gekommen ſeyn, wenn die Zeit darzu nicht allzu kurtz geweſen waͤre. Unterdeſſen begegnete mir ein poßierlicher ar- tiger Streich: Denn da ich mit Herr Wolffgan- gen, Monſ. de Blac, Monſ. Litzbergen und an- dern ſpeciellen mehr, vor der Fronte dieſes Er- ſtaunens-wuͤrdigen Regiments auf und nieder ſpatzieren gieng, fragte mich Herr Wolffgang mit lachendem Munde dieſes: Nun, mein Herr! was duͤncket euch bey dieſen fuͤrchterlichen Leuten? und wie kommen ſie euch vor? Sie kommen mir (gab ich zur Antwort) nicht anders vor, als diejenigen bundt gekleideten Perſonen, welche in Deutſch- land, Holland und anderer Orten mehr, den Hn. Zuſchauern eine Luſt machen, und denen man, wie ihnen (s) 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/285
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/285>, abgerufen am 19.05.2024.