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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Was nun den dritten Punct anbetrifft, so
hat sich euer Herr Bruder gantz und gar um kei-
nen Braut-Schatz oder andere zeitlichen Güter
zu bekümmern, denn mein gesammietes Gold und
Silber dürffte nächst göttlicher Hülffe hinlänglich
seyn, mich und die Meinigen auf noch lange Jahre
mit Gütern zu besorgen, und wenn meine Familie
auch noch 10. mahl stärcker wäre, so würde sie
doch nicht im Stande seyn, alles zu verthun, wei-
len ich nicht läugnen kan, daß ich eine ziemliche
Menge Kostbarkeiten an unterirrdischen Orten ste-
hen habe, die nicht leicht zu finden sind, jedoch ich
gewöhne dieserwegen keines von meinen Kindern
dahin, daß es auf Reichthum trotzen, hergegen fein
ordentlich und Standesmäßig leben soll. Besin-
net euch wohl, meine Herrn und Brüder! ob es klug
gethan wäre, dergleichen Parthie auszuschlagen,
welche einem oder dem andern so bald wohl nicht
wieder vorstossen möchte.

Nachdem nun der Gouverneur zu reden auf-
gehöret hatte, sprach ich: Jch muß Ew. Excell.
bekennen, daß ich Dero Reden recht mit Bestür-
tzung angehöret, indem ich mich selbst nicht in das
grosse Glück zu finden weiß, welches meinem Bru-
der bevorstehet, und woran ich als sein getreuer
Bruder allerdings den grösten Theil mit zu neh-
men Ursache habe, wo anders Ew. Excell. nicht et-
wa mit Dero Dienern zu schertzen belieben. Weiln
aber dieser mein Bruder eine von den Haupt-Per-
sonen bey dieser Geschichte ist, so werde ich mir ge-
horsamst ausbitten, ihm vorhero einige Eröffnung
von diesem seinen Glücke zu thun, da er sich denn

nicht

Was nun den dritten Punct anbetrifft, ſo
hat ſich euer Herr Bruder gantz und gar um kei-
nen Braut-Schatz oder andere zeitlichen Guͤter
zu bekuͤmmern, denn mein geſammietes Gold und
Silber duͤrffte naͤchſt goͤttlicher Huͤlffe hinlaͤnglich
ſeyn, mich und die Meinigen auf noch lange Jahre
mit Guͤtern zu beſorgen, und wenn meine Familie
auch noch 10. mahl ſtaͤrcker waͤre, ſo wuͤrde ſie
doch nicht im Stande ſeyn, alles zu verthun, wei-
len ich nicht laͤugnen kan, daß ich eine ziemliche
Menge Koſtbarkeiten an unterirrdiſchen Orten ſte-
hen habe, die nicht leicht zu finden ſind, jedoch ich
gewoͤhne dieſerwegen keines von meinen Kindern
dahin, daß es auf Reichthum trotzen, hergegen fein
ordentlich und Standesmaͤßig leben ſoll. Beſin-
net euch wohl, meine Herrn und Bruͤder! ob es klug
gethan waͤre, dergleichen Parthie auszuſchlagen,
welche einem oder dem andern ſo bald wohl nicht
wieder vorſtoſſen moͤchte.

Nachdem nun der Gouverneur zu reden auf-
gehoͤret hatte, ſprach ich: Jch muß Ew. Excell.
bekennen, daß ich Dero Reden recht mit Beſtuͤr-
tzung angehoͤret, indem ich mich ſelbſt nicht in das
groſſe Gluͤck zu finden weiß, welches meinem Bru-
der bevorſtehet, und woran ich als ſein getreuer
Bruder allerdings den groͤſten Theil mit zu neh-
men Urſache habe, wo anders Ew. Excell. nicht et-
wa mit Dero Dienern zu ſchertzen belieben. Weiln
aber dieſer mein Bruder eine von den Haupt-Per-
ſonen bey dieſer Geſchichte iſt, ſo werde ich mir ge-
horſamſt ausbitten, ihm vorhero einige Eroͤffnung
von dieſem ſeinen Gluͤcke zu thun, da er ſich denn

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[171/0181] Was nun den dritten Punct anbetrifft, ſo hat ſich euer Herr Bruder gantz und gar um kei- nen Braut-Schatz oder andere zeitlichen Guͤter zu bekuͤmmern, denn mein geſammietes Gold und Silber duͤrffte naͤchſt goͤttlicher Huͤlffe hinlaͤnglich ſeyn, mich und die Meinigen auf noch lange Jahre mit Guͤtern zu beſorgen, und wenn meine Familie auch noch 10. mahl ſtaͤrcker waͤre, ſo wuͤrde ſie doch nicht im Stande ſeyn, alles zu verthun, wei- len ich nicht laͤugnen kan, daß ich eine ziemliche Menge Koſtbarkeiten an unterirrdiſchen Orten ſte- hen habe, die nicht leicht zu finden ſind, jedoch ich gewoͤhne dieſerwegen keines von meinen Kindern dahin, daß es auf Reichthum trotzen, hergegen fein ordentlich und Standesmaͤßig leben ſoll. Beſin- net euch wohl, meine Herrn und Bruͤder! ob es klug gethan waͤre, dergleichen Parthie auszuſchlagen, welche einem oder dem andern ſo bald wohl nicht wieder vorſtoſſen moͤchte. Nachdem nun der Gouverneur zu reden auf- gehoͤret hatte, ſprach ich: Jch muß Ew. Excell. bekennen, daß ich Dero Reden recht mit Beſtuͤr- tzung angehoͤret, indem ich mich ſelbſt nicht in das groſſe Gluͤck zu finden weiß, welches meinem Bru- der bevorſtehet, und woran ich als ſein getreuer Bruder allerdings den groͤſten Theil mit zu neh- men Urſache habe, wo anders Ew. Excell. nicht et- wa mit Dero Dienern zu ſchertzen belieben. Weiln aber dieſer mein Bruder eine von den Haupt-Per- ſonen bey dieſer Geſchichte iſt, ſo werde ich mir ge- horſamſt ausbitten, ihm vorhero einige Eroͤffnung von dieſem ſeinen Gluͤcke zu thun, da er ſich denn nicht

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/181>, abgerufen am 06.05.2024.