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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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biß vor sein Schloß convoyren. Da wir denn
bald hernach 50. Canonen von der Citadelle lö-
sen höreten, worauf wir Antwort gaben; Unsere
Granadiers aber kamen erstlich in 3. Stunden
zurück, indem sie der Gouverneur mit Wein,
Brandtewein und Bisquit dergestallt begeistern
lassen, daß viele unter ihnen taumelten.

Wir alle suchten auf einige Stunden die
Ruhe, und hatten unsern Leuten Ordre hinter-
lassen, daß, wenn des Gouverneurs Wagens kä-
men, sie ihnen alle ihm zugedachte Sachen solten
aufpacken helffen, und nachdem wir ohngefähr
4. Stunden geschlaffen hatten, befanden wir, daß
schon ziemliche Lasten auf die Citadelle gebracht
waren.

Des folgenden Morgens machten wir noch
eine und andere Anstallten auf unsern Schiffen,
wobey die Portugiesen zu vernehmen gaben, daß
sie nicht gesonnen wären, sich länger auf dieser
Jnsul aufzuhalten, ohngeachtet es ihnen bey dem
wackern Gouverneur sehr wohl gefiele, sondern
sie sähen sich genöthiget zu eilen, weilen ihr star-
cker Vortheil und Nutzen darauf beruhete, da
ohnedem ihre Schiffe, die eben nicht so grossen
Schaden gelitten, bereits fast vollkommen ausge-
bessert wären. Demnach wolten sie in GOttes
Nahmen bey erstem günstigen Winde abseegeln,
und uns GOtt befehlen, weil sie uns aus zweyer-
ley Ursachen nicht zumuthen könten, weiter mit
ihnen in Compagnie zu fahren, sondern wir sol-
ten uns ja Zeit zu Ausbesserung unserer Schiffe
nehmen, weil wir eine noch viel gefährlichere und

weitere
(i) 4

biß vor ſein Schloß convoyren. Da wir denn
bald hernach 50. Canonen von der Citadelle loͤ-
ſen hoͤreten, worauf wir Antwort gaben; Unſere
Granadiers aber kamen erſtlich in 3. Stunden
zuruͤck, indem ſie der Gouverneur mit Wein,
Brandtewein und Bisquit dergeſtallt begeiſtern
laſſen, daß viele unter ihnen taumelten.

Wir alle ſuchten auf einige Stunden die
Ruhe, und hatten unſern Leuten Ordre hinter-
laſſen, daß, wenn des Gouverneurs Wagens kaͤ-
men, ſie ihnen alle ihm zugedachte Sachen ſolten
aufpacken helffen, und nachdem wir ohngefaͤhr
4. Stunden geſchlaffen hatten, befanden wir, daß
ſchon ziemliche Laſten auf die Citadelle gebracht
waren.

Des folgenden Morgens machten wir noch
eine und andere Anſtallten auf unſern Schiffen,
wobey die Portugieſen zu vernehmen gaben, daß
ſie nicht geſonnen waͤren, ſich laͤnger auf dieſer
Jnſul aufzuhalten, ohngeachtet es ihnen bey dem
wackern Gouverneur ſehr wohl gefiele, ſondern
ſie ſaͤhen ſich genoͤthiget zu eilen, weilen ihr ſtar-
cker Vortheil und Nutzen darauf beruhete, da
ohnedem ihre Schiffe, die eben nicht ſo groſſen
Schaden gelitten, bereits faſt vollkommen ausge-
beſſert waͤren. Demnach wolten ſie in GOttes
Nahmen bey erſtem guͤnſtigen Winde abſeegeln,
und uns GOtt befehlen, weil ſie uns aus zweyer-
ley Urſachen nicht zumuthen koͤnten, weiter mit
ihnen in Compagnie zu fahren, ſondern wir ſol-
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[135/0145] biß vor ſein Schloß convoyren. Da wir denn bald hernach 50. Canonen von der Citadelle loͤ- ſen hoͤreten, worauf wir Antwort gaben; Unſere Granadiers aber kamen erſtlich in 3. Stunden zuruͤck, indem ſie der Gouverneur mit Wein, Brandtewein und Bisquit dergeſtallt begeiſtern laſſen, daß viele unter ihnen taumelten. Wir alle ſuchten auf einige Stunden die Ruhe, und hatten unſern Leuten Ordre hinter- laſſen, daß, wenn des Gouverneurs Wagens kaͤ- men, ſie ihnen alle ihm zugedachte Sachen ſolten aufpacken helffen, und nachdem wir ohngefaͤhr 4. Stunden geſchlaffen hatten, befanden wir, daß ſchon ziemliche Laſten auf die Citadelle gebracht waren. Des folgenden Morgens machten wir noch eine und andere Anſtallten auf unſern Schiffen, wobey die Portugieſen zu vernehmen gaben, daß ſie nicht geſonnen waͤren, ſich laͤnger auf dieſer Jnſul aufzuhalten, ohngeachtet es ihnen bey dem wackern Gouverneur ſehr wohl gefiele, ſondern ſie ſaͤhen ſich genoͤthiget zu eilen, weilen ihr ſtar- cker Vortheil und Nutzen darauf beruhete, da ohnedem ihre Schiffe, die eben nicht ſo groſſen Schaden gelitten, bereits faſt vollkommen ausge- beſſert waͤren. Demnach wolten ſie in GOttes Nahmen bey erſtem guͤnſtigen Winde abſeegeln, und uns GOtt befehlen, weil ſie uns aus zweyer- ley Urſachen nicht zumuthen koͤnten, weiter mit ihnen in Compagnie zu fahren, ſondern wir ſol- ten uns ja Zeit zu Ausbeſſerung unſerer Schiffe nehmen, weil wir eine noch viel gefaͤhrlichere und weitere (i) 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/145>, abgerufen am 23.06.2024.