Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

Mons. Litzbergen, Harckerten und Matthaeus Pür,
welchen Capitain Horn schon vormahls als Kupf-
ferschmidt auf diese Jnsul gebracht, oben anf den
Seiger-Thurm geschlichen, und fingen mit Trom-
peten und Paucken gewaltig an zu lermen, wel-
ches, weil es mir selbst unverhofft kam, mich um
so viel desto mehr entzückte, es schlug aber der Kupf-
ferschmidt Pür die Paucken vortrefflich gut, denn
er hatte diese Kunst so gar nach Noten gelernet,
die 4. erstgemeldten aber bliesen die Trompeten
auch sehr wohl, ohngeacht Litzberg und Harckert
lange nicht im Exercitio gewesen waren.

Etwa eine Stunde darnach ließ ich die Cano-
nen zum andern mahle abfeuern, worauf sich denn
wiederum Trompeten und Paucken binnen einer
Stunde 3. mahl hören liessen. Endlich da wir
sahen, daß die Einwohner von allen Strassen her,
immer näher und näher angezogen kamen, wur-
den die Stücke zum dritten mahle gelöset; Trom-
peten und Paucken liessen sich wieder hören, biß
sich alles Volck vor der Albertus-Burg versamm-
let hatte, da denn endlich die Melodey des Cho-
rals:
Es woll uns GOtt genädig seyn etc. etc.
als welcher unsers Alt-Vaters täglicher Gesang
war, 3. mahl mit Zincken und Posaunen abgebla-
sen, nachhero mit allen Glocken zu läuten angefan-
gen, und damit eine gantze Stunde lang contiuirt
wurde. Binnen der Zeit war alles in Ordnung
gebracht, und der Zug von der Albertus-Burg
also eingerichtet: Erstlich giengen die Kinder von 3.
4. biß 14. Jahren, alle |über ihre ordentliche Klei-
dung mit weissen Hembden, die fast biß auf die

Erde

Monſ. Litzbergen, Harckerten und Matthæus Pür,
welchen Capitain Horn ſchon vormahls als Kupf-
ferſchmidt auf dieſe Jnſul gebracht, oben anf den
Seiger-Thurm geſchlichen, und fingen mit Trom-
peten und Paucken gewaltig an zu lermen, wel-
ches, weil es mir ſelbſt unverhofft kam, mich um
ſo viel deſto mehr entzuͤckte, es ſchlug aber der Kupf-
ferſchmidt Pür die Paucken vortrefflich gut, denn
er hatte dieſe Kunſt ſo gar nach Noten gelernet,
die 4. erſtgemeldten aber blieſen die Trompeten
auch ſehr wohl, ohngeacht Litzberg und Harckert
lange nicht im Exercitio geweſen waren.

Etwa eine Stunde darnach ließ ich die Cano-
nen zum andern mahle abfeuern, worauf ſich denn
wiederum Trompeten und Paucken binnen einer
Stunde 3. mahl hoͤren lieſſen. Endlich da wir
ſahen, daß die Einwohner von allen Straſſen her,
immer naͤher und naͤher angezogen kamen, wur-
den die Stuͤcke zum dritten mahle geloͤſet; Trom-
peten und Paucken lieſſen ſich wieder hoͤren, biß
ſich alles Volck vor der Albertus-Burg verſam̃-
let hatte, da denn endlich die Melodey des Cho-
rals:
Es woll uns GOtt genaͤdig ſeyn ꝛc. ꝛc.
als welcher unſers Alt-Vaters taͤglicher Geſang
war, 3. mahl mit Zincken und Poſaunen abgebla-
ſen, nachhero mit allen Glocken zu laͤuten angefan-
gen, und damit eine gantze Stunde lang contiuirt
wurde. Binnen der Zeit war alles in Ordnung
gebracht, und der Zug von der Albertus-Burg
alſo eingerichtet: Erſtlich giengen die Kinder von 3.
4. biß 14. Jahren, alle |uͤber ihre ordentliche Klei-
dung mit weiſſen Hembden, die faſt biß auf die

Erde
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0083" n="75"/><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Litzbergen, <hi rendition="#aq">Harckert</hi>en und <hi rendition="#aq">Matthæus Pür,</hi><lb/>
welchen <hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horn &#x017F;chon vormahls als Kupf-<lb/>
fer&#x017F;chmidt auf die&#x017F;e Jn&#x017F;ul gebracht, oben anf den<lb/>
Seiger-Thurm ge&#x017F;chlichen, und fingen mit Trom-<lb/>
peten und Paucken gewaltig an zu lermen, wel-<lb/>
ches, weil es mir &#x017F;elb&#x017F;t unverhofft kam, mich um<lb/>
&#x017F;o viel de&#x017F;to mehr entzu&#x0364;ckte, es &#x017F;chlug aber der Kupf-<lb/>
fer&#x017F;chmidt <hi rendition="#aq">Pür</hi> die Paucken vortrefflich gut, denn<lb/>
er hatte die&#x017F;e Kun&#x017F;t &#x017F;o gar nach <hi rendition="#aq">Not</hi>en gelernet,<lb/>
die 4. er&#x017F;tgemeldten aber blie&#x017F;en die Trompeten<lb/>
auch &#x017F;ehr wohl, ohngeacht Litzberg und <hi rendition="#aq">Harckert</hi><lb/>
lange nicht im <hi rendition="#aq">Exercitio</hi> gewe&#x017F;en waren.</p><lb/>
        <p>Etwa eine Stunde darnach ließ ich die Cano-<lb/>
nen zum andern mahle abfeuern, worauf &#x017F;ich denn<lb/>
wiederum Trompeten und Paucken binnen einer<lb/>
Stunde 3. mahl ho&#x0364;ren lie&#x017F;&#x017F;en. Endlich da wir<lb/>
&#x017F;ahen, daß die Einwohner von allen Stra&#x017F;&#x017F;en her,<lb/>
immer na&#x0364;her und na&#x0364;her angezogen kamen, wur-<lb/>
den die Stu&#x0364;cke zum dritten mahle gelo&#x0364;&#x017F;et; Trom-<lb/>
peten und Paucken lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich wieder ho&#x0364;ren, biß<lb/>
&#x017F;ich alles Volck vor der <hi rendition="#aq">Albertus-</hi>Burg ver&#x017F;am&#x0303;-<lb/>
let hatte, da denn endlich die Melodey des <hi rendition="#aq">Cho-<lb/>
rals:</hi> <hi rendition="#fr">Es woll uns GOtt gena&#x0364;dig &#x017F;eyn &#xA75B;c. &#xA75B;c.</hi><lb/>
als welcher un&#x017F;ers Alt-Vaters ta&#x0364;glicher Ge&#x017F;ang<lb/>
war, 3. mahl mit Zincken und Po&#x017F;aunen abgebla-<lb/>
&#x017F;en, nachhero mit allen Glocken zu la&#x0364;uten angefan-<lb/>
gen, und damit eine gantze Stunde lang <hi rendition="#aq">contiui</hi>rt<lb/>
wurde. Binnen der Zeit war alles in Ordnung<lb/>
gebracht, und der Zug von der <hi rendition="#aq">Albertus-</hi>Burg<lb/>
al&#x017F;o eingerichtet: Er&#x017F;tlich giengen die Kinder von 3.<lb/>
4. biß 14. Jahren, alle |u&#x0364;ber ihre ordentliche Klei-<lb/>
dung mit wei&#x017F;&#x017F;en Hembden, die fa&#x017F;t biß auf die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Erde</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0083] Monſ. Litzbergen, Harckerten und Matthæus Pür, welchen Capitain Horn ſchon vormahls als Kupf- ferſchmidt auf dieſe Jnſul gebracht, oben anf den Seiger-Thurm geſchlichen, und fingen mit Trom- peten und Paucken gewaltig an zu lermen, wel- ches, weil es mir ſelbſt unverhofft kam, mich um ſo viel deſto mehr entzuͤckte, es ſchlug aber der Kupf- ferſchmidt Pür die Paucken vortrefflich gut, denn er hatte dieſe Kunſt ſo gar nach Noten gelernet, die 4. erſtgemeldten aber blieſen die Trompeten auch ſehr wohl, ohngeacht Litzberg und Harckert lange nicht im Exercitio geweſen waren. Etwa eine Stunde darnach ließ ich die Cano- nen zum andern mahle abfeuern, worauf ſich denn wiederum Trompeten und Paucken binnen einer Stunde 3. mahl hoͤren lieſſen. Endlich da wir ſahen, daß die Einwohner von allen Straſſen her, immer naͤher und naͤher angezogen kamen, wur- den die Stuͤcke zum dritten mahle geloͤſet; Trom- peten und Paucken lieſſen ſich wieder hoͤren, biß ſich alles Volck vor der Albertus-Burg verſam̃- let hatte, da denn endlich die Melodey des Cho- rals: Es woll uns GOtt genaͤdig ſeyn ꝛc. ꝛc. als welcher unſers Alt-Vaters taͤglicher Geſang war, 3. mahl mit Zincken und Poſaunen abgebla- ſen, nachhero mit allen Glocken zu laͤuten angefan- gen, und damit eine gantze Stunde lang contiuirt wurde. Binnen der Zeit war alles in Ordnung gebracht, und der Zug von der Albertus-Burg alſo eingerichtet: Erſtlich giengen die Kinder von 3. 4. biß 14. Jahren, alle |uͤber ihre ordentliche Klei- dung mit weiſſen Hembden, die faſt biß auf die Erde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/83
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/83>, abgerufen am 03.05.2024.