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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Tages, da es Donnerstag, und zugleich Kirch-Tag
war, giengen wir, nachdem wir den Thee mit dem
Alt-Vater getruncken hatten, herunter in die Kir-
che, der Alt-Vater aber wurde von zweyen star-
cken Jnsulanern, in einer wohl gemachten Sänffte
sitzend, herunter getragen. Es war aus allen
Stämmen sehr viel Volck in der Kirche, den neu
angekommenen Europäern wurden die besten Stel-
len angewiesen, Capitain Horn aber, Hr. Schmel-
tzer, Hr. Herrmann, mein Vater und ich wurden
mit auf die Empor-Kirche geführet, da der Alt-
Vater und übrigen Stamm-Väter ihre Sitze hat-
ten. Jch verwunderte mich sehr, daß nicht allein
die Orgel vollkommen fertig, mit vielen Zierrathen
von Bildhauer-Arbeit ausgeschmückt, sondern
auch durch Lademannen und seine Lehrlinge überall
in der Kirche die sauberste und Künstlichste Tischer-
Arbeit angebracht war, daß also an den äusserlichen
Zierrathen gar nichts mehr fehlete, als das Mah-
len und Vergulden, zu welchem Ende ich denn
eine gewaltige Quantität von allerley Farben, ge-
schlagen Blätgens Gold, Silber und Metall, auch
nur fast dieserwegen allein einen eigenen recht
künstlichen Mahler mitgenommen hatte.

Herr Mag. Schmeltzer hielt eine vortreffliche
Predigt, und hatte zum Texte die 9. Versicul aus
dem 107. Plalm, die also lauten:

"DAncket dem HErrn, denn er ist freund-
"lich, und seine Güte währet ewiglich.
"Saget, die ihr erlöset seyd durch den
"HErrn, die er aus der Noth erlöset hat,
"Und die er aus den Ländern zusammen

bracht

Tages, da es Donnerſtag, und zugleich Kirch-Tag
war, giengen wir, nachdem wir den Thée mit dem
Alt-Vater getruncken hatten, herunter in die Kir-
che, der Alt-Vater aber wurde von zweyen ſtar-
cken Jnſulanern, in einer wohl gemachten Saͤnffte
ſitzend, herunter getragen. Es war aus allen
Staͤmmen ſehr viel Volck in der Kirche, den neu
angekommenen Europaͤern wurden die beſten Stel-
len angewieſen, Capitain Horn aber, Hr. Schmel-
tzer, Hr. Herrmann, mein Vater und ich wurden
mit auf die Empor-Kirche gefuͤhret, da der Alt-
Vater und uͤbrigen Stamm-Vaͤter ihre Sitze hat-
ten. Jch verwunderte mich ſehr, daß nicht allein
die Orgel vollkommen fertig, mit vielen Zierrathen
von Bildhauer-Arbeit ausgeſchmuͤckt, ſondern
auch durch Lademannen und ſeine Lehrlinge uͤberall
in der Kirche die ſauberſte und Kuͤnſtlichſte Tiſcher-
Arbeit angebracht war, daß alſo an den aͤuſſerlichen
Zierrathen gar nichts mehr fehlete, als das Mah-
len und Vergulden, zu welchem Ende ich denn
eine gewaltige Quantitaͤt von allerley Farben, ge-
ſchlagen Blaͤtgens Gold, Silber und Metall, auch
nur faſt dieſerwegen allein einen eigenen recht
kuͤnſtlichen Mahler mitgenommen hatte.

Herr Mag. Schmeltzer hielt eine vortreffliche
Predigt, und hatte zum Texte die 9. Verſicul aus
dem 107. Plalm, die alſo lauten:

DAncket dem HErrn, denn er iſt freund-
„lich, und ſeine Guͤte waͤhret ewiglich.
„Saget, die ihr erloͤſet ſeyd durch den
„HErrn, die er aus der Noth erloͤſet hat,
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[56/0064] Tages, da es Donnerſtag, und zugleich Kirch-Tag war, giengen wir, nachdem wir den Thée mit dem Alt-Vater getruncken hatten, herunter in die Kir- che, der Alt-Vater aber wurde von zweyen ſtar- cken Jnſulanern, in einer wohl gemachten Saͤnffte ſitzend, herunter getragen. Es war aus allen Staͤmmen ſehr viel Volck in der Kirche, den neu angekommenen Europaͤern wurden die beſten Stel- len angewieſen, Capitain Horn aber, Hr. Schmel- tzer, Hr. Herrmann, mein Vater und ich wurden mit auf die Empor-Kirche gefuͤhret, da der Alt- Vater und uͤbrigen Stamm-Vaͤter ihre Sitze hat- ten. Jch verwunderte mich ſehr, daß nicht allein die Orgel vollkommen fertig, mit vielen Zierrathen von Bildhauer-Arbeit ausgeſchmuͤckt, ſondern auch durch Lademannen und ſeine Lehrlinge uͤberall in der Kirche die ſauberſte und Kuͤnſtlichſte Tiſcher- Arbeit angebracht war, daß alſo an den aͤuſſerlichen Zierrathen gar nichts mehr fehlete, als das Mah- len und Vergulden, zu welchem Ende ich denn eine gewaltige Quantitaͤt von allerley Farben, ge- ſchlagen Blaͤtgens Gold, Silber und Metall, auch nur faſt dieſerwegen allein einen eigenen recht kuͤnſtlichen Mahler mitgenommen hatte. Herr Mag. Schmeltzer hielt eine vortreffliche Predigt, und hatte zum Texte die 9. Verſicul aus dem 107. Plalm, die alſo lauten: „DAncket dem HErrn, denn er iſt freund- „lich, und ſeine Guͤte waͤhret ewiglich. „Saget, die ihr erloͤſet ſeyd durch den „HErrn, die er aus der Noth erloͤſet hat, „Und die er aus den Laͤndern zuſammen bracht

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/64>, abgerufen am 03.05.2024.