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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Macht-Spruch thäte, und sie von dem liederlichen
Bambo absolvirte, sie 200. Thlr. ad pias causas
und mir 200. Thlr. Discretion geben wolte.
Jch stellete ihr vor, wie mir nicht bange wäre,
den Macht-Spruch zu ihrem Vergnügen auszu-
würcken, allein, die mir zugedachten 200. Thlr.
könte sie ersparen, wenn sie mich nehmlich an
des Bambo Stelle zu ihrem Schatze erwehlen
wolte. Sie warff solchen meinen manierlichen
Liebes-Antrag eben nicht weit von sich und gab
zur Resolution: ich solte nur erstlich die Haupt-
Sache ausmachen, wenn es sodann mein Ernst
bliebe, sie zu heyrathen, und sie mir nicht etwa schon
zu alt oder sonsten zu schlecht wäre, würde sich al-
les bald schicken können. Demnach ging ich an
meinen Herrn, und brachte dieser Wittbe Affaire
sehr plausible vor, da nun Derselbe merckte,
daß mir selbst daran gelegen wäre, und mein
Wohlstand dadurch auf festen Fuß gesetzt werden
könte, erhielt die Wittbe, was sie verlangte,
both mir zwar die 200. Thlr. an, weil ich mich
aber dieselben zu nehmen weigerte, sondern ihre
eigene Person im rechten Ernst verlangte, erlaub-
te sie mir, als ihren neuen Freyer, den täglichen
Zutritt, und wir wurden in weniger Zeit derge-
stalt bekandt mit einander, daß es nur an mir
fehlete, noch vor der Copulation würckliche
Ehe-Leute zu seyn. Weil wir aber wegen der
bevorstehenden Fasten-Zeit selbige biß nach Ostern
verschieben musten, so redete ich inzwischen von
einem ordentlichen Verlöbnisse, denn mir war

ban-

Macht-Spruch thaͤte, und ſie von dem liederlichen
Bambo abſolvirte, ſie 200. Thlr. ad pias cauſas
und mir 200. Thlr. Diſcretion geben wolte.
Jch ſtellete ihr vor, wie mir nicht bange waͤre,
den Macht-Spruch zu ihrem Vergnuͤgen auszu-
wuͤrcken, allein, die mir zugedachten 200. Thlr.
koͤnte ſie erſparen, wenn ſie mich nehmlich an
des Bambo Stelle zu ihrem Schatze erwehlen
wolte. Sie warff ſolchen meinen manierlichen
Liebes-Antrag eben nicht weit von ſich und gab
zur Reſolution: ich ſolte nur erſtlich die Haupt-
Sache ausmachen, wenn es ſodann mein Ernſt
bliebe, ſie zu heyrathen, und ſie mir nicht etwa ſchon
zu alt oder ſonſten zu ſchlecht waͤre, wuͤrde ſich al-
les bald ſchicken koͤnnen. Demnach ging ich an
meinen Herrn, und brachte dieſer Wittbe Affaire
ſehr plauſible vor, da nun Derſelbe merckte,
daß mir ſelbſt daran gelegen waͤre, und mein
Wohlſtand dadurch auf feſten Fuß geſetzt werden
koͤnte, erhielt die Wittbe, was ſie verlangte,
both mir zwar die 200. Thlr. an, weil ich mich
aber dieſelben zu nehmen weigerte, ſondern ihre
eigene Perſon im rechten Ernſt verlangte, erlaub-
te ſie mir, als ihren neuen Freyer, den taͤglichen
Zutritt, und wir wurden in weniger Zeit derge-
ſtalt bekandt mit einander, daß es nur an mir
fehlete, noch vor der Copulation wuͤrckliche
Ehe-Leute zu ſeyn. Weil wir aber wegen der
bevorſtehenden Faſten-Zeit ſelbige biß nach Oſtern
verſchieben muſten, ſo redete ich inzwiſchen von
einem ordentlichen Verloͤbniſſe, denn mir war

ban-
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[446/0454] Macht-Spruch thaͤte, und ſie von dem liederlichen Bambo abſolvirte, ſie 200. Thlr. ad pias cauſas und mir 200. Thlr. Diſcretion geben wolte. Jch ſtellete ihr vor, wie mir nicht bange waͤre, den Macht-Spruch zu ihrem Vergnuͤgen auszu- wuͤrcken, allein, die mir zugedachten 200. Thlr. koͤnte ſie erſparen, wenn ſie mich nehmlich an des Bambo Stelle zu ihrem Schatze erwehlen wolte. Sie warff ſolchen meinen manierlichen Liebes-Antrag eben nicht weit von ſich und gab zur Reſolution: ich ſolte nur erſtlich die Haupt- Sache ausmachen, wenn es ſodann mein Ernſt bliebe, ſie zu heyrathen, und ſie mir nicht etwa ſchon zu alt oder ſonſten zu ſchlecht waͤre, wuͤrde ſich al- les bald ſchicken koͤnnen. Demnach ging ich an meinen Herrn, und brachte dieſer Wittbe Affaire ſehr plauſible vor, da nun Derſelbe merckte, daß mir ſelbſt daran gelegen waͤre, und mein Wohlſtand dadurch auf feſten Fuß geſetzt werden koͤnte, erhielt die Wittbe, was ſie verlangte, both mir zwar die 200. Thlr. an, weil ich mich aber dieſelben zu nehmen weigerte, ſondern ihre eigene Perſon im rechten Ernſt verlangte, erlaub- te ſie mir, als ihren neuen Freyer, den taͤglichen Zutritt, und wir wurden in weniger Zeit derge- ſtalt bekandt mit einander, daß es nur an mir fehlete, noch vor der Copulation wuͤrckliche Ehe-Leute zu ſeyn. Weil wir aber wegen der bevorſtehenden Faſten-Zeit ſelbige biß nach Oſtern verſchieben muſten, ſo redete ich inzwiſchen von einem ordentlichen Verloͤbniſſe, denn mir war ban-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/454>, abgerufen am 02.05.2024.