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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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als den Weg ins Vaterland zu suchen, derowegen
nahm ich, nachdem mir die Deutschen Cavaliers
tüchtige Pässe ausgewürckt, Wagen und Maul-
Thiere zur Miethe, um meines Herrn Sachen
darauf fort zu schaffen, der Jäger und die zwey
Reut-Knechte blieben bey mir, der neulichst ange-
nommene Cammer-Diener aber, wolte sich in
Jtalien einen andern Herrn suchen. Nach einer
sehr beschwerlichen und verdrüßlichen Reise, gelan-
geten wir endlich auf dem Ritter-Sitze des Herrn
von E.* an, den ich zwar nicht so gleich selbst zu
Hause antraff, von der Frau von E.* aber gantz
wohl aufgenommen wurde, als welche eine wahr-
haffte Betrübniß und Wehmuth über den jämmer-
lichen Todt meines Herrn empfinden mochte, wie
sie denn auch gegen mich kein besonderes Geheimniß
daraus machte, sondern sehr vertraut nach allen Um-
ständen fragte. Weil ich nun schon beschei-
det war, daß in dem blau laquirten Kästgen der
Schatz verwahret lag, der der Frau von E.* vor
sie selbst und ihren kleinen Sohn zugedacht war,
[welcher Knabe meines Herrn gantze Person, wie
er geleibet und gelebt, en Mignature praesen-
tire
te] so säumete ich mich nicht, ihr dieses gantz
und gar mit Gold und Jubelen angefüllete Käst-
gen zu überreichen, wovor sie mir denn zum Gra-
tial,
ehe noch ihr Herr nach Hause kam, 100. spec.
Ducat
en aufdrunge. Es war aber noch eine an-
dere grosse Kiste mit vielen Jtaliänischen Kostbar-
keiten vor den Herrn und die Frau von E.* unter
den mitgebrachten Sachen von meines Herrn Ver-
lassenschafft, welche ich, da der Herr zu Hause ge-

kom-

als den Weg ins Vaterland zu ſuchen, derowegen
nahm ich, nachdem mir die Deutſchen Cavaliers
tuͤchtige Paͤſſe ausgewuͤrckt, Wagen und Maul-
Thiere zur Miethe, um meines Herrn Sachen
darauf fort zu ſchaffen, der Jaͤger und die zwey
Reut-Knechte blieben bey mir, der neulichſt ange-
nommene Cammer-Diener aber, wolte ſich in
Jtalien einen andern Herrn ſuchen. Nach einer
ſehr beſchwerlichen und verdruͤßlichen Reiſe, gelan-
geten wir endlich auf dem Ritter-Sitze des Herrn
von E.* an, den ich zwar nicht ſo gleich ſelbſt zu
Hauſe antraff, von der Frau von E.* aber gantz
wohl aufgenommen wurde, als welche eine wahr-
haffte Betruͤbniß und Wehmuth uͤber den jaͤmmer-
lichen Todt meines Herrn empfinden mochte, wie
ſie denn auch gegen mich kein beſonderes Geheimniß
daraus machte, ſondern ſehr vertraut nach allen Um-
ſtaͤnden fragte. Weil ich nun ſchon beſchei-
det war, daß in dem blau laquirten Kaͤſtgen der
Schatz verwahret lag, der der Frau von E.* vor
ſie ſelbſt und ihren kleinen Sohn zugedacht war,
[welcher Knabe meines Herrn gantze Perſon, wie
er geleibet und gelebt, en Mignature præſen-
tire
te] ſo ſaͤumete ich mich nicht, ihr dieſes gantz
und gar mit Gold und Jubelen angefuͤllete Kaͤſt-
gen zu uͤberreichen, wovor ſie mir denn zum Gra-
tial,
ehe noch ihr Herr nach Hauſe kam, 100. ſpec.
Ducat
en aufdrunge. Es war aber noch eine an-
dere groſſe Kiſte mit vielen Jtaliaͤniſchen Koſtbar-
keiten vor den Herrn und die Frau von E.* unter
den mitgebrachten Sachen von meines Herrn Ver-
laſſenſchafft, welche ich, da der Herr zu Hauſe ge-

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[420/0428] als den Weg ins Vaterland zu ſuchen, derowegen nahm ich, nachdem mir die Deutſchen Cavaliers tuͤchtige Paͤſſe ausgewuͤrckt, Wagen und Maul- Thiere zur Miethe, um meines Herrn Sachen darauf fort zu ſchaffen, der Jaͤger und die zwey Reut-Knechte blieben bey mir, der neulichſt ange- nommene Cammer-Diener aber, wolte ſich in Jtalien einen andern Herrn ſuchen. Nach einer ſehr beſchwerlichen und verdruͤßlichen Reiſe, gelan- geten wir endlich auf dem Ritter-Sitze des Herrn von E.* an, den ich zwar nicht ſo gleich ſelbſt zu Hauſe antraff, von der Frau von E.* aber gantz wohl aufgenommen wurde, als welche eine wahr- haffte Betruͤbniß und Wehmuth uͤber den jaͤmmer- lichen Todt meines Herrn empfinden mochte, wie ſie denn auch gegen mich kein beſonderes Geheimniß daraus machte, ſondern ſehr vertraut nach allen Um- ſtaͤnden fragte. Weil ich nun ſchon beſchei- det war, daß in dem blau laquirten Kaͤſtgen der Schatz verwahret lag, der der Frau von E.* vor ſie ſelbſt und ihren kleinen Sohn zugedacht war, [welcher Knabe meines Herrn gantze Perſon, wie er geleibet und gelebt, en Mignature præſen- tirete] ſo ſaͤumete ich mich nicht, ihr dieſes gantz und gar mit Gold und Jubelen angefuͤllete Kaͤſt- gen zu uͤberreichen, wovor ſie mir denn zum Gra- tial, ehe noch ihr Herr nach Hauſe kam, 100. ſpec. Ducaten aufdrunge. Es war aber noch eine an- dere groſſe Kiſte mit vielen Jtaliaͤniſchen Koſtbar- keiten vor den Herrn und die Frau von E.* unter den mitgebrachten Sachen von meines Herrn Ver- laſſenſchafft, welche ich, da der Herr zu Hauſe ge- kom-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/428>, abgerufen am 17.05.2024.