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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Pferde stürtzte; hierauf stieg er vom Pferde, legte
seinen Rock, Camisol und die Sporn ab, zohe
den Degen, und nahm es mit den Ritter der
Frau von A.* auf, versetzte ihm auch im andern
Gange einen solchen Stoß oben in die rechte Brust
hinein, daß demselben auf einmahl Arm und Klin-
ge niedersanck, er ist aber nachhero doch wieder
völlig curiret worden, und nach dieser Arbeit, setz-
te sich mein Herr wieder zu Pferde, und ritt mit
seinen Bedienten auf einen frembden Grund und
Boden immer fort, als er seinem Secundanten ei-
nen kostbaren Gedenck-Ring geschenckt und höfli-
chen Abschied von ihm genommen hatte. Nach-
dem wir eine Stunde Wegs mit einander geritten,
schickte mein Herr den Cammer-Diener mit den
andern Leuten voraus, nach der Stadt zu, wo-
hin er seine meiste Equippage mit der Post brin-
gen und absetzen lassen, befahl denselben in Geheim,
nicht ehe von dannen aufzubrechen, biß er wieder
zu ihnen käme, er aber ritte mit mir lincker Hand
fort, biß wir endlich auf den Weg kamen, welcher
uns Abends sehr spät in des Herrn von E.* Ritter-
Gut führete. Jch glaube es war meinen Herrn
eben nicht so zuwieder, als er sich wohl gegen die
Bedienten stellete, da er erfahren muste, wie der
Herr von E.* schon seit vier Tagen verreiset wäre,
auch wohl noch so lange aussenbleiben dürffte, die
Frau von E.* hatte eben schlaffen gehen wollen,
schien aber über unsere Ankunfft eben nicht mißver-
gnügt zu seyn, sondern wolte gleich warme Spei-
sen machen lassen, allein, mein Herr deprecirte
alles, und bath nur um ein Glaß Wein, 2. Bissen

Brod,
(B b 2)

Pferde ſtuͤrtzte; hierauf ſtieg er vom Pferde, legte
ſeinen Rock, Camiſol und die Sporn ab, zohe
den Degen, und nahm es mit den Ritter der
Frau von A.* auf, verſetzte ihm auch im andern
Gange einen ſolchen Stoß oben in die rechte Bruſt
hinein, daß demſelben auf einmahl Arm und Klin-
ge niederſanck, er iſt aber nachhero doch wieder
voͤllig curiret worden, und nach dieſer Arbeit, ſetz-
te ſich mein Herr wieder zu Pferde, und ritt mit
ſeinen Bedienten auf einen frembden Grund und
Boden immer fort, als er ſeinem Secundanten ei-
nen koſtbaren Gedenck-Ring geſchenckt und hoͤfli-
chen Abſchied von ihm genommen hatte. Nach-
dem wir eine Stunde Wegs mit einander geritten,
ſchickte mein Herr den Cammer-Diener mit den
andern Leuten voraus, nach der Stadt zu, wo-
hin er ſeine meiſte Equippage mit der Poſt brin-
gen und abſetzen laſſen, befahl denſelben in Geheim,
nicht ehe von dannen aufzubrechen, biß er wieder
zu ihnen kaͤme, er aber ritte mit mir lincker Hand
fort, biß wir endlich auf den Weg kamen, welcher
uns Abends ſehr ſpaͤt in des Herrn von E.* Ritter-
Gut fuͤhrete. Jch glaube es war meinen Herrn
eben nicht ſo zuwieder, als er ſich wohl gegen die
Bedienten ſtellete, da er erfahren muſte, wie der
Herr von E.* ſchon ſeit vier Tagen verreiſet waͤre,
auch wohl noch ſo lange auſſenbleiben duͤrffte, die
Frau von E.* hatte eben ſchlaffen gehen wollen,
ſchien aber uͤber unſere Ankunfft eben nicht mißver-
gnuͤgt zu ſeyn, ſondern wolte gleich warme Spei-
ſen machen laſſen, allein, mein Herr deprecirte
alles, und bath nur um ein Glaß Wein, 2. Biſſen

Brod,
(B b 2)
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[387/0395] Pferde ſtuͤrtzte; hierauf ſtieg er vom Pferde, legte ſeinen Rock, Camiſol und die Sporn ab, zohe den Degen, und nahm es mit den Ritter der Frau von A.* auf, verſetzte ihm auch im andern Gange einen ſolchen Stoß oben in die rechte Bruſt hinein, daß demſelben auf einmahl Arm und Klin- ge niederſanck, er iſt aber nachhero doch wieder voͤllig curiret worden, und nach dieſer Arbeit, ſetz- te ſich mein Herr wieder zu Pferde, und ritt mit ſeinen Bedienten auf einen frembden Grund und Boden immer fort, als er ſeinem Secundanten ei- nen koſtbaren Gedenck-Ring geſchenckt und hoͤfli- chen Abſchied von ihm genommen hatte. Nach- dem wir eine Stunde Wegs mit einander geritten, ſchickte mein Herr den Cammer-Diener mit den andern Leuten voraus, nach der Stadt zu, wo- hin er ſeine meiſte Equippage mit der Poſt brin- gen und abſetzen laſſen, befahl denſelben in Geheim, nicht ehe von dannen aufzubrechen, biß er wieder zu ihnen kaͤme, er aber ritte mit mir lincker Hand fort, biß wir endlich auf den Weg kamen, welcher uns Abends ſehr ſpaͤt in des Herrn von E.* Ritter- Gut fuͤhrete. Jch glaube es war meinen Herrn eben nicht ſo zuwieder, als er ſich wohl gegen die Bedienten ſtellete, da er erfahren muſte, wie der Herr von E.* ſchon ſeit vier Tagen verreiſet waͤre, auch wohl noch ſo lange auſſenbleiben duͤrffte, die Frau von E.* hatte eben ſchlaffen gehen wollen, ſchien aber uͤber unſere Ankunfft eben nicht mißver- gnuͤgt zu ſeyn, ſondern wolte gleich warme Spei- ſen machen laſſen, allein, mein Herr deprecirte alles, und bath nur um ein Glaß Wein, 2. Biſſen Brod, (B b 2)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/395>, abgerufen am 23.11.2024.