Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

me, anzutreffen waren. Uberall, wo man hin kam,
sahe man Zeugnisse eines ungemeinen Fleisses, auch
schwerer Mühe und Arbeit, hörete aber keinen
Menschen klagen oder sich beschweren, daß ihm die-
se oder jene Arbeit sauer, schwer und verdrüßlich
angekommen wäre, sondern ein jeder verrichtete
sein Beruffs-Werck, sich, seinen Angehörigen und
andern Nutzen und Vortheil zu schaffen, recht mit
Lust. Die letztere Erndte und Weinlese hatte
dergestalt viel Geträyde, Reiß und Trauben gege-
ben, daß sich die Aeltesten nicht entsinnen konten,
binnen etliche 20. Jahren ein so gar Seegen-reiches
Jahr gehabt zu haben, und eben dieserwegen waren
das Korn-Hauß und die Wein-Keller dermassen
angefüllet, daß fast nichts mehr darinnen Platz
fand, ohngeacht die Land-Besteller nur von ihrem
Uberflusse hergegeben hatten. Jn allen Häu-
sern der Pflantz-Städte war nunmehro schon ein
zulänglicher Vorrath von zinnernen, biechernen,
küpffernen, eisernen, töpffernen und dergleichen
Hauß-Geräthe anzutreffen, welches ebenfalls Zeug-
niß ablegte, daß unsere Europäischen Künstler und
Handwercker nicht gefaullentzt. Wetterling,
der Tuchmacher, hatte vor Eintritt des Winters
den Rest der feinen und schlechten Tücher auf die
Albertus-Burg geliefert, da nun eine jede
Manns-Person von 10. Jahren und drüber, Tuch
zu einem Sonntags-und Werckeltags-Kleide be-
kommen, fand sich nach gemachten Uberschlage
doch noch so viel Tuch übrig, daß alle Manns-
Personen noch 2. Sonn-und 2. Welckeltags-Klei-
der bekommen konten, dem ohngeacht, weil noch

ein

me, anzutreffen waren. Uberall, wo man hin kam,
ſahe man Zeugniſſe eines ungemeinen Fleiſſes, auch
ſchwerer Muͤhe und Arbeit, hoͤrete aber keinen
Menſchen klagen oder ſich beſchweren, daß ihm die-
ſe oder jene Arbeit ſauer, ſchwer und verdruͤßlich
angekommen waͤre, ſondern ein jeder verrichtete
ſein Beruffs-Werck, ſich, ſeinen Angehoͤrigen und
andern Nutzen und Vortheil zu ſchaffen, recht mit
Luſt. Die letztere Erndte und Weinleſe hatte
dergeſtalt viel Getraͤyde, Reiß und Trauben gege-
ben, daß ſich die Aelteſten nicht entſinnen konten,
binnen etliche 20. Jahren ein ſo gar Seegen-reiches
Jahr gehabt zu haben, und eben dieſerwegen waren
das Korn-Hauß und die Wein-Keller dermaſſen
angefuͤllet, daß faſt nichts mehr darinnen Platz
fand, ohngeacht die Land-Beſteller nur von ihrem
Uberfluſſe hergegeben hatten. Jn allen Haͤu-
ſern der Pflantz-Staͤdte war nunmehro ſchon ein
zulaͤnglicher Vorrath von zinnernen, biechernen,
kuͤpffernen, eiſernen, toͤpffernen und dergleichen
Hauß-Geraͤthe anzutreffen, welches ebenfalls Zeug-
niß ablegte, daß unſere Europaͤiſchen Kuͤnſtler und
Handwercker nicht gefaullentzt. Wetterling,
der Tuchmacher, hatte vor Eintritt des Winters
den Reſt der feinen und ſchlechten Tuͤcher auf die
Albertus-Burg geliefert, da nun eine jede
Manns-Perſon von 10. Jahren und druͤber, Tuch
zu einem Sonntags-und Werckeltags-Kleide be-
kommen, fand ſich nach gemachten Uberſchlage
doch noch ſo viel Tuch uͤbrig, daß alle Manns-
Perſonen noch 2. Sonn-und 2. Welckeltags-Klei-
der bekommen konten, dem ohngeacht, weil noch

ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0359" n="351"/>
me, anzutreffen waren. Uberall, wo man hin kam,<lb/>
&#x017F;ahe man Zeugni&#x017F;&#x017F;e eines ungemeinen Flei&#x017F;&#x017F;es, auch<lb/>
&#x017F;chwerer Mu&#x0364;he und Arbeit, ho&#x0364;rete aber keinen<lb/>
Men&#x017F;chen klagen oder &#x017F;ich be&#x017F;chweren, daß ihm die-<lb/>
&#x017F;e oder jene Arbeit &#x017F;auer, &#x017F;chwer und verdru&#x0364;ßlich<lb/>
angekommen wa&#x0364;re, &#x017F;ondern ein jeder verrichtete<lb/>
&#x017F;ein Beruffs-Werck, &#x017F;ich, &#x017F;einen Angeho&#x0364;rigen und<lb/>
andern Nutzen und Vortheil zu &#x017F;chaffen, recht mit<lb/>
Lu&#x017F;t. Die letztere Erndte und Weinle&#x017F;e hatte<lb/>
derge&#x017F;talt viel Getra&#x0364;yde, Reiß und Trauben gege-<lb/>
ben, daß &#x017F;ich die Aelte&#x017F;ten nicht ent&#x017F;innen konten,<lb/>
binnen etliche 20. Jahren ein &#x017F;o gar Seegen-reiches<lb/>
Jahr gehabt zu haben, und eben die&#x017F;erwegen waren<lb/>
das Korn-Hauß und die Wein-Keller derma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
angefu&#x0364;llet, daß fa&#x017F;t nichts mehr darinnen Platz<lb/>
fand, ohngeacht die Land-Be&#x017F;teller nur von ihrem<lb/>
Uberflu&#x017F;&#x017F;e hergegeben hatten. Jn allen Ha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;ern der Pflantz-Sta&#x0364;dte war nunmehro &#x017F;chon ein<lb/>
zula&#x0364;nglicher Vorrath von zinnernen, biechernen,<lb/>
ku&#x0364;pffernen, ei&#x017F;ernen, to&#x0364;pffernen und dergleichen<lb/>
Hauß-Gera&#x0364;the anzutreffen, welches ebenfalls Zeug-<lb/>
niß ablegte, daß un&#x017F;ere Europa&#x0364;i&#x017F;chen Ku&#x0364;n&#x017F;tler und<lb/>
Handwercker nicht gefaullentzt. Wetterling,<lb/>
der Tuchmacher, hatte vor Eintritt des Winters<lb/>
den Re&#x017F;t der feinen und &#x017F;chlechten Tu&#x0364;cher auf die<lb/><hi rendition="#aq">Albertus-</hi>Burg geliefert, da nun eine jede<lb/>
Manns-Per&#x017F;on von 10. Jahren und dru&#x0364;ber, Tuch<lb/>
zu einem Sonntags-und Werckeltags-Kleide be-<lb/>
kommen, fand &#x017F;ich nach gemachten Uber&#x017F;chlage<lb/>
doch noch &#x017F;o viel Tuch u&#x0364;brig, daß alle Manns-<lb/>
Per&#x017F;onen noch 2. Sonn-und 2. Welckeltags-Klei-<lb/>
der bekommen konten, dem ohngeacht, weil noch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0359] me, anzutreffen waren. Uberall, wo man hin kam, ſahe man Zeugniſſe eines ungemeinen Fleiſſes, auch ſchwerer Muͤhe und Arbeit, hoͤrete aber keinen Menſchen klagen oder ſich beſchweren, daß ihm die- ſe oder jene Arbeit ſauer, ſchwer und verdruͤßlich angekommen waͤre, ſondern ein jeder verrichtete ſein Beruffs-Werck, ſich, ſeinen Angehoͤrigen und andern Nutzen und Vortheil zu ſchaffen, recht mit Luſt. Die letztere Erndte und Weinleſe hatte dergeſtalt viel Getraͤyde, Reiß und Trauben gege- ben, daß ſich die Aelteſten nicht entſinnen konten, binnen etliche 20. Jahren ein ſo gar Seegen-reiches Jahr gehabt zu haben, und eben dieſerwegen waren das Korn-Hauß und die Wein-Keller dermaſſen angefuͤllet, daß faſt nichts mehr darinnen Platz fand, ohngeacht die Land-Beſteller nur von ihrem Uberfluſſe hergegeben hatten. Jn allen Haͤu- ſern der Pflantz-Staͤdte war nunmehro ſchon ein zulaͤnglicher Vorrath von zinnernen, biechernen, kuͤpffernen, eiſernen, toͤpffernen und dergleichen Hauß-Geraͤthe anzutreffen, welches ebenfalls Zeug- niß ablegte, daß unſere Europaͤiſchen Kuͤnſtler und Handwercker nicht gefaullentzt. Wetterling, der Tuchmacher, hatte vor Eintritt des Winters den Reſt der feinen und ſchlechten Tuͤcher auf die Albertus-Burg geliefert, da nun eine jede Manns-Perſon von 10. Jahren und druͤber, Tuch zu einem Sonntags-und Werckeltags-Kleide be- kommen, fand ſich nach gemachten Uberſchlage doch noch ſo viel Tuch uͤbrig, daß alle Manns- Perſonen noch 2. Sonn-und 2. Welckeltags-Klei- der bekommen konten, dem ohngeacht, weil noch ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/359
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/359>, abgerufen am 22.11.2024.