nicht die gröste Begierde gezeigt hätte, diesen Gö- tzen-Tempel und das gantze unterirrdische Werck selbst in Augenschein zu nehmen, weßwegen beschlos- sen wurde, daß wir gleich bey der ersten Fahrt, den Alt-Vater Albertum, Herrn Mag Schmeltzern und noch einige Stamm-Väter mit dahin nehmen solten. Wie also, nicht nur die stille Woche, sondern auch das Heilige Oster-Fest mit behöri- ger Andacht gefeyert worden, machten wir so gleich Tags hernach Anstalt zu unserer Reise, und Donnerstags den 9 April. fuhren wir in starcker Gesellschafft auf 2. Fahr-Zeugen abermahls hin- über, liessen mit dem einen den Capitain Horn wiederum zu seinen Leuten, hergegen den Priester, Herr Herrmannen, nebst den Singe-Knaben zu- rück, auf den grünen Platz bringen; von wel- chen wir erfuhren, daß sich der meiste Theil des Schiffs-Volcks, auch so gar die fremden Por- tugiesen, diese Heilige Tage über sehr still und an- dächtig bezeigt, auch die wenigsten gespielet oder an- dere üppige Lust getrieben hätten. Unter der Zeit aber, da das andere Fahr-Zeug unterwegs, war der gröste Theil der Unsern mit dem Alt-Va- ter, Herrn Mag. Schmeltzern und andern Aelte- sten in den Berg hinein gegangen, da denn alles so gefunden wurde, wie wir es verlassen hatten, worbey, wie leichtlich zu erachten, diejenigen, so den wunderbaren Bau zum ersten mahle sahen, sich ungemein darüber verwunderten, da aber die Trä- ger ihre Lasten zum andern mahle aufgefasset, und schon ein ziemlich Stück Weges damit voraus waren, folgeten wir übrigen ihnen auch nach, in-
dem
nicht die groͤſte Begierde gezeigt haͤtte, dieſen Goͤ- tzen-Tempel und das gantze unterirrdiſche Werck ſelbſt in Augenſchein zu nehmen, weßwegen beſchloſ- ſen wurde, daß wir gleich bey der erſten Fahrt, den Alt-Vater Albertum, Herrn Mag Schmeltzern und noch einige Stamm-Vaͤter mit dahin nehmen ſolten. Wie alſo, nicht nur die ſtille Woche, ſondern auch das Heilige Oſter-Feſt mit behoͤri- ger Andacht gefeyert worden, machten wir ſo gleich Tags hernach Anſtalt zu unſerer Reiſe, und Donnerſtags den 9 April. fuhren wir in ſtarcker Geſellſchafft auf 2. Fahr-Zeugen abermahls hin- uͤber, lieſſen mit dem einen den Capitain Horn wiederum zu ſeinen Leuten, hergegen den Prieſter, Herr Herrmannen, nebſt den Singe-Knaben zu- ruͤck, auf den gruͤnen Platz bringen; von wel- chen wir erfuhren, daß ſich der meiſte Theil des Schiffs-Volcks, auch ſo gar die fremden Por- tugieſen, dieſe Heilige Tage uͤber ſehr ſtill und an- daͤchtig bezeigt, auch die wenigſten geſpielet oder an- dere uͤppige Luſt getrieben haͤtten. Unter der Zeit aber, da das andere Fahr-Zeug unterwegs, war der groͤſte Theil der Unſern mit dem Alt-Va- ter, Herrn Mag. Schmeltzern und andern Aelte- ſten in den Berg hinein gegangen, da denn alles ſo gefunden wurde, wie wir es verlaſſen hatten, worbey, wie leichtlich zu erachten, diejenigen, ſo den wunderbaren Bau zum erſten mahle ſahen, ſich ungemein daruͤber verwunderten, da aber die Traͤ- ger ihre Laſten zum andern mahle aufgefaſſet, und ſchon ein ziemlich Stuͤck Weges damit voraus waren, folgeten wir uͤbrigen ihnen auch nach, in-
dem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0350"n="342"/>
nicht die groͤſte Begierde gezeigt haͤtte, dieſen Goͤ-<lb/>
tzen-Tempel und das gantze unterirrdiſche Werck<lb/>ſelbſt in Augenſchein zu nehmen, weßwegen beſchloſ-<lb/>ſen wurde, daß wir gleich bey der erſten Fahrt, den<lb/>
Alt-Vater <hirendition="#aq">Albertum,</hi> Herrn <hirendition="#aq">Mag</hi> Schmeltzern<lb/>
und noch einige Stamm-Vaͤter mit dahin nehmen<lb/>ſolten. Wie alſo, nicht nur die ſtille Woche,<lb/>ſondern auch das Heilige Oſter-Feſt mit behoͤri-<lb/>
ger Andacht gefeyert worden, machten wir ſo<lb/>
gleich Tags hernach Anſtalt zu unſerer Reiſe, und<lb/>
Donnerſtags den 9 <hirendition="#aq">April.</hi> fuhren wir in ſtarcker<lb/>
Geſellſchafft auf 2. Fahr-Zeugen abermahls hin-<lb/>
uͤber, lieſſen mit dem einen den <hirendition="#aq">Capitain</hi> Horn<lb/>
wiederum zu ſeinen Leuten, hergegen den Prieſter,<lb/>
Herr Herrmannen, nebſt den Singe-Knaben zu-<lb/>
ruͤck, auf den gruͤnen Platz bringen; von wel-<lb/>
chen wir erfuhren, daß ſich der meiſte Theil des<lb/>
Schiffs-Volcks, auch ſo gar die fremden Por-<lb/>
tugieſen, dieſe Heilige Tage uͤber ſehr ſtill und an-<lb/>
daͤchtig bezeigt, auch die wenigſten geſpielet oder an-<lb/>
dere uͤppige Luſt getrieben haͤtten. Unter der<lb/>
Zeit aber, da das andere Fahr-Zeug unterwegs,<lb/>
war der groͤſte Theil der Unſern mit dem Alt-Va-<lb/>
ter, Herrn <hirendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzern und andern Aelte-<lb/>ſten in den Berg hinein gegangen, da denn alles<lb/>ſo gefunden wurde, wie wir es verlaſſen hatten,<lb/>
worbey, wie leichtlich zu erachten, diejenigen, ſo den<lb/>
wunderbaren Bau zum erſten mahle ſahen, ſich<lb/>
ungemein daruͤber verwunderten, da aber die Traͤ-<lb/>
ger ihre Laſten zum andern mahle aufgefaſſet, und<lb/>ſchon ein ziemlich Stuͤck Weges damit voraus<lb/>
waren, folgeten wir uͤbrigen ihnen auch nach, in-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dem</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[342/0350]
nicht die groͤſte Begierde gezeigt haͤtte, dieſen Goͤ-
tzen-Tempel und das gantze unterirrdiſche Werck
ſelbſt in Augenſchein zu nehmen, weßwegen beſchloſ-
ſen wurde, daß wir gleich bey der erſten Fahrt, den
Alt-Vater Albertum, Herrn Mag Schmeltzern
und noch einige Stamm-Vaͤter mit dahin nehmen
ſolten. Wie alſo, nicht nur die ſtille Woche,
ſondern auch das Heilige Oſter-Feſt mit behoͤri-
ger Andacht gefeyert worden, machten wir ſo
gleich Tags hernach Anſtalt zu unſerer Reiſe, und
Donnerſtags den 9 April. fuhren wir in ſtarcker
Geſellſchafft auf 2. Fahr-Zeugen abermahls hin-
uͤber, lieſſen mit dem einen den Capitain Horn
wiederum zu ſeinen Leuten, hergegen den Prieſter,
Herr Herrmannen, nebſt den Singe-Knaben zu-
ruͤck, auf den gruͤnen Platz bringen; von wel-
chen wir erfuhren, daß ſich der meiſte Theil des
Schiffs-Volcks, auch ſo gar die fremden Por-
tugieſen, dieſe Heilige Tage uͤber ſehr ſtill und an-
daͤchtig bezeigt, auch die wenigſten geſpielet oder an-
dere uͤppige Luſt getrieben haͤtten. Unter der
Zeit aber, da das andere Fahr-Zeug unterwegs,
war der groͤſte Theil der Unſern mit dem Alt-Va-
ter, Herrn Mag. Schmeltzern und andern Aelte-
ſten in den Berg hinein gegangen, da denn alles
ſo gefunden wurde, wie wir es verlaſſen hatten,
worbey, wie leichtlich zu erachten, diejenigen, ſo den
wunderbaren Bau zum erſten mahle ſahen, ſich
ungemein daruͤber verwunderten, da aber die Traͤ-
ger ihre Laſten zum andern mahle aufgefaſſet, und
ſchon ein ziemlich Stuͤck Weges damit voraus
waren, folgeten wir uͤbrigen ihnen auch nach, in-
dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/350>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.