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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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auf dem Erd-Boden abgezeichnet, derowegen fing
alles, was Hände hatte, zu graben, hacken und
schauffeln an, auch die Herren Geistlichen selbst,
nebst den zärtlichsten Frauenzimmer kamen, sonder-
lich früh Morgens und gegen Abend, in den kühle-
sten Stunden herbey, und machten sich 2. biß 3.
Stunden lang eine ziemliche Motion.

Capitain Horns 9. Freygelassene griffen sich bey
dieser Arbeit ungemein wacker an, ja dieser Capi-
tain
selbst, arbeitete wieder unsern Willen und Bit-
ten, als ein Pferd darbey, denn wir hatten Leute
überflüßig; die Mäurer arbeiteten hurtig hinter
drein, und diejenigen, welche mit der Zimmer-Axt
umzugehen wusten, deren denn eine gar starcke An-
zahl war, fackelten auch nicht, sondern hieben der-
gestalt fleißig, daß zu Ende des Jahrs alles Holtz
zum richten dieser 13. Gebäude fertig lag.

Des heilige Weyhnachts- und Neu-Jahrs-Fest
unterbrach demnach vor dieses mahl unsere saure
Arbeit. Es ging aber jtzo, wegen unserer anha-
benden Trauer, ziemlich stille zu, jedoch in der Kir-
che war Music, es wurden auch an den hohen
Fest-Tagen geistliche Melodeyen vom Thurme ge-
blasen, und in der Neu-Jahrs-Nacht 3. mahl die
Canonen gelöset, ingleichen ein Neu-Jahrs-Cho-
ral
abgeblasen. Endlich da alle heilige Fest-Tage
christlich celebrirt waren, trat auch der Tag, nehm-
lich der 9te Jan. ein, da folgende Paar mit einan-
der copulitt wurden:

1. Herr Archidiaconus Schmeltzer mit meiner
Schwester.
2. Hr.

auf dem Erd-Boden abgezeichnet, derowegen fing
alles, was Haͤnde hatte, zu graben, hacken und
ſchauffeln an, auch die Herren Geiſtlichen ſelbſt,
nebſt den zaͤrtlichſten Frauenzimmer kamen, ſonder-
lich fruͤh Morgens und gegen Abend, in den kuͤhle-
ſten Stunden herbey, und machten ſich 2. biß 3.
Stunden lang eine ziemliche Motion.

Capitain Horns 9. Freygelaſſene griffen ſich bey
dieſer Arbeit ungemein wacker an, ja dieſer Capi-
tain
ſelbſt, arbeitete wieder unſern Willen und Bit-
ten, als ein Pferd darbey, denn wir hatten Leute
uͤberfluͤßig; die Maͤurer arbeiteten hurtig hinter
drein, und diejenigen, welche mit der Zimmer-Axt
umzugehen wuſten, deren denn eine gar ſtarcke An-
zahl war, fackelten auch nicht, ſondern hieben der-
geſtalt fleißig, daß zu Ende des Jahrs alles Holtz
zum richten dieſer 13. Gebaͤude fertig lag.

Des heilige Weyhnachts- und Neu-Jahrs-Feſt
unterbrach demnach vor dieſes mahl unſere ſaure
Arbeit. Es ging aber jtzo, wegen unſerer anha-
benden Trauer, ziemlich ſtille zu, jedoch in der Kir-
che war Muſic, es wurden auch an den hohen
Feſt-Tagen geiſtliche Melodeyen vom Thurme ge-
blaſen, und in der Neu-Jahrs-Nacht 3. mahl die
Canonen geloͤſet, ingleichen ein Neu-Jahrs-Cho-
ral
abgeblaſen. Endlich da alle heilige Feſt-Tage
chriſtlich celebrirt waren, trat auch der Tag, nehm-
lich der 9te Jan. ein, da folgende Paar mit einan-
der copulitt wurden:

1. Herr Archidiaconus Schmeltzer mit meiner
Schweſter.
2. Hr.
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[274/0282] auf dem Erd-Boden abgezeichnet, derowegen fing alles, was Haͤnde hatte, zu graben, hacken und ſchauffeln an, auch die Herren Geiſtlichen ſelbſt, nebſt den zaͤrtlichſten Frauenzimmer kamen, ſonder- lich fruͤh Morgens und gegen Abend, in den kuͤhle- ſten Stunden herbey, und machten ſich 2. biß 3. Stunden lang eine ziemliche Motion. Capitain Horns 9. Freygelaſſene griffen ſich bey dieſer Arbeit ungemein wacker an, ja dieſer Capi- tain ſelbſt, arbeitete wieder unſern Willen und Bit- ten, als ein Pferd darbey, denn wir hatten Leute uͤberfluͤßig; die Maͤurer arbeiteten hurtig hinter drein, und diejenigen, welche mit der Zimmer-Axt umzugehen wuſten, deren denn eine gar ſtarcke An- zahl war, fackelten auch nicht, ſondern hieben der- geſtalt fleißig, daß zu Ende des Jahrs alles Holtz zum richten dieſer 13. Gebaͤude fertig lag. Des heilige Weyhnachts- und Neu-Jahrs-Feſt unterbrach demnach vor dieſes mahl unſere ſaure Arbeit. Es ging aber jtzo, wegen unſerer anha- benden Trauer, ziemlich ſtille zu, jedoch in der Kir- che war Muſic, es wurden auch an den hohen Feſt-Tagen geiſtliche Melodeyen vom Thurme ge- blaſen, und in der Neu-Jahrs-Nacht 3. mahl die Canonen geloͤſet, ingleichen ein Neu-Jahrs-Cho- ral abgeblaſen. Endlich da alle heilige Feſt-Tage chriſtlich celebrirt waren, trat auch der Tag, nehm- lich der 9te Jan. ein, da folgende Paar mit einan- der copulitt wurden: 1. Herr Archidiaconus Schmeltzer mit meiner Schweſter. 2. Hr.

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/282>, abgerufen am 27.11.2024.