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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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rungs-Mittel befanden. Mit aufgehender Son-
ne erwachte ich, und spürete, daß mir im Leibe
ziemlich wohl war, nur die Wunde am Haupte
fing mich an zu schmertzen, ich konte aber nichts
daran thun, als dieselbe| mit See-Wasser aus-
waschen. Es war dieses ein sehr heisser Tag, denn
die Sonne brannte wegen der stillen Lufft gewaltig,
derowegen plagte mich der Durst mehr als der
Hunger, und ich meinete nichts anders, als daß ich
verschmachten müste, jedoch die Güte des Himmels
hatte in der folgenden Nacht mein Fahrzeug derge-
stalt an eine aus der See hervor ragende Klippe
getrieben, daß ich gantz commode absteigen und
an dieser Klippe hinauf klettern konte. Was mich
am meisten ergötzte, war dieses, daß ich in einer
Klufft derselben ein ziemlich Theil süß Wasser an-
traff, welches von dem neulichen Regen daselbst zu-
sammen gelauffen war. Wenn ich sonsten diese
Klippe beschreiben soll, so war sie, meines Erach-
tens, mit ihrer höchsten Spitze nicht höher als 50.
biß 60. Ellen, und bey damahliger See etwa an
ihrem Fusse 80. biß höchstens 100. Schritt im Um-
fange, allein, man konte nicht rings um dieselbe
herum gehen, weil es als ein steiler Thurm und an
theils Orten das Wasser gar zu nahe anschlug, an
zwey Orten aber sahe man unten eine kleine Ebene
von 10. biß 12. Schritten lang, aber nicht gar zu
breit. Biß auf die halbe Höhe konte man diesen
Felsen besteigen, und da fand sich ein Absatz, allwo,
wie in einem Bette, 3. biß 4. Personen neben einan-
der liegen konten, sonsten aber fanden sich wenig
Stuffen, wo etwa 2. oder 3. neben einander hät-

ten

rungs-Mittel befanden. Mit aufgehender Son-
ne erwachte ich, und ſpuͤrete, daß mir im Leibe
ziemlich wohl war, nur die Wunde am Haupte
fing mich an zu ſchmertzen, ich konte aber nichts
daran thun, als dieſelbe| mit See-Waſſer aus-
waſchen. Es war dieſes ein ſehr heiſſer Tag, denn
die Sonne brannte wegen der ſtillen Lufft gewaltig,
derowegen plagte mich der Durſt mehr als der
Hunger, und ich meinete nichts anders, als daß ich
verſchmachten muͤſte, jedoch die Guͤte des Himmels
hatte in der folgenden Nacht mein Fahrzeug derge-
ſtalt an eine aus der See hervor ragende Klippe
getrieben, daß ich gantz commode abſteigen und
an dieſer Klippe hinauf klettern konte. Was mich
am meiſten ergoͤtzte, war dieſes, daß ich in einer
Klufft derſelben ein ziemlich Theil ſuͤß Waſſer an-
traff, welches von dem neulichen Regen daſelbſt zu-
ſammen gelauffen war. Wenn ich ſonſten dieſe
Klippe beſchreiben ſoll, ſo war ſie, meines Erach-
tens, mit ihrer hoͤchſten Spitze nicht hoͤher als 50.
biß 60. Ellen, und bey damahliger See etwa an
ihrem Fuſſe 80. biß hoͤchſtens 100. Schritt im Um-
fange, allein, man konte nicht rings um dieſelbe
herum gehen, weil es als ein ſteiler Thurm und an
theils Orten das Waſſer gar zu nahe anſchlug, an
zwey Orten aber ſahe man unten eine kleine Ebene
von 10. biß 12. Schritten lang, aber nicht gar zu
breit. Biß auf die halbe Hoͤhe konte man dieſen
Felſen beſteigen, und da fand ſich ein Abſatz, allwo,
wie in einem Bette, 3. biß 4. Perſonen neben einan-
der liegen konten, ſonſten aber fanden ſich wenig
Stuffen, wo etwa 2. oder 3. neben einander haͤt-

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[260/0268] rungs-Mittel befanden. Mit aufgehender Son- ne erwachte ich, und ſpuͤrete, daß mir im Leibe ziemlich wohl war, nur die Wunde am Haupte fing mich an zu ſchmertzen, ich konte aber nichts daran thun, als dieſelbe| mit See-Waſſer aus- waſchen. Es war dieſes ein ſehr heiſſer Tag, denn die Sonne brannte wegen der ſtillen Lufft gewaltig, derowegen plagte mich der Durſt mehr als der Hunger, und ich meinete nichts anders, als daß ich verſchmachten muͤſte, jedoch die Guͤte des Himmels hatte in der folgenden Nacht mein Fahrzeug derge- ſtalt an eine aus der See hervor ragende Klippe getrieben, daß ich gantz commode abſteigen und an dieſer Klippe hinauf klettern konte. Was mich am meiſten ergoͤtzte, war dieſes, daß ich in einer Klufft derſelben ein ziemlich Theil ſuͤß Waſſer an- traff, welches von dem neulichen Regen daſelbſt zu- ſammen gelauffen war. Wenn ich ſonſten dieſe Klippe beſchreiben ſoll, ſo war ſie, meines Erach- tens, mit ihrer hoͤchſten Spitze nicht hoͤher als 50. biß 60. Ellen, und bey damahliger See etwa an ihrem Fuſſe 80. biß hoͤchſtens 100. Schritt im Um- fange, allein, man konte nicht rings um dieſelbe herum gehen, weil es als ein ſteiler Thurm und an theils Orten das Waſſer gar zu nahe anſchlug, an zwey Orten aber ſahe man unten eine kleine Ebene von 10. biß 12. Schritten lang, aber nicht gar zu breit. Biß auf die halbe Hoͤhe konte man dieſen Felſen beſteigen, und da fand ſich ein Abſatz, allwo, wie in einem Bette, 3. biß 4. Perſonen neben einan- der liegen konten, ſonſten aber fanden ſich wenig Stuffen, wo etwa 2. oder 3. neben einander haͤt- ten

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/268>, abgerufen am 16.05.2024.