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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Hirt, etc. etc. Hierauf könnet ihr nur immer im
voraus studiren, weil ich doch weiß, daß
ihr mir eine Gedächtniß-Predigt halten
wetdez.
Herr Mag. Schmeltzer wünschte, daß
GOtt den Alt-Vater wieder stärcken, damit er
diese Gedächtniß-Predigt erstlich nach Verlauff
noch vieler Jahre thun möchte; allein, dieser ant-
wortete weiter nichts darauf, sondern verfiel wieder
in seinen gewöhnlichen Schlummer, blieb auch fol-
genden Dienstag und Mittwochen bey dieser Wei-
se, und redete sehr wenig, ausgenommen, wenn
wir ihm zum Speisen nöthigten, und vor seinem
Bette Bet-Stunde hielten.

Hierbey kan ungemeldet nicht lassen, daß wir
Montags Nachts zwischen den 2ten und 3ten Octob.
einen grausamen Sturm auf der See anmerckten,
diejenigen, so in der Tieffe auf unserer Jnsul woh-
neten, hatten zwar weiter keine Ungelegenheit da-
von, als etliche Tage nach einander einen gewal-
tigen Platz-Regen und einen mäßigen Wind, auf
der Albertus Burg aber stürmete der Wind et-
was schärffer, so, daß auch die oberste Haube von
dem Seiger-Thurme abgeworffen wurde, die Eta-
ge
aber, worinnen der Seiger war, unbeschädigt
blieb. Einige, die auf die Felsen-Spitzen gestie-
gen waren, konten nicht gnungsam beschreiben, was
vor ein entsetzliches Ungewitter auf der See sey,
indem die Wellen höher stiegen als unser Kirch-
Thurm, ja sie wüsten sich von Jugend auf nicht zu
besinnen, daß sich das Meer in dieser Gegend so
gar sehr hefftig bewegt hätte. Wir sahen also,
daß die Propheceyung des Alt- Vaters wegen des

neuli-

Hirt, ꝛc. ꝛc. Hierauf koͤnnet ihr nur immer im
voraus ſtudiren, weil ich doch weiß, daß
ihr mir eine Gedaͤchtniß-Predigt halten
wetdez.
Herr Mag. Schmeltzer wuͤnſchte, daß
GOtt den Alt-Vater wieder ſtaͤrcken, damit er
dieſe Gedaͤchtniß-Predigt erſtlich nach Verlauff
noch vieler Jahre thun moͤchte; allein, dieſer ant-
wortete weiter nichts darauf, ſondern verfiel wieder
in ſeinen gewoͤhnlichen Schlummer, blieb auch fol-
genden Dienſtag und Mittwochen bey dieſer Wei-
ſe, und redete ſehr wenig, ausgenommen, wenn
wir ihm zum Speiſen noͤthigten, und vor ſeinem
Bette Bet-Stunde hielten.

Hierbey kan ungemeldet nicht laſſen, daß wir
Montags Nachts zwiſchen den 2ten und 3ten Octob.
einen grauſamen Sturm auf der See anmerckten,
diejenigen, ſo in der Tieffe auf unſerer Jnſul woh-
neten, hatten zwar weiter keine Ungelegenheit da-
von, als etliche Tage nach einander einen gewal-
tigen Platz-Regen und einen maͤßigen Wind, auf
der Albertus Burg aber ſtuͤrmete der Wind et-
was ſchaͤrffer, ſo, daß auch die oberſte Haube von
dem Seiger-Thurme abgeworffen wurde, die Eta-
ge
aber, worinnen der Seiger war, unbeſchaͤdigt
blieb. Einige, die auf die Felſen-Spitzen geſtie-
gen waren, konten nicht gnungſam beſchreiben, was
vor ein entſetzliches Ungewitter auf der See ſey,
indem die Wellen hoͤher ſtiegen als unſer Kirch-
Thurm, ja ſie wuͤſten ſich von Jugend auf nicht zu
beſinnen, daß ſich das Meer in dieſer Gegend ſo
gar ſehr hefftig bewegt haͤtte. Wir ſahen alſo,
daß die Propheceyung des Alt- Vaters wegen des

neuli-
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[239/0247] Hirt, ꝛc. ꝛc. Hierauf koͤnnet ihr nur immer im voraus ſtudiren, weil ich doch weiß, daß ihr mir eine Gedaͤchtniß-Predigt halten wetdez. Herr Mag. Schmeltzer wuͤnſchte, daß GOtt den Alt-Vater wieder ſtaͤrcken, damit er dieſe Gedaͤchtniß-Predigt erſtlich nach Verlauff noch vieler Jahre thun moͤchte; allein, dieſer ant- wortete weiter nichts darauf, ſondern verfiel wieder in ſeinen gewoͤhnlichen Schlummer, blieb auch fol- genden Dienſtag und Mittwochen bey dieſer Wei- ſe, und redete ſehr wenig, ausgenommen, wenn wir ihm zum Speiſen noͤthigten, und vor ſeinem Bette Bet-Stunde hielten. Hierbey kan ungemeldet nicht laſſen, daß wir Montags Nachts zwiſchen den 2ten und 3ten Octob. einen grauſamen Sturm auf der See anmerckten, diejenigen, ſo in der Tieffe auf unſerer Jnſul woh- neten, hatten zwar weiter keine Ungelegenheit da- von, als etliche Tage nach einander einen gewal- tigen Platz-Regen und einen maͤßigen Wind, auf der Albertus Burg aber ſtuͤrmete der Wind et- was ſchaͤrffer, ſo, daß auch die oberſte Haube von dem Seiger-Thurme abgeworffen wurde, die Eta- ge aber, worinnen der Seiger war, unbeſchaͤdigt blieb. Einige, die auf die Felſen-Spitzen geſtie- gen waren, konten nicht gnungſam beſchreiben, was vor ein entſetzliches Ungewitter auf der See ſey, indem die Wellen hoͤher ſtiegen als unſer Kirch- Thurm, ja ſie wuͤſten ſich von Jugend auf nicht zu beſinnen, daß ſich das Meer in dieſer Gegend ſo gar ſehr hefftig bewegt haͤtte. Wir ſahen alſo, daß die Propheceyung des Alt- Vaters wegen des neuli-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/247>, abgerufen am 03.05.2024.