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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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bracht, indem er seit der Zeit, da er nicht nur euren
Mann, sondern auch noch andere zu verdächtigen
Zeiten bey ihr angetroffen, sehr unvergnügt mit ihr
gelebt hatte.

Dem sey nun wie ihm sey, weil der Helena
nichts besonderes zu erweisen stund, so wurde auch
keine Untersuchung angestellet, sie war dem Scheine
nach sehr betrübt über diesen Unglücks-Fall, ließ sich
aber bald durch solche Tröster trösten, die nur ihren
Zuspruch des Nachts bey ihr thaten. Kaum war
ihr Trauer-Jahr verflossen, als euer Mann, aus der
Gefangenschafft erlöset, wieder zurück kam, und
selbst public machte, daß ihr unter die Zahl der Kebs-
Weiber des Kaysers von Marocco wäret versetzt
worden, weßwegen er nun zwar sehr kläglich that,
doch nachhero deßhalber viele Zeugen abhören ließ,
welche alle einhellig aussagten, daß an eure Ran-
tzion nicht zu gedencken wäre, und wenn man auch
etliche Millionen daran wenden wolte, und solcher-
gestalt bekam der van Steen, euer Mann, bald die
Erlaubniß, sich wiederum anderwerts zu verheyra-
then. Man hatte noch nicht eben erfahren, daß
er nach seiner Zurückkunfft bey der Helena aus, oder
eingegangen wäre/ als es plötzlich ruchbar wurde,
daß er mit derselben Verlöbniß gehalten, sich auch,
ohne viel Zeit zu verlieren, in aller Stille mit dersel-
ben trauen ließ.

Kurtz zu sagen, van Steen lebte veranügt mit
seiner neuen Ehe-Gattin, und da er einsmahls in
einer Compagnie, wo ich auch eben gegenwärtig,
gefragt wurde: Was er denn aber machen wolte,
wenn nun seine erste Frau ein Mittel fände, denen

Bar-

bracht, indem er ſeit der Zeit, da er nicht nur euren
Mann, ſondern auch noch andere zu verdaͤchtigen
Zeiten bey ihr angetroffen, ſehr unvergnuͤgt mit ihr
gelebt hatte.

Dem ſey nun wie ihm ſey, weil der Helena
nichts beſonderes zu erweiſen ſtund, ſo wurde auch
keine Unterſuchung angeſtellet, ſie war dem Scheine
nach ſehr betruͤbt uͤber dieſen Ungluͤcks-Fall, ließ ſich
aber bald durch ſolche Troͤſter troͤſten, die nur ihren
Zuſpruch des Nachts bey ihr thaten. Kaum war
ihr Trauer-Jahr verfloſſen, als euer Mann, aus der
Gefangenſchafft erloͤſet, wieder zuruͤck kam, und
ſelbſt public machte, daß ihr unter die Zahl der Kebs-
Weiber des Kayſers von Marocco waͤret verſetzt
worden, weßwegen er nun zwar ſehr klaͤglich that,
doch nachhero deßhalber viele Zeugen abhoͤren ließ,
welche alle einhellig ausſagten, daß an eure Ran-
tzion nicht zu gedencken waͤre, und wenn man auch
etliche Millionen daran wenden wolte, und ſolcher-
geſtalt bekam der van Steen, euer Mann, bald die
Erlaubniß, ſich wiederum anderwerts zu verheyra-
then. Man hatte noch nicht eben erfahren, daß
er nach ſeiner Zuruͤckkunfft bey der Helena aus, oder
eingegangen waͤre/ als es ploͤtzlich ruchbar wurde,
daß er mit derſelben Verloͤbniß gehalten, ſich auch,
ohne viel Zeit zu verlieren, in aller Stille mit derſel-
ben trauen ließ.

Kurtz zu ſagen, van Steen lebte veranuͤgt mit
ſeiner neuen Ehe-Gattin, und da er einsmahls in
einer Compagnie, wo ich auch eben gegenwaͤrtig,
gefragt wurde: Was er denn aber machen wolte,
wenn nun ſeine erſte Frau ein Mittel faͤnde, denen

Bar-
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[173/0181] bracht, indem er ſeit der Zeit, da er nicht nur euren Mann, ſondern auch noch andere zu verdaͤchtigen Zeiten bey ihr angetroffen, ſehr unvergnuͤgt mit ihr gelebt hatte. Dem ſey nun wie ihm ſey, weil der Helena nichts beſonderes zu erweiſen ſtund, ſo wurde auch keine Unterſuchung angeſtellet, ſie war dem Scheine nach ſehr betruͤbt uͤber dieſen Ungluͤcks-Fall, ließ ſich aber bald durch ſolche Troͤſter troͤſten, die nur ihren Zuſpruch des Nachts bey ihr thaten. Kaum war ihr Trauer-Jahr verfloſſen, als euer Mann, aus der Gefangenſchafft erloͤſet, wieder zuruͤck kam, und ſelbſt public machte, daß ihr unter die Zahl der Kebs- Weiber des Kayſers von Marocco waͤret verſetzt worden, weßwegen er nun zwar ſehr klaͤglich that, doch nachhero deßhalber viele Zeugen abhoͤren ließ, welche alle einhellig ausſagten, daß an eure Ran- tzion nicht zu gedencken waͤre, und wenn man auch etliche Millionen daran wenden wolte, und ſolcher- geſtalt bekam der van Steen, euer Mann, bald die Erlaubniß, ſich wiederum anderwerts zu verheyra- then. Man hatte noch nicht eben erfahren, daß er nach ſeiner Zuruͤckkunfft bey der Helena aus, oder eingegangen waͤre/ als es ploͤtzlich ruchbar wurde, daß er mit derſelben Verloͤbniß gehalten, ſich auch, ohne viel Zeit zu verlieren, in aller Stille mit derſel- ben trauen ließ. Kurtz zu ſagen, van Steen lebte veranuͤgt mit ſeiner neuen Ehe-Gattin, und da er einsmahls in einer Compagnie, wo ich auch eben gegenwaͤrtig, gefragt wurde: Was er denn aber machen wolte, wenn nun ſeine erſte Frau ein Mittel faͤnde, denen Bar-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/181>, abgerufen am 23.11.2024.