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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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zu erkauffen, war sein Rath durchaus nicht, son-
dern er sagte: Wir würden genung zu thun haben,
wenn wir nur mit einem Schiffe ungehudelt von
Amsterdam hinweg kämen, dieserwegen dürften wir
auch etliche 1000. Thlr. Spendagen nicht ansehen,
damit wir nur nach unsern Belieben einladen dürf-
ten, was wir wolten, und gute Pasporte bekommen
möchten. Uberdieses wäre unser Schiff auch groß
genung, mehr als uns committirt wäre, und als
man in Felsenburg brauchte, darauf zu laden, es
sey denn, daß wir mehr Vieh, als er bereits be-
stellet, mit nehmen wolten, hierzu gehöreten aber
auch mehr Leute, je mehr Leute aber, je mehr Ver-
räther und man brauchte ja ohnedem auf Felsenburg
keine andern Manns-Personen mehr, als solche
Hand-Wercker und Künstler, die noch nicht da,
doch aber daselbst nöthig wären.

Nunmehro war ich seiner Meynung wohl ver-
ständiget und gab ihm in allem Recht, nachhero be-
rathschlagten wir, wie wir unsere Affairen per ter-
tium
tractiren, diesem und jenem die Hände vergol-
den und sonsten alles anstellen wolten, waren auch
krafft unserer gelben Pfennige endlich mit grosser
Mühe so glücklich, daß wir binnen weniger Zeit,
nicht allein tüchtige Pasporte, sondern auch alles an-
dere erhielten, was wir verlangten.

Mittlerweile, ob wir gleich die beste Bequem-
lichkeit und sonsten alles hatten was unser Hertze be-
gehrete, so bekam doch meine liebe Schwester in-
gleichen Mons. Herrmann einen Zufall vom Fieber,
wurden aber bald wieder davon befreyet.

Wenig Tage hernach geschahe das Verlöbniß

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(A) 3

zu erkauffen, war ſein Rath durchaus nicht, ſon-
dern er ſagte: Wir wuͤrden genung zu thun haben,
wenn wir nur mit einem Schiffe ungehudelt von
Amſterdam hinweg kaͤmen, dieſerwegen duͤrften wir
auch etliche 1000. Thlr. Spendagen nicht anſehen,
damit wir nur nach unſern Belieben einladen duͤrf-
ten, was wir wolten, und gute Paſporte bekommen
moͤchten. Uberdieſes waͤre unſer Schiff auch groß
genung, mehr als uns committirt waͤre, und als
man in Felſenburg brauchte, darauf zu laden, es
ſey denn, daß wir mehr Vieh, als er bereits be-
ſtellet, mit nehmen wolten, hierzu gehoͤreten aber
auch mehr Leute, je mehr Leute aber, je mehr Ver-
raͤther und man brauchte ja ohnedem auf Felſenburg
keine andern Manns-Perſonen mehr, als ſolche
Hand-Wercker und Kuͤnſtler, die noch nicht da,
doch aber daſelbſt noͤthig waͤren.

Nunmehro war ich ſeiner Meynung wohl ver-
ſtaͤndiget und gab ihm in allem Recht, nachhero be-
rathſchlagten wir, wie wir unſere Affairen per ter-
tium
tractiren, dieſem und jenem die Haͤnde vergol-
den und ſonſten alles anſtellen wolten, waren auch
krafft unſerer gelben Pfennige endlich mit groſſer
Muͤhe ſo gluͤcklich, daß wir binnen weniger Zeit,
nicht allein tuͤchtige Paſporte, ſondern auch alles an-
dere erhielten, was wir verlangten.

Mittlerweile, ob wir gleich die beſte Bequem-
lichkeit und ſonſten alles hatten was unſer Hertze be-
gehrete, ſo bekam doch meine liebe Schweſter in-
gleichen Monſ. Herrmann einen Zufall vom Fieber,
wurden aber bald wieder davon befreyet.

Wenig Tage hernach geſchahe das Verloͤbniß

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(A) 3
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[5/0013] zu erkauffen, war ſein Rath durchaus nicht, ſon- dern er ſagte: Wir wuͤrden genung zu thun haben, wenn wir nur mit einem Schiffe ungehudelt von Amſterdam hinweg kaͤmen, dieſerwegen duͤrften wir auch etliche 1000. Thlr. Spendagen nicht anſehen, damit wir nur nach unſern Belieben einladen duͤrf- ten, was wir wolten, und gute Paſporte bekommen moͤchten. Uberdieſes waͤre unſer Schiff auch groß genung, mehr als uns committirt waͤre, und als man in Felſenburg brauchte, darauf zu laden, es ſey denn, daß wir mehr Vieh, als er bereits be- ſtellet, mit nehmen wolten, hierzu gehoͤreten aber auch mehr Leute, je mehr Leute aber, je mehr Ver- raͤther und man brauchte ja ohnedem auf Felſenburg keine andern Manns-Perſonen mehr, als ſolche Hand-Wercker und Kuͤnſtler, die noch nicht da, doch aber daſelbſt noͤthig waͤren. Nunmehro war ich ſeiner Meynung wohl ver- ſtaͤndiget und gab ihm in allem Recht, nachhero be- rathſchlagten wir, wie wir unſere Affairen per ter- tium tractiren, dieſem und jenem die Haͤnde vergol- den und ſonſten alles anſtellen wolten, waren auch krafft unſerer gelben Pfennige endlich mit groſſer Muͤhe ſo gluͤcklich, daß wir binnen weniger Zeit, nicht allein tuͤchtige Paſporte, ſondern auch alles an- dere erhielten, was wir verlangten. Mittlerweile, ob wir gleich die beſte Bequem- lichkeit und ſonſten alles hatten was unſer Hertze be- gehrete, ſo bekam doch meine liebe Schweſter in- gleichen Monſ. Herrmann einen Zufall vom Fieber, wurden aber bald wieder davon befreyet. Wenig Tage hernach geſchahe das Verloͤbniß mei- (A) 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/13>, abgerufen am 29.03.2024.