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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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aber solches nicht so leicht schicken will, so
ziehet mit Geschencken, meine Mohren-
Sclavin, als die Schwester eures Bedien-
ten, an euch, lasset euch so weit führen, biß
ihr erstlich den richtigen Eingang zu meinem
Zimmer sehet, und nicht fehl gehen könnet,
so dann will ich euch ferner schrifftliche
Nachricht geben, zu welcher Zeit es sich
schicken kan, mich zu besuchen, doch wer-
det ihr euch gefallen lassen, den Habit mei-
ner Mohrin anzuziehen, weil die Wache
der Verschnittenen keine Manns-Person
paßiren läst. Anbey sende abermahls in ei-
ner höltzernen Büchse
100. Zechins, welche
ihr zu Ausführung eures Vorhabens, da-
ferne euch etwas daran gelegen, anwenden
könnet. Binnen 3. Tagen sollet ihr nähere
In-
struction
von mir haben, etc. etc.

Niemahls hat mir eine Zeit länger gewähret,
als die 3. Tage, doch mitlerweile suchte ich Gele-
genheit, den Eingang zu ihren Zimmer auszu-
spüren, und gegen Abend, des 3ten Tages, kam
meines Aufwärters Schwester, brachte mir so
wohl mündlich als schrifftlich die Nachricht, daß
ich ihre Kleider anziehen, und ein Tuch vor das
Gesicht halten, als ob ich grosse Zahn-Schmer-
tzen hätte, (indem es diese getreue Sclavin im Her-
ausgehen auch schon so gemacht) und solcherge-
stalt durch die Wache der Verschnittenen zu mei-
ner Lands-Männin hindurch passiren solte.

Jch stürtzte mich allerdings hiermit in eine Au-
genscheinliche Todes-Gefahr, war aber dennoch

resol-

aber ſolches nicht ſo leicht ſchicken will, ſo
ziehet mit Geſchencken, meine Mohren-
Sclavin, als die Schweſter eures Bedien-
ten, an euch, laſſet euch ſo weit fuͤhren, biß
ihr erſtlich den richtigen Eingang zu meinem
Zimmer ſehet, und nicht fehl gehen koͤnnet,
ſo dann will ich euch ferner ſchrifftliche
Nachricht geben, zu welcher Zeit es ſich
ſchicken kan, mich zu beſuchen, doch wer-
det ihr euch gefallen laſſen, den Habit mei-
ner Mohrin anzuziehen, weil die Wache
der Verſchnittenen keine Manns-Perſon
paßiren laͤſt. Anbey ſende abermahls in ei-
ner hoͤltzernen Buͤchſe
100. Zechins, welche
ihr zu Ausfuͤhrung eures Vorhabens, da-
ferne euch etwas daran gelegen, anwenden
koͤnnet. Binnen 3. Tagen ſollet ihr naͤhere
In-
ſtruction
von mir haben, ꝛc. ꝛc.

Niemahls hat mir eine Zeit laͤnger gewaͤhret,
als die 3. Tage, doch mitlerweile ſuchte ich Gele-
genheit, den Eingang zu ihren Zimmer auszu-
ſpuͤren, und gegen Abend, des 3ten Tages, kam
meines Aufwaͤrters Schweſter, brachte mir ſo
wohl muͤndlich als ſchrifftlich die Nachricht, daß
ich ihre Kleider anziehen, und ein Tuch vor das
Geſicht halten, als ob ich groſſe Zahn-Schmer-
tzen haͤtte, (indem es dieſe getreue Sclavin im Her-
ausgehen auch ſchon ſo gemacht) und ſolcherge-
ſtalt durch die Wache der Verſchnittenen zu mei-
ner Lands-Maͤnnin hindurch paſſiren ſolte.

Jch ſtuͤrtzte mich allerdings hiermit in eine Au-
genſcheinliche Todes-Gefahr, war aber dennoch

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[116/0124] aber ſolches nicht ſo leicht ſchicken will, ſo ziehet mit Geſchencken, meine Mohren- Sclavin, als die Schweſter eures Bedien- ten, an euch, laſſet euch ſo weit fuͤhren, biß ihr erſtlich den richtigen Eingang zu meinem Zimmer ſehet, und nicht fehl gehen koͤnnet, ſo dann will ich euch ferner ſchrifftliche Nachricht geben, zu welcher Zeit es ſich ſchicken kan, mich zu beſuchen, doch wer- det ihr euch gefallen laſſen, den Habit mei- ner Mohrin anzuziehen, weil die Wache der Verſchnittenen keine Manns-Perſon paßiren laͤſt. Anbey ſende abermahls in ei- ner hoͤltzernen Buͤchſe 100. Zechins, welche ihr zu Ausfuͤhrung eures Vorhabens, da- ferne euch etwas daran gelegen, anwenden koͤnnet. Binnen 3. Tagen ſollet ihr naͤhere In- ſtruction von mir haben, ꝛc. ꝛc. Niemahls hat mir eine Zeit laͤnger gewaͤhret, als die 3. Tage, doch mitlerweile ſuchte ich Gele- genheit, den Eingang zu ihren Zimmer auszu- ſpuͤren, und gegen Abend, des 3ten Tages, kam meines Aufwaͤrters Schweſter, brachte mir ſo wohl muͤndlich als ſchrifftlich die Nachricht, daß ich ihre Kleider anziehen, und ein Tuch vor das Geſicht halten, als ob ich groſſe Zahn-Schmer- tzen haͤtte, (indem es dieſe getreue Sclavin im Her- ausgehen auch ſchon ſo gemacht) und ſolcherge- ſtalt durch die Wache der Verſchnittenen zu mei- ner Lands-Maͤnnin hindurch paſſiren ſolte. Jch ſtuͤrtzte mich allerdings hiermit in eine Au- genſcheinliche Todes-Gefahr, war aber dennoch reſol-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/124>, abgerufen am 25.11.2024.