sind, ich werde aber dieselben nebst dem Verehnres-würdigenPortraitmeiner Le- bens-Erretterin, schon dergestalt zu ver- bergen wissen, daß keine Verrätherey daraus entstehen kan. Ubrigens erwarte Dero fer- nerweitigen Befehle, empfehle mich Jhrer beständigen Gnads, und beharre Zeit-Le- bens
Dero gehorsamster Knecht.
Auf das erstere mahl ein mehrers zu schreiben, hielt nicht vor rathsam, weilen von dieser Person Sinnen und Gedancken noch nicht vollkommen informirt war, sondern erstlich abwarten wolte, worzu sie sich in Zukunfft entweder schrifftlich oder mündlich weiter erklären, und wie es mit meiner Loßlassung halten würde. Demnach versteckte ich das gantz subtil zusammen gerollte Pappier in ein Stücklein ausgehöltes Wachs-Licht, gab es mei- nem kleinen Mohren, selbiges seiner Schwester ein- zuhändigen, mit dem Bedeuten, daß diese, eben dieses Stück Wachs-Licht, derjenigen Person zu- rück geben solte, welche mir die höltzerne Büchse zugeschickt hätte.
Tags hernach bekam ich die erfreuliche Nachricht ebenfalls in einem Stücklein Wachs-Lichte einge- hüllet, daß unsere Correspondenz dieses mahl glücklich abgelauffen wäre, und 4. Tage hernach wurde ich vor den Kayser geführet, welcher, indem ich mich vor ihm niedergeleget, also zu mir sprach: Höre, Sclav! aus besondern Ursachen habe ich dir nicht allein dein Leben geschenckt, sondern auch zu-
gegeben,
ſind, ich werde aber dieſelben nebſt dem Verehnres-wuͤrdigenPortraitmeiner Le- bens-Erretterin, ſchon dergeſtalt zu ver- bergen wiſſen, daß keine Verraͤtherey daraus entſtehen kan. Ubrigens erwarte Dero fer- nerweitigen Befehle, empfehle mich Jhrer beſtaͤndigen Gnads, und beharre Zeit-Le- bens
Dero gehorſamſter Knecht.
Auf das erſtere mahl ein mehrers zu ſchreiben, hielt nicht vor rathſam, weilen von dieſer Perſon Sinnen und Gedancken noch nicht vollkommen informirt war, ſondern erſtlich abwarten wolte, worzu ſie ſich in Zukunfft entweder ſchrifftlich oder muͤndlich weiter erklaͤren, und wie es mit meiner Loßlaſſung halten wuͤrde. Demnach verſteckte ich das gantz ſubtil zuſammen gerollte Pappier in ein Stuͤcklein ausgehoͤltes Wachs-Licht, gab es mei- nem kleinen Mohren, ſelbiges ſeiner Schweſter ein- zuhaͤndigen, mit dem Bedeuten, daß dieſe, eben dieſes Stuͤck Wachs-Licht, derjenigen Perſon zu- ruͤck geben ſolte, welche mir die hoͤltzerne Buͤchſe zugeſchickt haͤtte.
Tags hernach bekam ich die erfreuliche Nachricht ebenfalls in einem Stuͤcklein Wachs-Lichte einge- huͤllet, daß unſere Correſpondenz dieſes mahl gluͤcklich abgelauffen waͤre, und 4. Tage hernach wurde ich vor den Kayſer gefuͤhret, welcher, indem ich mich vor ihm niedergeleget, alſo zu mir ſprach: Hoͤre, Sclav! aus beſondern Urſachen habe ich dir nicht allein dein Leben geſchenckt, ſondern auch zu-
gegeben,
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0122"n="114"/><hirendition="#fr">ſind, ich werde aber dieſelben nebſt dem<lb/>
Verehnres-wuͤrdigen</hi><hirendition="#aq">Portrait</hi><hirendition="#fr">meiner Le-<lb/>
bens-Erretterin, ſchon dergeſtalt zu ver-<lb/>
bergen wiſſen, daß keine Verraͤtherey daraus<lb/>
entſtehen kan. Ubrigens erwarte Dero fer-<lb/>
nerweitigen Befehle, empfehle mich Jhrer<lb/>
beſtaͤndigen Gnads, und beharre Zeit-Le-<lb/>
bens</hi></p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Dero<lb/><hirendition="#fr">gehorſamſter Knecht.</hi></hi></salute></closer></div></body></floatingText><lb/><p>Auf das erſtere mahl ein mehrers zu ſchreiben,<lb/>
hielt nicht vor rathſam, weilen von dieſer Perſon<lb/>
Sinnen und Gedancken noch nicht vollkommen<lb/><hirendition="#aq">informirt</hi> war, ſondern erſtlich abwarten wolte,<lb/>
worzu ſie ſich in Zukunfft entweder ſchrifftlich oder<lb/>
muͤndlich weiter erklaͤren, und wie es mit meiner<lb/>
Loßlaſſung halten wuͤrde. Demnach verſteckte ich<lb/>
das gantz <hirendition="#aq">ſubtil</hi> zuſammen gerollte Pappier in ein<lb/>
Stuͤcklein ausgehoͤltes Wachs-Licht, gab es mei-<lb/>
nem kleinen Mohren, ſelbiges ſeiner Schweſter ein-<lb/>
zuhaͤndigen, mit dem Bedeuten, daß dieſe, eben<lb/>
dieſes Stuͤck Wachs-Licht, derjenigen Perſon zu-<lb/>
ruͤck geben ſolte, welche mir die hoͤltzerne Buͤchſe<lb/>
zugeſchickt haͤtte.</p><lb/><p>Tags hernach bekam ich die erfreuliche Nachricht<lb/>
ebenfalls in einem Stuͤcklein Wachs-Lichte einge-<lb/>
huͤllet, daß unſere <hirendition="#aq">Correſpondenz</hi> dieſes mahl<lb/>
gluͤcklich abgelauffen waͤre, und 4. Tage hernach<lb/>
wurde ich vor den Kayſer gefuͤhret, welcher, indem<lb/>
ich mich vor ihm niedergeleget, alſo zu mir ſprach:<lb/>
Hoͤre, Sclav! aus beſondern Urſachen habe ich dir<lb/>
nicht allein dein Leben geſchenckt, ſondern auch zu-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gegeben,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[114/0122]
ſind, ich werde aber dieſelben nebſt dem
Verehnres-wuͤrdigen Portrait meiner Le-
bens-Erretterin, ſchon dergeſtalt zu ver-
bergen wiſſen, daß keine Verraͤtherey daraus
entſtehen kan. Ubrigens erwarte Dero fer-
nerweitigen Befehle, empfehle mich Jhrer
beſtaͤndigen Gnads, und beharre Zeit-Le-
bens
Dero
gehorſamſter Knecht.
Auf das erſtere mahl ein mehrers zu ſchreiben,
hielt nicht vor rathſam, weilen von dieſer Perſon
Sinnen und Gedancken noch nicht vollkommen
informirt war, ſondern erſtlich abwarten wolte,
worzu ſie ſich in Zukunfft entweder ſchrifftlich oder
muͤndlich weiter erklaͤren, und wie es mit meiner
Loßlaſſung halten wuͤrde. Demnach verſteckte ich
das gantz ſubtil zuſammen gerollte Pappier in ein
Stuͤcklein ausgehoͤltes Wachs-Licht, gab es mei-
nem kleinen Mohren, ſelbiges ſeiner Schweſter ein-
zuhaͤndigen, mit dem Bedeuten, daß dieſe, eben
dieſes Stuͤck Wachs-Licht, derjenigen Perſon zu-
ruͤck geben ſolte, welche mir die hoͤltzerne Buͤchſe
zugeſchickt haͤtte.
Tags hernach bekam ich die erfreuliche Nachricht
ebenfalls in einem Stuͤcklein Wachs-Lichte einge-
huͤllet, daß unſere Correſpondenz dieſes mahl
gluͤcklich abgelauffen waͤre, und 4. Tage hernach
wurde ich vor den Kayſer gefuͤhret, welcher, indem
ich mich vor ihm niedergeleget, alſo zu mir ſprach:
Hoͤre, Sclav! aus beſondern Urſachen habe ich dir
nicht allein dein Leben geſchenckt, ſondern auch zu-
gegeben,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/122>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.