Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

gen seiner sonderbaren Meriten und unserer Freund-
schafft, die sich bey unserer damahligen Zusammen-
kunfft gantz erneuerte, sein Glück von Grund der
Seelen gönnete.

Wenig Zeit hernach wurde das Schul Rectorat
vacant,
ich hielt auf Zureden meines Principals eben-
falls darum an, wurde auch abermahls, nebst 3. an-
dern Candidaten zum Examine berufen, und hatte,
wie ich es ohne eiteln Ruhm meinem Principal nach-
rede, unter allen am besten bestanden, dahero die
größte Hoffnung, diesen Dienst gewiß zu erhalten,
allein zu meinem Unglücke mußte mein Principal eben
selbiges Jahr wenig in dergleichen Sachen zu spre-
chen haben, und ob er zwar, gewisser Ursachen wegen,
nebst andern Gönnern dennoch zu meinem Vortheil
durchdringen können, so schlug sich doch ein Höherer
ins Mittel, welcher die hinlänglichen Meriten seines
seit 10. Jahren gewesenen Informations-Raths in
Consideration zog, hauptsächlich aber vorstellete:
Wie derselbe sich anheischig gemacht, um die Helffte
der ordinairen Besoldung zu dienen, wannenhero
man bey itzigem erschöpften AErario, und Geld-man-
gelnden Zeiten, vor das übrige noch einen höchst-be-
dürfftigen Schul-Collegen verschaffen und anneh-
men könte.

Mein Principal war hiermit zwar sehr übel zu
frieden, suchte aber jedennoch mich zu bereden, diese
Condition, in spem futurae promotionis, eben-
falls einzugehen, weil ich solchergestalt dennoch
vor jenem den Vorzug haben solte, allein, weil ich
mir ein Gewissen machte, derjenige Mensch zu seyn,
von welchem die Successores dieses Dienstes, übel

reden

gen ſeiner ſonderbaren Meriten und unſerer Freund-
ſchafft, die ſich bey unſerer damahligen Zuſammen-
kunfft gantz erneuerte, ſein Gluͤck von Grund der
Seelen goͤnnete.

Wenig Zeit hernach wurde das Schul Rectorat
vacant,
ich hielt auf Zureden meines Principals eben-
falls darum an, wurde auch abermahls, nebſt 3. an-
dern Candidaten zum Examine berufen, und hatte,
wie ich es ohne eiteln Ruhm meinem Principal nach-
rede, unter allen am beſten beſtanden, dahero die
groͤßte Hoffnung, dieſen Dienſt gewiß zu erhalten,
allein zu meinem Ungluͤcke mußte mein Principal eben
ſelbiges Jahr wenig in dergleichen Sachen zu ſpre-
chen haben, und ob er zwar, gewiſſer Urſachen wegen,
nebſt andern Goͤnnern dennoch zu meinem Vortheil
durchdringen koͤnnen, ſo ſchlug ſich doch ein Hoͤherer
ins Mittel, welcher die hinlaͤnglichen Meriten ſeines
ſeit 10. Jahren geweſenen Informations-Raths in
Conſideration zog, hauptſaͤchlich aber vorſtellete:
Wie derſelbe ſich anheiſchig gemacht, um die Helffte
der ordinairen Beſoldung zu dienen, wannenhero
man bey itzigem erſchoͤpften Ærario, und Geld-man-
gelnden Zeiten, vor das uͤbrige noch einen hoͤchſt-be-
duͤrfftigen Schul-Collegen verſchaffen und anneh-
men koͤnte.

Mein Principal war hiermit zwar ſehr uͤbel zu
frieden, ſuchte aber jedennoch mich zu bereden, dieſe
Condition, in ſpem futuræ promotionis, eben-
falls einzugehen, weil ich ſolchergeſtalt dennoch
vor jenem den Vorzug haben ſolte, allein, weil ich
mir ein Gewiſſen machte, derjenige Menſch zu ſeyn,
von welchem die Succeſſores dieſes Dienſtes, uͤbel

reden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0076" n="62"/>
gen &#x017F;einer &#x017F;onderbaren <hi rendition="#aq">Merit</hi>en und un&#x017F;erer Freund-<lb/>
&#x017F;chafft, die &#x017F;ich bey un&#x017F;erer damahligen Zu&#x017F;ammen-<lb/>
kunfft gantz erneuerte, &#x017F;ein Glu&#x0364;ck von Grund der<lb/>
Seelen go&#x0364;nnete.</p><lb/>
          <p>Wenig Zeit hernach wurde das Schul <hi rendition="#aq">Rectorat<lb/>
vacant,</hi> ich hielt auf Zureden meines <hi rendition="#aq">Principals</hi> eben-<lb/>
falls darum an, wurde auch abermahls, neb&#x017F;t 3. an-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">Candidat</hi>en zum <hi rendition="#aq">Examine</hi> berufen, und hatte,<lb/>
wie ich es ohne eiteln Ruhm meinem <hi rendition="#aq">Principal</hi> nach-<lb/>
rede, unter allen am be&#x017F;ten be&#x017F;tanden, dahero die<lb/>
gro&#x0364;ßte Hoffnung, die&#x017F;en Dien&#x017F;t gewiß zu erhalten,<lb/>
allein zu meinem Unglu&#x0364;cke mußte mein <hi rendition="#aq">Principal</hi> eben<lb/>
&#x017F;elbiges Jahr wenig in dergleichen Sachen zu &#x017F;pre-<lb/>
chen haben, und ob er zwar, gewi&#x017F;&#x017F;er Ur&#x017F;achen wegen,<lb/>
neb&#x017F;t andern Go&#x0364;nnern dennoch zu meinem Vortheil<lb/>
durchdringen ko&#x0364;nnen, &#x017F;o &#x017F;chlug &#x017F;ich doch ein Ho&#x0364;herer<lb/>
ins Mittel, welcher die hinla&#x0364;nglichen <hi rendition="#aq">Merit</hi>en &#x017F;eines<lb/>
&#x017F;eit 10. Jahren gewe&#x017F;enen <hi rendition="#aq">Informations-</hi>Raths in<lb/><hi rendition="#aq">Con&#x017F;ideration</hi> zog, haupt&#x017F;a&#x0364;chlich aber vor&#x017F;tellete:<lb/>
Wie der&#x017F;elbe &#x017F;ich anhei&#x017F;chig gemacht, um die Helffte<lb/>
der <hi rendition="#aq">ordinair</hi>en Be&#x017F;oldung zu dienen, wannenhero<lb/>
man bey itzigem er&#x017F;cho&#x0364;pften <hi rendition="#aq">Ærario,</hi> und Geld-man-<lb/>
gelnden Zeiten, vor das u&#x0364;brige noch einen ho&#x0364;ch&#x017F;t-be-<lb/>
du&#x0364;rfftigen Schul-<hi rendition="#aq">Colleg</hi>en ver&#x017F;chaffen und anneh-<lb/>
men ko&#x0364;nte.</p><lb/>
          <p>Mein <hi rendition="#aq">Principal</hi> war hiermit zwar &#x017F;ehr u&#x0364;bel zu<lb/>
frieden, &#x017F;uchte aber jedennoch mich zu bereden, die&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Condition, in &#x017F;pem futuræ promotionis,</hi> eben-<lb/>
falls einzugehen, weil ich &#x017F;olcherge&#x017F;talt dennoch<lb/>
vor jenem den Vorzug haben &#x017F;olte, allein, weil ich<lb/>
mir ein Gewi&#x017F;&#x017F;en machte, derjenige Men&#x017F;ch zu &#x017F;eyn,<lb/>
von welchem die <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ores</hi> die&#x017F;es Dien&#x017F;tes, u&#x0364;bel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">reden</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0076] gen ſeiner ſonderbaren Meriten und unſerer Freund- ſchafft, die ſich bey unſerer damahligen Zuſammen- kunfft gantz erneuerte, ſein Gluͤck von Grund der Seelen goͤnnete. Wenig Zeit hernach wurde das Schul Rectorat vacant, ich hielt auf Zureden meines Principals eben- falls darum an, wurde auch abermahls, nebſt 3. an- dern Candidaten zum Examine berufen, und hatte, wie ich es ohne eiteln Ruhm meinem Principal nach- rede, unter allen am beſten beſtanden, dahero die groͤßte Hoffnung, dieſen Dienſt gewiß zu erhalten, allein zu meinem Ungluͤcke mußte mein Principal eben ſelbiges Jahr wenig in dergleichen Sachen zu ſpre- chen haben, und ob er zwar, gewiſſer Urſachen wegen, nebſt andern Goͤnnern dennoch zu meinem Vortheil durchdringen koͤnnen, ſo ſchlug ſich doch ein Hoͤherer ins Mittel, welcher die hinlaͤnglichen Meriten ſeines ſeit 10. Jahren geweſenen Informations-Raths in Conſideration zog, hauptſaͤchlich aber vorſtellete: Wie derſelbe ſich anheiſchig gemacht, um die Helffte der ordinairen Beſoldung zu dienen, wannenhero man bey itzigem erſchoͤpften Ærario, und Geld-man- gelnden Zeiten, vor das uͤbrige noch einen hoͤchſt-be- duͤrfftigen Schul-Collegen verſchaffen und anneh- men koͤnte. Mein Principal war hiermit zwar ſehr uͤbel zu frieden, ſuchte aber jedennoch mich zu bereden, dieſe Condition, in ſpem futuræ promotionis, eben- falls einzugehen, weil ich ſolchergeſtalt dennoch vor jenem den Vorzug haben ſolte, allein, weil ich mir ein Gewiſſen machte, derjenige Menſch zu ſeyn, von welchem die Succeſſores dieſes Dienſtes, uͤbel reden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/76
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/76>, abgerufen am 05.05.2024.