Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

lich Mons. Schmeltzer und Mons. Hermann, be-
fanden sich auch mit zu Tische, sonsten aber niemand
mehr von den Stadt-Leuten, als meines Vaters ein-
tziger vertrautester Freund Herr O.** Unter vieler-
ley Gesprächen wurde auch von meinem Studiren,
und dann von meinem ehemahligen Informatore
Herrn Mag. Schmeltzern erwehnet, worbey der
Senior meldete, daß er denselben vor länger als drey
Jahren allhier ordiniret, indem er sich resolvirt ge-
habt, mit einem Ost-Jndien-Fahrer zu Schiffe zu
gehen, und auf einer gewissen Jnsul das Wort GOt-
tes zu predigen.

Demnach bedünckte es mich die bequemste Zeit
zu seyn, mit denen Briefen heraus zu rücken, wel-
che mir Herr Mag. Schmeltzer und Herr Wolff-
gang an den Herrn Seniorem mitgegeben hatten,
und solches verrichtete ich bey Auftragung des Con-
fects,
bemerckte auch, daß der Herr Senior so viel
Vergnügen als Verwunderung unter währendem
Lesen schöpfte, indem ihn aber beyde zugleich er-
sucht hatten, von der gantzen Sache unnöthiger
weise nichts zu melden, weilen zu befürchten, daß
die dadurch erregte Neugierigkeit einiger See-Fah-
rer denen Felsenburgischen Einwohnern nur aller-
hand Verdrießlichkeiten verursachen möchten, so
legte er die Briefe stillschweigend zusammen, be-
wunderte die sonderbaren Führungen des Himmels,
und versprach sich ein und anderer Dinge wegen,
ingeheim mit uns zu unterreden, daferne wir uns
wolten belieben lassen, nach aufgehobener Mahlzeit
ihn in ein anderes Zimmer zu führen. Mein Vater

bezeigte

lich Monſ. Schmeltzer und Monſ. Hermann, be-
fanden ſich auch mit zu Tiſche, ſonſten aber niemand
mehr von den Stadt-Leuten, als meines Vaters ein-
tziger vertrauteſter Freund Herr O.** Unter vieler-
ley Geſpraͤchen wurde auch von meinem Studiren,
und dann von meinem ehemahligen Informatore
Herrn Mag. Schmeltzern erwehnet, worbey der
Senior meldete, daß er denſelben vor laͤnger als drey
Jahren allhier ordiniret, indem er ſich reſolvirt ge-
habt, mit einem Oſt-Jndien-Fahrer zu Schiffe zu
gehen, und auf einer gewiſſen Jnſul das Wort GOt-
tes zu predigen.

Demnach beduͤnckte es mich die bequemſte Zeit
zu ſeyn, mit denen Briefen heraus zu ruͤcken, wel-
che mir Herr Mag. Schmeltzer und Herr Wolff-
gang an den Herrn Seniorem mitgegeben hatten,
und ſolches verrichtete ich bey Auftragung des Con-
fects,
bemerckte auch, daß der Herr Senior ſo viel
Vergnuͤgen als Verwunderung unter waͤhrendem
Leſen ſchoͤpfte, indem ihn aber beyde zugleich er-
ſucht hatten, von der gantzen Sache unnoͤthiger
weiſe nichts zu melden, weilen zu befuͤrchten, daß
die dadurch erregte Neugierigkeit einiger See-Fah-
rer denen Felſenburgiſchen Einwohnern nur aller-
hand Verdrießlichkeiten verurſachen moͤchten, ſo
legte er die Briefe ſtillſchweigend zuſammen, be-
wunderte die ſonderbaren Fuͤhrungen des Himmels,
und verſprach ſich ein und anderer Dinge wegen,
ingeheim mit uns zu unterreden, daferne wir uns
wolten belieben laſſen, nach aufgehobener Mahlzeit
ihn in ein anderes Zimmer zu fuͤhren. Mein Vater

bezeigte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0622" n="606"/>
lich <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Schmeltzer</hi> und <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Hermann,</hi> be-<lb/>
fanden &#x017F;ich auch mit zu Ti&#x017F;che, &#x017F;on&#x017F;ten aber niemand<lb/>
mehr von den Stadt-Leuten, als meines Vaters ein-<lb/>
tziger vertraute&#x017F;ter Freund Herr <hi rendition="#aq">O.</hi>** Unter vieler-<lb/>
ley Ge&#x017F;pra&#x0364;chen wurde auch von meinem <hi rendition="#aq">Studi</hi>ren,<lb/>
und dann von meinem ehemahligen <hi rendition="#aq">Informatore</hi><lb/>
Herrn <hi rendition="#aq">Mag. Schmeltzern</hi> erwehnet, worbey der<lb/><hi rendition="#aq">Senior</hi> meldete, daß er den&#x017F;elben vor la&#x0364;nger als drey<lb/>
Jahren allhier <hi rendition="#aq">ordini</hi>ret, indem er &#x017F;ich <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>rt ge-<lb/>
habt, mit einem O&#x017F;t-Jndien-Fahrer zu Schiffe zu<lb/>
gehen, und auf einer gewi&#x017F;&#x017F;en Jn&#x017F;ul das Wort GOt-<lb/>
tes zu predigen.</p><lb/>
            <p>Demnach bedu&#x0364;nckte es mich die bequem&#x017F;te Zeit<lb/>
zu &#x017F;eyn, mit denen Briefen heraus zu ru&#x0364;cken, wel-<lb/>
che mir Herr <hi rendition="#aq">Mag. Schmeltzer</hi> und Herr Wolff-<lb/>
gang an den Herrn <hi rendition="#aq">Seniorem</hi> mitgegeben hatten,<lb/>
und &#x017F;olches verrichtete ich bey Auftragung des <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
fects,</hi> bemerckte auch, daß der Herr <hi rendition="#aq">Senior</hi> &#x017F;o viel<lb/>
Vergnu&#x0364;gen als Verwunderung unter wa&#x0364;hrendem<lb/>
Le&#x017F;en &#x017F;cho&#x0364;pfte, indem ihn aber beyde zugleich er-<lb/>
&#x017F;ucht hatten, von der gantzen Sache unno&#x0364;thiger<lb/>
wei&#x017F;e nichts zu melden, weilen zu befu&#x0364;rchten, daß<lb/>
die dadurch erregte Neugierigkeit einiger See-Fah-<lb/>
rer denen Fel&#x017F;enburgi&#x017F;chen Einwohnern nur aller-<lb/>
hand Verdrießlichkeiten verur&#x017F;achen mo&#x0364;chten, &#x017F;o<lb/>
legte er die Briefe &#x017F;till&#x017F;chweigend zu&#x017F;ammen, be-<lb/>
wunderte die &#x017F;onderbaren Fu&#x0364;hrungen des Himmels,<lb/>
und ver&#x017F;prach &#x017F;ich ein und anderer Dinge wegen,<lb/>
ingeheim mit uns zu unterreden, daferne wir uns<lb/>
wolten belieben la&#x017F;&#x017F;en, nach aufgehobener Mahlzeit<lb/>
ihn in ein anderes Zimmer zu fu&#x0364;hren. Mein Vater<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bezeigte</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606/0622] lich Monſ. Schmeltzer und Monſ. Hermann, be- fanden ſich auch mit zu Tiſche, ſonſten aber niemand mehr von den Stadt-Leuten, als meines Vaters ein- tziger vertrauteſter Freund Herr O.** Unter vieler- ley Geſpraͤchen wurde auch von meinem Studiren, und dann von meinem ehemahligen Informatore Herrn Mag. Schmeltzern erwehnet, worbey der Senior meldete, daß er denſelben vor laͤnger als drey Jahren allhier ordiniret, indem er ſich reſolvirt ge- habt, mit einem Oſt-Jndien-Fahrer zu Schiffe zu gehen, und auf einer gewiſſen Jnſul das Wort GOt- tes zu predigen. Demnach beduͤnckte es mich die bequemſte Zeit zu ſeyn, mit denen Briefen heraus zu ruͤcken, wel- che mir Herr Mag. Schmeltzer und Herr Wolff- gang an den Herrn Seniorem mitgegeben hatten, und ſolches verrichtete ich bey Auftragung des Con- fects, bemerckte auch, daß der Herr Senior ſo viel Vergnuͤgen als Verwunderung unter waͤhrendem Leſen ſchoͤpfte, indem ihn aber beyde zugleich er- ſucht hatten, von der gantzen Sache unnoͤthiger weiſe nichts zu melden, weilen zu befuͤrchten, daß die dadurch erregte Neugierigkeit einiger See-Fah- rer denen Felſenburgiſchen Einwohnern nur aller- hand Verdrießlichkeiten verurſachen moͤchten, ſo legte er die Briefe ſtillſchweigend zuſammen, be- wunderte die ſonderbaren Fuͤhrungen des Himmels, und verſprach ſich ein und anderer Dinge wegen, ingeheim mit uns zu unterreden, daferne wir uns wolten belieben laſſen, nach aufgehobener Mahlzeit ihn in ein anderes Zimmer zu fuͤhren. Mein Vater bezeigte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/622
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/622>, abgerufen am 03.05.2024.