Gast-Predigt, und zwar Ehren halber thun zu lassen, versprechen müssen. Jch gab zu verstehen, daß sol- ches mir von Hertzen angenehm sey, zumahlen da ich ohne dem einen starcken Catharren auf der Brust hätte. Der Verwalter aber, der sich ein wenig bey mir aufzuhalten Lust bezeigte, redete gantz treuher- tzig fort: Mein lieber Herr Magister, ich will ihnen im Vertrauen eröffnen, daß eben dieser Informator auch ein Competent um den hiesigen Pfarr-Dienst ist, allein ich weiß gewiß, daß mein Principal, den Herrn Magister vor allen andern erwehlen wird, daferne sich derselbe nur in einem eintzigen Stücke nach seinem, und sonderlich der Frau Principalin Sinne richtet. Jch stellete mich recht sehr aufmerck- sam an, einer Sache, die ich bishero nicht gemerckt oder mercken wollen, vollkommen vergewissert zu werden, im Gegentheil wußte der gute Verwalter nicht Umschweiffe genug zu machen, die ihm, von der Frau Principalin, in den Mund gelegten Worte manierlich heraus zu bringen. Jedoch ich will mich nicht lange bey dieser ärgerlichen Sache aufhalten, sondern nur kurtz heraus sagen, daß die Edel-Frau, welche nicht allein vom Jure Patronatus, sondern auch von der gantzen Haus-Herrschafft, den größten Zipfel in beyden Händen hielt, eine 35. jährige Jungfer zur Ausgeberin bey sich hatte, welche der- jenige, so die Pfarr haben wolte, unumgänglich zu heyrathen, sich anheischig machen solte. Allein ich gab dem Verwalter hierauf gantz trocken und deut- lich zu vernehmen: Daß wenn auch dieses erwehnte Frauenzimmer, ihr nicht eben heßliches Gesichte in ein englisches, und ihr mittelmäßiges Naturell, in
die
Gaſt-Predigt, und zwar Ehren halber thun zu laſſen, verſprechen muͤſſen. Jch gab zu verſtehen, daß ſol- ches mir von Hertzen angenehm ſey, zumahlen da ich ohne dem einen ſtarcken Catharren auf der Bruſt haͤtte. Der Verwalter aber, der ſich ein wenig bey mir aufzuhalten Luſt bezeigte, redete gantz treuher- tzig fort: Mein lieber Herr Magiſter, ich will ihnen im Vertrauen eroͤffnen, daß eben dieſer Informator auch ein Competent um den hieſigen Pfarr-Dienſt iſt, allein ich weiß gewiß, daß mein Principal, den Herrn Magiſter vor allen andern erwehlen wird, daferne ſich derſelbe nur in einem eintzigen Stuͤcke nach ſeinem, und ſonderlich der Frau Principalin Sinne richtet. Jch ſtellete mich recht ſehr aufmerck- ſam an, einer Sache, die ich bishero nicht gemerckt oder mercken wollen, vollkommen vergewiſſert zu werden, im Gegentheil wußte der gute Verwalter nicht Umſchweiffe genug zu machen, die ihm, von der Frau Principalin, in den Mund gelegten Worte manierlich heraus zu bringen. Jedoch ich will mich nicht lange bey dieſer aͤrgerlichen Sache aufhalten, ſondern nur kurtz heraus ſagen, daß die Edel-Frau, welche nicht allein vom Jure Patronatus, ſondern auch von der gantzen Haus-Herrſchafft, den groͤßten Zipfel in beyden Haͤnden hielt, eine 35. jaͤhrige Jungfer zur Ausgeberin bey ſich hatte, welche der- jenige, ſo die Pfarr haben wolte, unumgaͤnglich zu heyrathen, ſich anheiſchig machen ſolte. Allein ich gab dem Verwalter hierauf gantz trocken und deut- lich zu vernehmen: Daß wenn auch dieſes erwehnte Frauenzimmer, ihr nicht eben heßliches Geſichte in ein engliſches, und ihr mittelmaͤßiges Naturell, in
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0060"n="46"/>
Gaſt-Predigt, und zwar Ehren halber thun zu laſſen,<lb/>
verſprechen muͤſſen. Jch gab zu verſtehen, daß ſol-<lb/>
ches mir von Hertzen angenehm ſey, zumahlen da ich<lb/>
ohne dem einen ſtarcken <hirendition="#aq">Catharren</hi> auf der Bruſt<lb/>
haͤtte. Der Verwalter aber, der ſich ein wenig bey<lb/>
mir aufzuhalten Luſt bezeigte, redete gantz treuher-<lb/>
tzig fort: Mein lieber Herr <hirendition="#aq">Magiſter,</hi> ich will ihnen<lb/>
im Vertrauen eroͤffnen, daß eben dieſer <hirendition="#aq">Informator</hi><lb/>
auch ein <hirendition="#aq">Competent</hi> um den hieſigen Pfarr-Dienſt<lb/>
iſt, allein ich weiß gewiß, daß mein <hirendition="#aq">Principal,</hi> den<lb/>
Herrn <hirendition="#aq">Magiſter</hi> vor allen andern erwehlen wird,<lb/>
daferne ſich derſelbe nur in einem eintzigen Stuͤcke<lb/>
nach ſeinem, und ſonderlich der Frau <hirendition="#aq">Principalin</hi><lb/>
Sinne richtet. Jch ſtellete mich recht ſehr aufmerck-<lb/>ſam an, einer Sache, die ich bishero nicht gemerckt<lb/>
oder mercken wollen, vollkommen vergewiſſert zu<lb/>
werden, im Gegentheil wußte der gute Verwalter<lb/>
nicht Umſchweiffe genug zu machen, die ihm, von<lb/>
der Frau <hirendition="#aq">Principalin,</hi> in den Mund gelegten Worte<lb/><hirendition="#aq">manier</hi>lich heraus zu bringen. Jedoch ich will mich<lb/>
nicht lange bey dieſer aͤrgerlichen Sache aufhalten,<lb/>ſondern nur kurtz heraus ſagen, daß die Edel-Frau,<lb/>
welche nicht allein vom <hirendition="#aq">Jure Patronatus,</hi>ſondern<lb/>
auch von der gantzen Haus-Herrſchafft, den groͤßten<lb/>
Zipfel in beyden Haͤnden hielt, eine 35. jaͤhrige<lb/>
Jungfer zur Ausgeberin bey ſich hatte, welche der-<lb/>
jenige, ſo die Pfarr haben wolte, unumgaͤnglich zu<lb/>
heyrathen, ſich anheiſchig machen ſolte. Allein ich<lb/>
gab dem Verwalter hierauf gantz trocken und deut-<lb/>
lich zu vernehmen: Daß wenn auch dieſes erwehnte<lb/>
Frauenzimmer, ihr nicht eben heßliches Geſichte in<lb/>
ein engliſches, und ihr mittelmaͤßiges <hirendition="#aq">Naturell,</hi> in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[46/0060]
Gaſt-Predigt, und zwar Ehren halber thun zu laſſen,
verſprechen muͤſſen. Jch gab zu verſtehen, daß ſol-
ches mir von Hertzen angenehm ſey, zumahlen da ich
ohne dem einen ſtarcken Catharren auf der Bruſt
haͤtte. Der Verwalter aber, der ſich ein wenig bey
mir aufzuhalten Luſt bezeigte, redete gantz treuher-
tzig fort: Mein lieber Herr Magiſter, ich will ihnen
im Vertrauen eroͤffnen, daß eben dieſer Informator
auch ein Competent um den hieſigen Pfarr-Dienſt
iſt, allein ich weiß gewiß, daß mein Principal, den
Herrn Magiſter vor allen andern erwehlen wird,
daferne ſich derſelbe nur in einem eintzigen Stuͤcke
nach ſeinem, und ſonderlich der Frau Principalin
Sinne richtet. Jch ſtellete mich recht ſehr aufmerck-
ſam an, einer Sache, die ich bishero nicht gemerckt
oder mercken wollen, vollkommen vergewiſſert zu
werden, im Gegentheil wußte der gute Verwalter
nicht Umſchweiffe genug zu machen, die ihm, von
der Frau Principalin, in den Mund gelegten Worte
manierlich heraus zu bringen. Jedoch ich will mich
nicht lange bey dieſer aͤrgerlichen Sache aufhalten,
ſondern nur kurtz heraus ſagen, daß die Edel-Frau,
welche nicht allein vom Jure Patronatus, ſondern
auch von der gantzen Haus-Herrſchafft, den groͤßten
Zipfel in beyden Haͤnden hielt, eine 35. jaͤhrige
Jungfer zur Ausgeberin bey ſich hatte, welche der-
jenige, ſo die Pfarr haben wolte, unumgaͤnglich zu
heyrathen, ſich anheiſchig machen ſolte. Allein ich
gab dem Verwalter hierauf gantz trocken und deut-
lich zu vernehmen: Daß wenn auch dieſes erwehnte
Frauenzimmer, ihr nicht eben heßliches Geſichte in
ein engliſches, und ihr mittelmaͤßiges Naturell, in
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/60>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.