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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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die Banck hinweg und ohne Ansehen der Person 2.
Pfund Gold, und ein Sächsis. Nößel der schönsten
Orientalischen Perlen eingehändiget, auch verspro-
chen hatte, daß nach glücklicher Anländung in Euro-
pa, daferne sie sich wohl aufführeten, ein jeder noch
100. spec. Ducaten von mir empfangen solte, war
alles lustig und guter Dinge, ausser diesem machten
ihnen ein paar Fässer des mitgebrachten allerbesten
Felsenburgischen Weins, doppelte Courage, so daß
wir den 16. Nov. Nachts etwa um 1. Uhr, wohl be-
sorgt abfahren konten.

Wir gaben aber unsere Abfahrt den Groß-Fel-
senburgern durch eine Salve von 12. Canonen zu
verstehen, worauf uns aus allem auf den Felsen-
Höhen stehenden Geschütze, dreymahl hinter ein-
ander nochmahls Glück auf die Reise gewünschet
wurde, nachhero höreten wir bis über Mittag
des zweyten Tages ordentlich alle zwey Stunden,
2. Canonen-Schüsse von der Felsenburg, worauf
wir, wegen Sparsamkeit des Pulvers jedesmahl
nur mit einem Schusse antworteten, jedoch nach der
Zeit erhub sich ein etwas stärckerer Wind, welcher
unser Schiff mit fast unglaublicher Geschwindigkeit
dergestalt fortführete, daß wir die Jnsul S. Helenae,
fast 14. Tage eher, als dem ordentlichen Vermuthen
nach erreichten.

Wie glücklich aber die bis daherige gantze Fahrt
gewesen, so unglücklich war hingegen die Einfahrt
in dasigen Hafen, denn unser Schiff wurde, wie die
meisten sagten, aus Versehen des Steuer-Manns,
dergestalt gegen eine Klippe geworffen, daß wegen

des

die Banck hinweg und ohne Anſehen der Perſon 2.
Pfund Gold, und ein Saͤchſiſ. Noͤßel der ſchoͤnſten
Orientaliſchen Perlen eingehaͤndiget, auch verſpro-
chen hatte, daß nach gluͤcklicher Anlaͤndung in Euro-
pa, daferne ſie ſich wohl auffuͤhreten, ein jeder noch
100. ſpec. Ducaten von mir empfangen ſolte, war
alles luſtig und guter Dinge, auſſer dieſem machten
ihnen ein paar Faͤſſer des mitgebrachten allerbeſten
Felſenburgiſchen Weins, doppelte Courage, ſo daß
wir den 16. Nov. Nachts etwa um 1. Uhr, wohl be-
ſorgt abfahren konten.

Wir gaben aber unſere Abfahrt den Groß-Fel-
ſenburgern durch eine Salve von 12. Canonen zu
verſtehen, worauf uns aus allem auf den Felſen-
Hoͤhen ſtehenden Geſchuͤtze, dreymahl hinter ein-
ander nochmahls Gluͤck auf die Reiſe gewuͤnſchet
wurde, nachhero hoͤreten wir bis uͤber Mittag
des zweyten Tages ordentlich alle zwey Stunden,
2. Canonen-Schuͤſſe von der Felſenburg, worauf
wir, wegen Sparſamkeit des Pulvers jedesmahl
nur mit einem Schuſſe antworteten, jedoch nach der
Zeit erhub ſich ein etwas ſtaͤrckerer Wind, welcher
unſer Schiff mit faſt unglaublicher Geſchwindigkeit
dergeſtalt fortfuͤhrete, daß wir die Jnſul S. Helenæ,
faſt 14. Tage eher, als dem ordentlichen Vermuthen
nach erreichten.

Wie gluͤcklich aber die bis daherige gantze Fahrt
geweſen, ſo ungluͤcklich war hingegen die Einfahrt
in daſigen Hafen, denn unſer Schiff wurde, wie die
meiſten ſagten, aus Verſehen des Steuer-Manns,
dergeſtalt gegen eine Klippe geworffen, daß wegen

des
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[574/0590] die Banck hinweg und ohne Anſehen der Perſon 2. Pfund Gold, und ein Saͤchſiſ. Noͤßel der ſchoͤnſten Orientaliſchen Perlen eingehaͤndiget, auch verſpro- chen hatte, daß nach gluͤcklicher Anlaͤndung in Euro- pa, daferne ſie ſich wohl auffuͤhreten, ein jeder noch 100. ſpec. Ducaten von mir empfangen ſolte, war alles luſtig und guter Dinge, auſſer dieſem machten ihnen ein paar Faͤſſer des mitgebrachten allerbeſten Felſenburgiſchen Weins, doppelte Courage, ſo daß wir den 16. Nov. Nachts etwa um 1. Uhr, wohl be- ſorgt abfahren konten. Wir gaben aber unſere Abfahrt den Groß-Fel- ſenburgern durch eine Salve von 12. Canonen zu verſtehen, worauf uns aus allem auf den Felſen- Hoͤhen ſtehenden Geſchuͤtze, dreymahl hinter ein- ander nochmahls Gluͤck auf die Reiſe gewuͤnſchet wurde, nachhero hoͤreten wir bis uͤber Mittag des zweyten Tages ordentlich alle zwey Stunden, 2. Canonen-Schuͤſſe von der Felſenburg, worauf wir, wegen Sparſamkeit des Pulvers jedesmahl nur mit einem Schuſſe antworteten, jedoch nach der Zeit erhub ſich ein etwas ſtaͤrckerer Wind, welcher unſer Schiff mit faſt unglaublicher Geſchwindigkeit dergeſtalt fortfuͤhrete, daß wir die Jnſul S. Helenæ, faſt 14. Tage eher, als dem ordentlichen Vermuthen nach erreichten. Wie gluͤcklich aber die bis daherige gantze Fahrt geweſen, ſo ungluͤcklich war hingegen die Einfahrt in daſigen Hafen, denn unſer Schiff wurde, wie die meiſten ſagten, aus Verſehen des Steuer-Manns, dergeſtalt gegen eine Klippe geworffen, daß wegen des

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/590>, abgerufen am 24.11.2024.